Nach 25 Jahren: Es ist soweit - Deutscher Kultsender wird abgeschaltet !

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Köln - Bittere Pille für alle Kids der 90er: Ein Vierteljahrhundert nach seiner Gründung wird der Musiksender Viva am 31. Dezember 2018 endgültig eingestellt.

Viva teilte sich schon seit längerem einen Programmplatz mit Comedy Central.

Viva war Sprungbrett für Stefan Raab, Heike Makatsch und Oliver Pocher

Deren Sendezeit werde ab Januar 2019 auf 24 Stunden ausgeweitet, sagte Viacom-Sprecher Claas Paletta.
Der einstige Kultsender Viva war 1993 als deutscher Gegenentwurf zu MTV mit Pop-Musik auf Sendung gegangen.

Zu den jungen Moderatoren gehörte in den 90er Jahren unter anderen Heike Makatsch, Olli Pocher, Mola Adebisi, Stefan Raab, Charlotte Roach, Nadine Krüger, Sarah Kuttner und Co.
2004 übernahm Viacom den Sender.

Viva war seit den 90ern Kult

„Wir sind mehr als nur ein Fernsehsender, denn wir sind euer Sprachrohr und euer Freund“, sagt Heike Makatsch, man schreibt das Jahr 1993 und ein neuer - ziemlich bunter - Sender hat gerade den Betrieb aufgenommen.
Und Viva, so heißt der Kanal, hat Großes vor, auch wenn es aus dem Mund von Makatsch dahingeplappert klingt: „Und ab heute bleiben wir für immer zusammen, okay?“

25 Jahre später klingen diese Worte aus den Anfangstagen von Viva nicht mehr groß.
Man weiß, dass sie eine Illusion geblieben sind - so wie vieles, an das man in den 90ern glaubte, etwa die dauerhafte gesellschaftliche Akzeptanz von Tätowierungen oberhalb des Steißbeins („Arschgeweih“).
Viva wird nicht für immer bleiben, sondern endgültig abgeschaltet.
Viva wird um 14 Uhr abgestellt

Um 14 Uhr ist Schluss, ironischerweise heißt die Abschluss-Show „Viva Forever“ (deutsch: Viva für immer).
Danach endet eine Fernseh-Ära.

Kaum ein Sender verkörperte das Lebensgefühl zwischen Backstreet-Boys-Poster, Inlineskates und Tamagotchi einst so sehr wie der Musikkanal aus Köln.

Angetreten war er als deutsche Antwort auf die globale Coolness-Marke MTV.
Die Betonung lag dabei durchaus auf deutsch.
Auf Viva sollte deutsche Musik einen Platz haben, auch zur besseren Vermarktung.

MTV sitze „auf einer Insel hinter dem Ärmelkanal“, erklärte Viva-Gründer Dieter Gorny.
„Viva sitzt in Köln, mittendrin.“
Als Macher des neuen Senders stieg Gorny selbst zum „Paten der Popmusik“ auf.
Mit MTV lieferte man sich einen erbitterten Kampf um Quoten.
Viva traf den Nerv des Publikums in den 90ern

Vivas Geheimnis war allerdings, dass der Sender auf andere Art gar nicht deutsch war: Perfektionismus und Millimeterarbeit gehörten nicht zu seinen Tugenden.
Die Moderatoren quatschten fast betont unprofessionell in die Kamera.

Damit trafen aber den Nerv ihres Publikums, das zu Hause mit Zahnspange herumlümmelte und sich auch alles andere als perfekt fühlte.
„Es gab keine Moderatoren-Schulung oder so.
Das war Trial and Error - und es war auch sehr viel Error dabei“, berichtet Moderatorin Milka Loff Fernandes heute.

Stefan Raab sprang durch die Sendung „Ma' kuck'n“, Charlotte Roche zeigte in „Fast Forward“ Achselhaar.
Wenn eine angesagte Band zu Viva in den Kölner Mediapark kam, belagerten Teenager das Areal.
Den Moderatoren wurden zwar ein paar Anweisungen gegeben, im Grunde ließ man sie aber einfach machen.

Oliver Pocher: „Viva war damals das, was heute YouTube ist“
„Wenn eine Girlgroup kam, sollte man sie zum Beispiel keinesfalls live singen lassen“, erinnert sich Oliver Pocher.
Er habe dagegen natürlich regelmäßig verstoßen.
„Viva war damals das, was heute YouTube ist“, sagt Pocher.

Unter anderem mit YouTube fing auch der Niedergang an.
Im Internet entstand neue Konkurrenz, Musik wurde anders konsumiert.
Auf Viva lief plötzlich sehr viel nervige Klingeltonwerbung.

2004 übernahm der amerikanische Medienriese Viacom, Eigner von MTV, Viva.
Aus Konkurrenten wurden nun plötzlich Schwestern.
Eine Vorzeige-Sendung wie „Interaktiv“ wurde gestrichen.
Der Sturz in die Bedeutungslosigkeit war irgendwann kaum noch aufzuhalten.

Am 31. Dezember will Viva noch mal auf seine größten Momente zurückblicken.

Das erste je gezeigte Musikvideo etwa war „Zu geil für diese Welt“ der Fantastischen Vier.
Die Band hat sich bereits dafür ausgesprochen, genau mit diesem Lied auch zu enden.
Auch das wäre ja durchaus eine Botschaft.


VIVA FOREVER - DIE SHOW !

Die Musikvideos "Zu geil für diese Welt", "Durch den Monsum" und "Viva Forever" mussten herausgeschnitten werden, da der vorherige Upload weltweit blockiert wurde.
Zusammen mit Mola Adebisi, Sarah Kuttner, Oliver Pocher, Collien Ulmen-Fernandes und Loona schmeißt Jan Köppen eine gebührende Party voller Flashbacks, Retro-Vibes und Farewell-Momenten.
Ein Stück Popkultur geht, aber das Lebensgefühl bleibt.



 
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