Blutspur führt nach NRW - Mutmaßlicher Serienmörder gefasst !

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Blutspur führt nach NRW - Mutmaßlicher Serienmörder gefasst !

Düsseldorf. Zielfahnder arbeiten immer erfolgreicher: Jetzt haben sie in Düsseldorf einen mutmaßlichen brutalen Killer aus dem Zug heraus verhaftet.

Den Wiener Polizisten, die am Abend des 19. Mai in die Böckingstraße 13 in den Vorort Donaustadt gerufen wurden, bot sich ein Tatort wie aus einem skandinavischen Thriller.
Im Garten der Adresse fanden sie die übel zugerichtete Leiche des 75-jährigen Gerhard H., eines ehemaligen Kfz-Mechanikers und aktiven SPÖ-Kommunalpolitikers.
Nahebei lag die von Erna (74), seiner Frau, einer früheren Krankenpflegerin.
Ansonsten blieb den Beamten erst einmal viel zu rätseln.

Durchwandert ein marodierender Mörder den Kontinent?
Dutzende Dolcheinstiche in Kopf, Hals und Oberkörper bei beiden Opfern stellten die Ermittler fest.
Gespenstisch: Die entkleidete Leiche der Frau trug einen lateinischen Schriftzug.
„Tantum ergo“ hatte der Täter mit braunem Lack auf ihren Körper geschrieben, zu deutsch: Also dieses.
Die ersten Worte eines mystischen Kirchenliedes von Thomas von Aquin aus dem 13. Jahrhundert.

Schnell sind den Beamten Parallelen zu einer anderen Bluttat aufgefallen.
Die hatte sich – nur drei Wochen zuvor - 1100 Kilometer weiter nördlich in Schweden abgespielt.
Ihnen dämmerte: Auf dem Kontinent könnte ein marodierender Killer unterwegs sein.
Mit welchem Motiv auch immer.

Gemetzel in Göteborg
Denn ähnlich wie das Gemetzel an dem Wiener Ehepaar war der Mord an einem 79-jährigen Bauunternehmer in Göteborg am 22. April abgelaufen.
Auch er war mit zahlreichen Messerstichen getötet worden.
Auch seine Leiche trug eine Aufschrift.
Auch seine Wohnung hatten der oder die Mörder verwüstet – ohne dort Wesentliches zu erbeuten.
In Wien waren allerdings auch das Auto des Paares und die Bankkarte der Frau verschwunden.

Jetzt sitzt der Pole Dariusz K., 29, in Deutschland unter dringendem Tatverdacht in U-Haft.
Ihm wird vorgeworfen, alle drei Opfer getötet und weitere schwere Verbrechen in den Niederlanden, Polen und in der Tschechischen Republik begangen zu haben.
Das Wiesbadener Bundeskriminalamt bezeichnet ihn als „mutmaßlichen Serienmörder“.
Mehrere Regierungen wollen die Auslieferung.

Dariusz K. aus dem Zug heraus verhaftet
Nordrhein-westfälische Kollegen der Wiener Zielfahnder, die am Ende Behörden in sechs europäischen Staaten mobil gemacht hatten, konnten den Mann am 8. Juni festnehmen.
Experten des Landeskriminalamtes (LKA) holten ihn um elf Uhr morgens aus einem Zug in Düsseldorf Hauptbahnhof.
Der tatverdächtige Dariusz K. hatte bei seinem Streifzug durch Europa Fehler gemacht und Spuren hinterlassen.
So hob K. drei Tage nach dem Doppelmord in der Wiener Donaustadt in Niederösterreich mit der gestohlenen Karte Geld ab.
Den Wagen ließ er hier stehen.
Er chattete auch mit Freunden.
So etwas geht heute nicht mehr unbemerkt.

Die Ermittler fanden im Auto DNA-Spuren, werteten Aufnahmen aus der Überwachungskamera vor dem Bankautomaten aus, kamen an die Handy-Daten.
Der Mann nutzte ein polnisches Mobiltelefon, das in Deutschland registriert war, und einen verdeckten Facebook-Account, um mit seinen Freunden in Verbindung zu bleiben.
Er legte selbst die Wege an, über die ihm zuletzt die NRW-Polizei auf die Spur kam, als er auf ihrem Terrain auftauchte.
Systematische gemeinsame europaweite Fahndung
Dabei ist der Zugriff am 8. Juni für das Landeskriminalamt am Rheinufer eine reine Auftragsarbeit gewesen.
So etwas wird im Rahmen von „Enfast“ erfüllt, dem System, mit dem europaweit flüchtige Schwerstkriminelle gejagt werden.
Die Polizeien in Europa tauschen Daten und Fahndungsergebnisse aus, nutzen gemeinsam Technologien, führen zusammen Schulungen durch.
Den Anstoß zur Kooperation hatte die EU gegeben.

Die Zielfahnder aerbeiten immer erfolgreicher
Zielfahnder arbeiten mit immer größerem Erfolg – und das oft weit weg vom Tatort.

Bayerischer Polizei gelang es, Mario S. In Thailand verhaften zu lassen.
Der aus Köln stammende 52-Jährige hatte in München versucht, die Frau eines Sparkassenmanagers zu kidnappen.
In Uruguay klickten für zwei Führer der Sekte „Lichtoase“ die Handschellen.
Sie stehen im Verdacht, ein 13-jähriges Kind aus Detmold 1994 über Monate schwer missbraucht zu haben.
Ungarische Zielfahnder nahmen einen Niederländer fest, der von der Staatsanwaltschaft in Aachen wegen Kokainhandels gesucht wurde.

Immer sind es nur „herausragende Fahndungsfälle“, in denen die internationale Zusammenarbeit unter dem Schirm des „Enfast“-Vertrages aktiviert wird, sagt Frank Scheulen von Landeskriminalamt aus Düsseldorf.
2012 und 2013 gelang es zunächst in jeweils zwei nordrhein-westfälischen Fällen, die Täter dingfest zu machen.
2014 waren es schon fünf.

Auch beim Bundeskriminalamt (BKA) ist man zufrieden.
Europaweit stieg die Zahl der einschlägigen Festnahmen von 42 im Jahr 2010 auf 223 im letzten Jahr.
Es gebe auf der Welt „kein wirklich sicheres Versteck“ mehr, sagt Holger Münch, der neue BKA-Chef.

Die Kooperation, bei der zum Beispiel vom BKA auch 68 Verbindungsbeamte rund um den Erdball eingesetzt werden, ist bei offenen Grenzen wohl auch eine Art Notwehr.
Der europäische Rat, der „Enfast“ in Auftrag gab, hat festgestellt, die Sache sei nötig, weil „die Abschaffung der Kontrollen an den Binnengrenzen Möglichkeiten für gutgläubig handelnde Bürger bietet, aber auch von verdächtigen oder verurteilten Personen genutzt werden kann, um sich der Justiz zu entziehen“.

Für Letztere geht der Schlagbaum wieder öfter runter.


 
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