BR-Redakteure drehen Doku über Bundesnachrichtendienst: Geheimnis BND - darauf zielt ein Film jetzt ab !

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BR-Redakteure drehen Doku über Bundesnachrichtendienst: Geheimnis BND - darauf zielt ein Film jetzt ab !

Der Schießstand auf dem Gelände des BND in Pullach: Nur ein spektakulärer Schauplatz, an denen die Filmemacher Philipp Grüll und Matthias Sebening für ihre Dokumentation über einen der geheimnisvollsten Orte der Bundesrepublik drehen durften.

Der Film läuft am 5. September in der ARD.

Als Wolf Schultze ein kleiner Bub war, wohnte er in einem riesigen Spielparadies mit viel Grün und vielen anderen Kindern.
Er hatte auch eine Katze.
Die hätte er allerdings fast weggeben müssen, denn in seiner Wohnsiedlung waren Katzen nicht erlaubt.
Aber er hatte Glück: Weil seine Mutter einen guten Draht zu Hitler hatte, durfte er das Tier behalten – alltägliche Banalität an einem Ort, von dem aus sich der Terror nach ganz Europa ausbreitete.

Diese „Schizophrenie“ ist nur ein Aspekt, den die BR-Filmemacher Philipp Grüll (li.) und Matthias Sebening in ihrer Dokumentation über den Bundesnachrichtendienst (BND) in Pullach zeigen.
Den beiden Reportern wurden mehrtägige Dreharbeiten an einem der geheimnisvollsten Orte der Bundesrepublik gestattet.
Aus über 20 Stunden Material ist ein beeindruckendes 45-minütiges Werk entstanden, das Geschichte(n) aufleben lässt.

„Das Faszinierendste für uns war, dass sich auf engstem Raum ganze historische Linien kreuzen: Drittes Reich, Kalter Krieg und die Geschichte der Bundesrepublik sind miteinander verwoben und verknüpft wie eigentlich an keinem anderen Ort.
In Hitlers ehemaligem Bunker Hagen üben bis heute die deutschen Geheimagenten an der Waffe.
Und in der Präsidentenvilla von Martin Bormann hat der BND-Präsident sein Büro“, sagt Grüll (33).

Transportiert wird dieses „Nebeneinander der Epochen“ über Interviews mit Zeitzeugen wie Wolf Schultze, der als Kind in der NS-Siedlung Sonnenwinkel wohnte oder Hedy Epstein, die Grüll und Sebening in den USA interviewten.
Epstein wurde als Kind mit dem „Kindertransport“ nach England geschickt.
So überlebte sie den Holocaust.
Nach dem Krieg kehrte sie nach München zurück, um ihre Eltern zu suchen und fing an, bei der Censorship Division zu arbeiten.
Die US-Zensurbehörde zog nach Kriegsende in die ehemalige Nazi-Siedlung ein und überwachte den Postverkehr und das Telefon in Bayern.

„Eine jüdische Frau wohnte nach Kriegsende also dort, wo vorher die Nazi-Elite daheim war.“
Nachfolger der „Civilian Censorship Division“ in Pullach war die Organisation Gehlen, aus der 1956 der BND hervorging.
„Spannende Geschichten gibt es unzählige.
Die große Herausforderung für uns war es, sie zu bebildern.“
Filmisch gut erzählen lasse sich zum Beispiel der „Fall Felfe“: „Heinz Felfe war ein Maulwurf im BND.
Er hat eigentlich für den KGB gearbeitet.

Im Film kommt ein Mann zu Wort, der zu seiner Entlarvung beigetragen hat.
Felfe konnte in der Präsidentenvilla des BND verhaftet werden.“
Die Statuen vor der Villa – ein Relikt der Nazizeit.
„Überhaupt ist viel NS-Kunst noch dort.
Wir waren überrascht, wie viel in den Gebäuden aus vergangenen Zeiten ist und wie verfallen manches ist.
So wie im Waldhaus: Putz blättert ab, Spinnweben hängen von den Wänden.“
Im Waldhaus habe die Ausbildung der BND-Mitarbeiter stattgefunden.

„Wenn man da reingeht, ist es, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Auf der gewischten Tafel kann man noch lesen, dass da in Kreide ,1996‘ stand.“
Auch der ehemalige BND-Präsident Hans-Georg Wieck war bei seinem Amtsantritt „irritiert“ über den Zustand des Geländes.
Zudem sei der Standort des rund 600 Kilometer von Bonn entfernten BND auch ein Nachteil gewesen sei: „Die Entfernung war im Kopf 1000 Kilometer, 2000 Kilometer, 10 000 Kilometer.“

Der BND, ein abgeschotteter Eigenbrötler, der fernab der Regierung vor sich hinwurstelt?
Wieck: „Da fuhr jeden Tag ein Auto mit den Berichten nach Bonn oder sie fuhren mit dem Zug.
Und dann kam das da an und musste irgendwo verteilt werden.
Und wenn das aktuelle Berichte waren, dann kamen sie auf den Tisch des Referenten oder auch des Abteilungsleiters, wenn das Ereignis schon längst vorbei war.“

In Kürze soll der Umzug nach Berlin abgeschlossen sein, etwa 1000 Mitarbeiter bleiben am Isarhochufer.
Nachnutzungspläne gibt es noch nicht.
Pullachs Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund kann sich auf dem unter Ensembleschutz stehenden Areal ein Dokumentationszentrum vorstellen.

Die Doku ist am Montag, 5. September, um 23.30 Uhr in der Reihe „Geheimnisvolle Orte“ in der ARD zu sehen.


 
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