Bill Cosby vor Gericht - Strafmaß wohl erst Dienstag !
Norristown Sexuelle Belästigung, Missbrauch und Vergewaltigung: 60 Frauen erheben Vorwürfe.
Gegen eine Strafe will Bill Cosby Berufung einlegen.
Der US-Entertainer Bill Cosby ist erstmals seit seinem Schuldspruch wegen sexueller Nötigung in drei Fällen vor Gericht erschienen.
Im dunkelblauen Anzug betrat der 81-Jährige am Montag den Saal in Norristown (Pennsylvania), geführt von seinem Assistenten Andrew Wyatt. Cosby wirkte ausgeruht und tauschte sich mehrfach mit seinen Verteidigern aus.
Richter Steven O’Neill wollte das Strafmaß voraussichtlich am Dienstag verkünden.
Vorher sollten Zeugen und Cosby selbst die Gelegenheit haben, sich abschließend zu äußern.
Ein erster Prozess im Juni 2017 endete wegen einer uneinigen Jury ergebnislos.
Für jeden der drei Vorfälle aus dem Jahr 2004 ist eine Höchststrafe von zehn Jahren möglich, die tatsächliche Strafe könnte allerdings deutlich darunter liegen.
Cosbys Anwälte wollen zudem Berufung einlegen.
Mittlerweile lässt sich Bill Cosby schon von einem dritten Team an Verteidigern vertreten, angeführt von Anwalt Joseph Green.
Er kann das Urteil unmittelbar nach Verkündung des Strafmaßes anfechten.
Das Verfahren könnte sich dann bis zum höchsten Gericht Pennsylvanias ziehen.
Cosbys Frau Camille lässt bei der Beschwerdekammer des Staates zudem untersuchen, ob Richter O’Neill in dem Prozess möglicherweise befangen war.
Die Anhörung am Montag drehte sich unter anderem um das öffentliche Register für Sexualstraftäter, das in allen 50 Bundesstaaten der USA geführt wird.
Green hält die Einstufung Cosbys als „gewaltbereiter Sexualverbrecher“ für unzulässig.
Staatsanwältin Tracy Piatkowski argumentierte dagegen, das entsprechende Gesetz solle Verurteilte nicht öffentlich an den Pranger stellen, sondern die Bevölkerung schützen.
Seit Cosby wegen sexueller Nötigung in drei Fällen schuldig gesprochen wurde, ist das Image des einst so beliebten Entertainers in den USA wohl endgültig gekippt.
„Serien-Vergewaltiger“, steht in schwarzen Lettern auf dem rosafarbenen Stern am „Walk of Fame“ in Hollywood.
Fünf Monate hat er seit Verkündung des Urteils in seinem Haus ausgeharrt.
Das grüne, stattliche Anwesen der Cosbys in einem Vorort von Philadelphia überzieht eine Fläche von fast drei Fußballfeldern, aber Hausarrest bleibt Hausarrest: Verlassen darf Cosby es nur für Besuche beim Arzt oder Anwalt und mit entsprechender Genehmigung des Gerichts.
Und Tag für Tag wacht er mit der GPS-Fußfessel auf, die Richter Steven O’Neill angeordnet hatte – eine tägliche Erinnerung daran, dass der einstige TV-Papa Amerikas nun ein verurteilter Sexualstraftäter ist.
60 Frauen werfen Cosby sexuelle Übergriffe vor
60 Frauen haben Cosby sexuelle Übergriffe vorgeworfen, auch wenn es im Prozess nur um einen Fall aus dem Jahr 2004 ging.
Ingesamt sagten dennoch fünf Zeuginnen im Prozess aus.
Darunter Ex-Supermodel Janice Dickinson, die Cosby beschuldigte, sie 1982 betäubt und vergewaltig zu haben.
Zudem klagte sie ihn wegen Verleumdung an, weil Cosby sie eine Lügnerin nannte.
Hauptbelastungszeugin des Prozesses ist Andrea Constand, das einzige mutmaßliche Opfer Cosbys, dessen Vorwürfe zur Anklage noch nicht verjährt waren.
Die 45-Jährige wirft Cosby vor, sie 2004 in seiner Villa missbraucht zu haben.
Cosby bestreitet das: Es sei zwar zum Sex gekommen, aber einvernehmlich.
Das Kennedy Center in Washington widerrief mittlerweile die Auszeichnungen an ihn, die Oscar-Akademie schloss ihn aus.
Der Schuldspruch machte Cosby zum ersten verurteilten Prominenten in Zeiten der MeToo-Bewegung , noch bevor bei Produzent Harvey Weinstein die Handschellen klickten.
Wie sich der ganze Rummel auf Cosbys Gesundheit niedergeschlagen hat, kann man nur ahnen.
Er ist offiziell als blind eingestuft, bei Gericht erschien er mit einem Gehstock.
Auch abseits des Prozesses haben die Cosbys turbulente Monate hinter sich.
Tochter Ensa war im Februar mit nur 44 Jahren an einem Nierenleiden gestorben.
Von den fünf gemeinsamen Kindern – der einzige Sohn Ennis wurde 1997 bei einem Raubüberfall auf der Autobahn in Kalifornien ermordet – leben nun noch drei.
Zumindest nach außen vermitteln sie Geschlossenheit.
Cosbys jüngste Tochter Evin (42) hatte sich im Prozess hinter ihren Vater gestellt und den Medien-Rummel in einem hitzigen Post auf Facebook als „öffentliche Verurteilung“ bezeichnet.