Grandios oder granatenvoll? Beides! Pete Doherty rockt die Live Musical Hall !

collombo

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Köln - Der Anzug kann noch so schick sein, wenn der Hosenstall offen ist.
Aber das war beim Pete Doherty Konzert in der Live Music Hall in Köln auch schon egal.

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Nüchtern war er nicht.
Das hatte aber vermutlich auch keiner erwartet.
Dafür kam er britisch korrekt in Anzug mit Blumenschal, mit inzwischen grauen Schläfen.
Gitarrist Jack Jones, der ebenfalls angeschlagen das Publikum mit Songs und Poetry Slam anwärmte, wirkte in seinem angeblich ganz neuen Anzug wie eine frühere, noch etwas gesündere Version von Doherty.

Die Band (mit Geigerin, Xylophon, Mundharmonika und Co,) wirkte allesamt, als würden sie zwischen Verehrung für Pete und Hab-Acht-Stellung schwanken.

Denn niemand, auch nicht in der Band, wusste, welcher Song, was als nächstes kommt.
Aber ob stoned oder nicht, der 37-Jährige kann Musik, vor allem seine.

Becher und Mikrofonständer fliegen ins Publikum
Anfangs noch eher ruhig nahmen Doherty und Band schnell Fahrt auf.
Nach kurzer Besorgnis (hat er da wirklich gerade auf die Bühne gespuckt?) und der sehr, sehr langen Pause (kommt er noch mal oder nicht) wurde die Zugabe härter, das Publikum bekam seinen Pogo.

Pete auf seine Art auch: Erst flogen achtlos sein leerer Becher, Plektren und schließlich Mikrofonständer ins Publikum.
Irgendwann hieb er mit dem Mikro auf den Boden oder ein anderes ein und zerrte sogar an den Boxen an der Decke.

Das Publikum hatte was es wollte - inklusive Doherty-Hits, seinem Gitarrensound und erstaunlich perfektem Mundharmonika-Spiel.
Zugabe fertig, Peter geht ab, Licht an, das Publikum strömt aus dem Saal.
Und dann?
Fängt der hinter ihrem Rücken einfach wieder an!

Die zweite Zugabe des unberechenbaren Briten verpassten die Eiligen, die schon an der Garderobe vorbei waren.
Die anderen kamen in den Genuss von Teil drei, der fast schon experimentell war.

Pete Doherty zwischen Punk und Poet
Fazit: Die Show war teils grotesk lustig wie bei „Dinner for one“, weil man nie wusste, ob sich Doherty jetzt doch schließlich über den Tigerkopf/ das Mikrokabel stürzt.
Den härtesten Job hatte wohl das Crew-Mitglied, das zu Petes Missfallen geflissentlich versuchte, seine zerstörten Mikroständer auszutauschen - die der sofort wieder per Fußtritt von der Bühne beförderte.

Trotzdem: Die Erwartungen wurden in jegliche Richtung perfekt erfüllt!
Pete Doherty, irgendwas zwischen grandios und granatenvoll, Punk und Poet.

Ab und an stellt man sich aber doch die Frage: Wie würde er das wohl machen, wenn er nüchtern wäre?
Besser?
Schlechter?
Wir werden es wohl nie erfahren…


 
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