Prozessauftakt im Fall Niklas (†17) !

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Prozessauftakt im Fall Niklas (†17) !

Fall Niklas (†17): Ein Angeklagter schweigt, der andere spricht von „Irrtum“ .....

Bonn - Einer schweigt, einer will es nicht gewesen sein.
Zum Prozessauftakt im Fall Niklas (†17) bekamen Walid S. (21) und Roman W. erstmals Gelegenheit, den Richtern ihre Version der Geschichte zu erzählen und auf die Vorwürfe gegenüber der Kammer zu reagieren.

Walid S. beteuert weiterhin, mit der schlimmen Attacke auf Niklas Pöhler nichts zu tun gehabt zu haben.
„Mein Mandant war in der Nacht auf den 7. Mai mit seiner Freundin unterwegs im Kurpark.“

Dort hätten die jungen Leute, die Clique um Walid, zur Tatzeit häufig gefeiert, erklärte Martin Kretschmer, der Anwalt von Walid S., der aktuell in Wuppertal in U-Haft sitzt.

S. habe den Kurpark nur einmal verlassen, um an einer Tankstelle „kleine Einkäufe“ zu erledigen.
Am frühen Morgen sei er mit seiner Freundin aus dem Kurpark aufgebrochen, am Tatort, dem Rondell in der Rheinallee, sei er die ganze Nacht nicht gewesen.

„Meinem Mandanten ist bekannt, dass ihn ein Zeuge an der Tatörtlichkeit erkannt haben will“, so Kretschmer.
„Dazu sagt mein Mandant, der muss sich schlichtweg irren.“

Und in Bezug auf die Jacke mit Niklas' Blutflecken und DNA, die bei S. gefunden wurde: „Diese steht nicht in seinem Eigentum.
Er sagt, er habe die Jacke erst nach dem Tatgeschehen von einem anderen erhalten."

S.' Mitangeklagter Roman W. hat zum „Komplex Niklas“ bisher gar nichts gesagt.
Sein Anwalt Dr. Peter Krieger gab lediglich für die angeklagte Attacke auf einen Zeugen im „Fall Niklas" eine Erklärung im Namen des 21-Jährigen ab.

W. habe auf Pützchens Markt reichlich getrunken, als er auf dem Heimweg auf den Zeugen traf, habe der gegrinst, ihn provoziert und „mit mir geredet, als seien wir beste Freunde".

Da sei er wütend geworden.
Als der Mann dann aber noch weiter grinste, habe er ihn niedergeschlagen, noch weitere Schläge verpasst.
Getreten haben will W. den Zeugen aber nicht.

Zum „Fall Niklas“ werde sein Mandant nichts sagen, so Krieger.
Er kündigte an: „Mein Mandant wird für die weitere Hauptverhandlung schweigen."



 
So schlimm leidet Mutter Denise im Bonner Gerichtssaal !

Bonn -Die langen dunklen Haare hat sie zu einem straffen Pferdeschwanz gebunden.
Sie wirkt nachdenklich, gefasst.
Die Frau in der schwarzen Bluse, die auf der Bank neben dem Staatsanwalt Platz nimmt, ist Niklas’ Mutter.

Denise Pöhler hat mit Spannung auf den Prozess gegen die mutmaßlichen Schläger gewartet.
Die Männer, die für die brutale Attacke verantwortlich sein sollen, die ihrem Jungen das Leben kostete.

Als die beiden 21-Jährigen in den Saal gebracht werden, ringt die 48-Jährige kurzzeitig um ihre Fassung, hat sich aber schnell wieder im Griff.

Doch trotz aller äußerlichen Gefasstheit – die Mutter geht durch die Hölle.
„Sie ist in einer denkbar schlechten Verfassung“, betont Rechtsanwalt Dr. Dirk Simon.

Er steht Denise Pöhler, die als Nebenklägerin am Prozess teilnimmt, bei.

Nicht etwa Rachegelüste trieben sie an, so Simon: „Sie hofft, die Wahrheit zu erfahren.
Von den Zeugen, vielleicht auch von den Angeklagten, wenn sie es denn waren.
Wenn sie es getan haben, sollen sie dazu stehen.
Man muss ihren Mut anerkennen, den Angeklagten Auge in Auge gegenüber zu sitzen.“

Vom Verhalten von S. und W. sei Pöhler nicht überrascht gewesen.
„Wir sind nicht davon ausgegangen, dass sie in Tränen ausbrechen und Geständnisse ablegen.“

Pfarrer Dr. Wolfgang Picken hat die Brad Breisigerin, die von Niklas’ Tante ins Gericht begleitet wurde, eng durch die schweren acht Monate begleitet, seit Niklas nach sechs Tagen im Koma starb.

Der Godesberger Dechant auf die Frage, wie Denise Pöhler den Prozess durchstehen will: „Ich glaube, das weiß sie selbst nicht.
Sie hangelt sich von Tag zu Tag und hofft, dass die Konfrontation mit der Wahrheit hilft.“



 
Vorgeschichte im Fall Niklas: Flaschen-Attacke - Walid will es wieder nicht gewesen sein !

Bonn - Prozesstag zwei im „Fall Niklas“.
Das Jugendschwurgericht beschäftigte sich am Freitag nicht mit dem Tod des 17-Jährigen, sondern mit einer anderen Schlägerei, an der Walid S. (21), der Niklas den tödlichen Fausthieb versetzt haben soll, beteiligt war.

Prügelei gestanden
Immerhin gab S. zu, dass er sich am 30. April, eine Woche vor dem tragischen Zwischenfall, der Niklas das Leben kostete, geprügelt hat.
Nur mit der Jägermeisterflasche, die er einem Kontrahenten bei der Keilerei laut Anklage über den Kopf gezogen haben soll – mit der will Walid mal wieder nichts zu tun gehabt haben.

Zeugen taxiert, Augen verdreht
Auch im „Fall Niklas“ beteuert der 21-Jährige nach wie vor seine Unschuld.
Im Gegensatz zum ersten Prozesstag wirkte der 21-Jährige latent aggressiv, taxierte die Zeugen, verdrehte die Augen, schüttelte den Kopf.

Sein Anwalt Martin Kretschmer schilderte für Walid, was sich in der Nacht zum 30. April abgespielt haben soll.
In der Rheinaue habe es eine Vorgeschichte zu der späteren Schlägerei am Hauptbahnhof gegeben.
„Mein Mandant sagt, er sei von einer Gruppe beleidigt, als Hurensohn beschimpft worden.“

Es sei zu einer Auseinandersetzung gekommen, bei der auch S. einstecken musste.
Schließlich sei er ins Gleisbett geschubst oder getreten worden, so Kretschmer.
Wer damals mit ihm unterwegs war, wolle Walid nicht sagen.

Zweite Keilerei am Hauptbahnhof
Als die Polizei an der Haltestelle Rheinaue einschritt, verzogen sich die gegnerischen Gruppen in alle Richtungen.
Zwei Stunden später das Aufeinandertreffen am Hauptbahnhof.
Das mit der Flasche getroffene Opfer (18): „Das waren 15 oder 16 Mann.
Walid stürmte von vorne auf mich los, hat eine Ausholbewegung mit der Flasche gemacht.
Danach wurde alles schwarz, weil ich ohnmächtig war.“

Platzwunde, Gehirnerschütterung
Ein Kumpel (19) des 18-Jährigen sagte, er habe gesehen, wie Walid seinen Kumpel angriff.
Von einer Flasche hat er nichts mitbekommen.
Als die Polizei eingetroffen war, hatte das zerbrochene Glas neben dem Jungen gelegen.
Er trug eine Platzwunde, eine Gehirnerschütterung davon.

Weitere Zeugen?
Nach zwei Stunden war der zweite Prozesstag – wieder von einem Großaufgebot an Presse und Zuschauern beobachtet – zu Ende.
Im Nachgang zum Prozessauftakt hatten sich übrigens noch Zeugen gemeldet, die zur Aufklärung im „Fall Niklas“ beitragen wollen.
Sie werden derzeit von der Polizei vernommen, anschließend prüft das Gericht, ob sie im Prozess gehört werden.


 
Roman W. drohte: „Nenn der Polizei nie wieder meinen Namen“ !

Bonn - Im Prozess um den Tod des verprügelten Schülers Niklas Pöhler (†17) hat erstmals ein Zeuge über die Tatnacht berichtet.
Der 29-Jährige meinte allerdings, nicht sicher sagen zu können, ob er den Mitangeklagten Roman W. (21) damals gesehen habe oder nicht.

„Geh nicht da hin, da sind Bullen“
Er sei mit Bekannten die Rheinallee entlang gegangen, als ihnen eine Gruppe entgegen gekommen sei – laut seinen Zeitangaben kurz nachdem sich ganz in der Nähe der Angriff auf Niklas ereignet hatte.

Einer der Männer habe gesagt: „Geht nicht da hin, da sind Bullen“.
Laut Schilderungen eines seiner Begleiter sollte es sich dabei um Roman W. gehandelt haben, so der Zeuge.

Diesem wird unter anderem vorgeworfen, in der Nacht eine Begleiterin von Niklas geschlagen zu haben.
Den schließlich tödlichen Prügelangriff auf Niklas legen die Ermittler Walid S. zur Last, der ihn aber bestreitet.
W. hatte von einem Angriff auf Niklas abgehalten werden können, so die Anklage.

Zeugen bedroht
Am dritten Prozesstag am Freitag ging es in Bezug auf Roman W. auch um eine mitangeklagte Bedrohung des 29-jährigen Zeugen.
Am 11. September 2016 waren W. und der Bonner auf dem Heimweg von Pützchens Markt aufeinandergetroffen.

„Roman hat mich geschlagen, dann mit einem Kumpel versucht, auf mich einzutreten.
Ich konnte mich aber schützen“, so der 29-Jährige.
Grund für die Attacke: Seine Aussage bei der Polizei.
„Roman meinte, er fände es nicht gut, dass ich ausgesagt hätte.
Ich solle seinen Namen nie mehr wieder bei der Polizei nennen."


 
Rätsel um Jacke: Ließ ein Anwalt ein Beweismittel verschwinden ?

Bonn - Der Fall Niklas (†17).
In der Nacht zum 7. Mai 2016 war der Schüler aus Bad Breisig am Rondell in der Rheinallee heftig attackiert worden, starb eine knappe Woche später.

Zeuge von Angeklagtem bedroht
Im Prozess um Niklas’ tragischen Tod sagte am Freitag Ozun B. (Name geändert) als Zeuge aus.
Dem 29-Jährigen wurde am 11. September von Roman W., einem der beiden Angeklagten, übel mitgespielt.

B. war sich zwar nicht sicher gewesen, glaubte aber, W. kurz nach der Attacke auf Niklas in der Nähe des Tatortes gesehen zu haben.
Und hatte das auch der Polizei gesagt.

„Roman war mit mir im gleichen Bus, sagte, er müsse mit mir reden“, berichtete B. vor Gericht.
„Wir sind dann ausgestiegen.
Roman meinte, er hätte das nicht gut gefunden, dass ich ihn bei der Polizei angegeben habe.“

„Nenn der Polizei nie mehr meinen Namen“
Ein Kumpel (22) W.s, der mit dabei war, habe ich dann abgelenkt: „Es ging um den Niklas-Fall.
Er hat mich einen Zinker und Verräter genannt.“
Genau da habe Roman ihm an den Kiefer geschlagen.
„Ich bin gefallen, habe dann noch Tritte Richtung Kopf und in die Seite bekommen.“

Anschließend soll W. (hat die Attacke auf B. gestanden) noch gedroht haben: „Nenn meinen Namen nie wieder der Polizei!“
Erst, als der nächste Bus kam, seien die Schläger getürmt.

Ließ Anwalt Beweismittel verschwinden?
Rätsel gibt es um eine mysteriöse Jacke.
Ein Zeuge, der sich erst nach Prozessauftakt gemeldet hatte, berichtete der Polizei, ein Anwalt habe ihm erzählt, seine Kanzlei habe das Kleidungsstück, das mit dem Fall zusammenhänge, „schnell beiseitegeschafft“.
W.s Anwalt Peter Krieger beantragte am Freitag, den Zeugen vor Gericht zu vernehmen.

Prozess vertagt
Kommenden Mittwoch geht es im Prozess weiter, dann sollen Zeugen zum Kern-Fall gehört werden.


 
Prozess um Tod von Prügelopfer Niklas geht mit Zeugenbefragung weiter !

Bonn - Am Bonner Landgericht wird der Prozess um den Tod des verprügelten Schülers Niklas fortgesetzt.
Die Kammer will vier Tatortzeugen vernehmen, wie das Landgericht mitteilte.

Damit würde es erstmals um die konkrete Tat gehen, die zum Tod des Schülers geführt haben soll.
Der 21 Jahre alte Hauptangeklagte soll Niklas auf der Straße mit einem Faustschlag niedergestreckt und ihm gegen den Kopf getreten haben.

Der 17-Jährige starb wenige Tage später im Krankenhaus.
Der Angeklagte bestreitet allerdings, überhaupt am Tatort gewesen zu sein.


 
Fall Niklas (†17): Zeuge schildert die Tat - „Er sackte zusammen wie ein Sandsack“ !

Bonn - Am vierten Prozesstag im „Fall Niklas“ hat das Gericht Zeugen gehört, die weder zur Gruppe des 17-jährigen Schülers noch zu der der Angreifer gehörten.

Ein 26-Jähriger, der am 7. Mai 2016 auf dem Heimweg von Rhein in Flammen war, schilderte, er und sein Kumpel seien auf einen Streit aufmerksam geworden.

„Zwei Personen diskutierten, dann kam es zu Geschiebe und Geschubse“, so der Zeuge.

Dann sei ein Dritter aus der Gruppe, die am Rondell an der Rheinallee gesessen hatten, dazu – und schlug unvermittelt zu.
„Niklas sackte sofort zusammen, wie ein Sandsack“, so der 26-Jährige.

Beschreiben könne er die Angreifer leider so gut wie gar nicht.
„Nur einen, der trug weiße Hose oder weißen Anzug.“


 
Aus diesem Grund konnte Roman W. schon wieder einen Zeugen bedrohen !

Bonn/Köln - Joshua F. (19, Name geändert) hatte vergangene Woche im Prozess um den „Fall Niklas“ die Aussage verweigert.
Am Mittwoch offenbarte der junge Mann, warum: Aus Angst!

Im Justiz-Bulli eingeschüchtert
Auf dem Weg zum Prozess im Bonner Landgericht hatte Roman W., der Mitangeklagte des mutmaßlichen Haupttäters Walid S., den 19-Jährigen beeinflusst.
Das Duo war gemeinsam von der JVA Köln auf die Fahrt nach Bonn geschickt worden.

W. sitzt dort in Untersuchungshaft, F., der in einer anderen Sache in der JVA Hövelhof einsitzt, war übergangsweise in die Domstadt verlegt worden, um den Transport zu erleichtern.

JVA-Chefin: „Wussten nicht Bescheid“
Wie konnten diese beiden Männer in einem Justiz-Bulli landen?
Für den Transport von Häftlingen zu Gericht ist die jeweilige JVA zuständig.
Angela Wotzlaw, Anstaltsleiterin in Köln: „Wir hatten schlichtweg keine Information, dass zwischen den beiden Männern eine Trennung erfolgen muss.“

Es sei in der JVA nicht bekannt gewesen, dass Joshua F. Zeuge im „Niklas-Prozess“ sei, so die Gefängnis-Chefin.
„Ob die Unterlagen in Hövelhof vorliegen, kann ich nicht sagen.
Wir hatten sie jedenfalls nicht.“

Anhörung geplant
Selbstverständlich würden die zwei Jungs noch zu der Einschüchterung im Gefangenen-Transport angehört, so die JVA-Leiterin.
Joshua F. hatte vor Gericht erzählt, Roman W. habe ihm „empfohlen“, im Prozess doch besser den Mund zu halten.
Der 19-Jährige ist Zeuge für die Schlägerei am Hauptbahnhof, bei der Walid S. mit einer Jägermeister-Flasche zugeschlagen haben soll.

Neue Strafanzeige?
Denkbar, dass er Roman W., der schon einen Zeugen bedroht hatte, eine neue Strafanzeige beschert.


 
Fall Niklas (†17): Zeugenaussage - Woran erinnert sich der Kumpel von Niklas ?

Bonn - Was genau geschah in der Nacht zum 7. Mai 2016 am Rondell in der Rheinallee?
Wer war es, der Niklas Pöhler niederschlug, so dass der Junge an einer Vorschädigung der Gehirngefäße starb?
Im Prozess um den Tod des 17-Jährigen stand am Mittwoch Entscheidendes auf dem Programm.

Streit nach „Rhein in Flammen“
Die Richter wollen gleich zu Beginn des Prozesstages den Kumpel von Niklas hören.
Er hatte den Schüler aus Bad Breisig gemeinsam mit zwei Freundinnen zu „Rhein in Flammen“ begleitet, als es am Rondell zunächst zu einem verbalen Streit gekommen war.

Der junge Mann gilt als Hauptbelastungszeuge, er stand während der Attacke dicht bei Niklas, hatte im Ermittlungsverfahren Walid S. sicher als Schläger wiedererkannt.


 
Prozess zum Fall Niklas (†17): Freunde des Opfers - Walid und Roman waren es !

Bonn - Auf ihren Schultern liegt eine gewaltige Last: Karim T. und Eva O. (beide 19, Namen geändert) gehören zu den wichtigsten Zeugen im „Fall Niklas“.
Die Beiden waren dabei, als der 17-Jährige am Rondell in der Rheinallee niedergeschlagen wurde, so dass er später starb.
Beide haben die Angeklagten wiedererkannt!

Die Suche nach der Wahrheit ist mühsam: Nachdem Walid S. bestreitet, in der Nacht zum 7. Mai 2016 am Rondell gewesen zu sein und sich Roman W. ausschweigt, nehmen Richter, Staatsanwalt und Verteidiger die Zeugen ganz genau unter die Lupe.

Karim über Roman W.: „Der war zu 100 Prozent dabei“
Die Vernehmung von Karim dauert schon fast drei Stunden, als sie endlich auf den Kern kommt: Er erkennt die Angeklagten sicher als die Schläger vom Rondell wieder!
„100 Prozent“, antwortet der Junge auf die Frage von Richter Dr. Volker Kunkel, ob er Roman W. wiedererkenne.
Diese Antwort ist nicht selbstverständlich.
Im Ermittlungsverfahren hatte T. einen anderen identifiziert – mit angeblich 95-prozentiger Sicherheit.

Tatverdächtige zunächst nicht erkannt
In der Vernehmung noch in der Tatnacht hatte T. zudem den angeblichen Haupttäter nicht erkannt – obwohl Walid S. unter den gezeigten Fotos viermal dabei war.
Allerdings hatten ihm die Polizisten rund 700 (!) Bilder gezeigt.
„Und ich war voll durch den Wind“, gibt Karim zu.

Erinnerung kam langsam zurück
Erst, nachdem zahlreiche Freunde auf Facebook und in Godesberg recherchiert hätten, Niklas' Schwester ihm schließlich ein Foto von Walid schickte, sei die Erinnerung wiedergekommen.
Heute sei er sich ganz sicher, betont T., dass S. Niklas schlug und trat: „Ich erkenne ihn an den Haaren, dem Bart und der Gesichtsform.“

Jeden Tag am Krankenbett
Die Zeit nach dem tragischen Vorfall war auch für den 19-Jährigen furchtbar: „Einen Tag später hat Niklas' Schwester gesagt, dass es nicht gut aussieht.
Da hat eigentlich die Trauerzeit schon begonnen, ich war jeden Tag von morgens bis abends bei Niklas im Krankenhaus.“
Einmal musste auch Karim zur Behandlung in eine Klinik: Der Junge war zusammengeklappt.

Streit eskalierte wegen eines blöden Spruchs
Eskaliert war der Zoff zwischen den beiden Gruppen wegen eines blöden Spruchs, erinnert sich T.: „Einer der fünf Jungs sagte zu mir Komm mal her.
Als ich das ignorierte, setzte er nach Komm mal kurz her oder ich fick' dich.“

Da habe Niklas gefragt, was die Jungs eigentlich von ihnen wollten.
Als der „Weiße“ losgestürmt kam, habe er sich noch vor Niklas gestellt, erzählt Karim T. – doch während er mit diesem beschäftigt gewesen sei, „ging der Walid auf Niklas zu, tat erst so, als wolle er mit ihm reden.
Dann schlug er ihm mit der rechten Faust auf die linke Schläfe.“

Als dann kurz später der Tritt in Niklas' Körper „einschlug“, habe er gerade versucht, seinen am Boden liegenden Kumpel zur Seite zu ziehen.

Während sich zwei Freundinnen um Niklas gekümmert hätten, sei er drei der fünf Flüchtigen hinterhergerannt.

Eva ist in Therapie, bricht weinend zusammen
Wie schlimm die ebenfalls 19-jährige Eva noch unter der Attacke leidet, wird schnell klar, nachdem sie den Gerichtssaal betreten hat: Sofort geht sie zu Niklas’ Mutter, nimmt sie fest in den Arm, beginnt zu schluchzen.

Später während ihrer fast zweistündigen Vernehmung braucht Eva eine Pause.
Sie steht erst laut schluchzend auf dem Flur, raucht dann vor dem Gericht zur Beruhigung eine Zigarette.

Mädchen warf sich vor seine Freunde
Sie sehe nur noch einzelne Bilder aus der Nacht, schildert Eva, die heute noch in psychologischer Behandlung ist.
„Ich habe gesehen, wie Niklas geschlagen wurde, in sich zusammensackte und reglos liegen blieb.“

Sie selbst sei versehentlich getroffen worden, als sie sich vor den „Schläger in Weiß“ warf, um ihre Freunde zu schützen.
Gemeinsam mit der zweiten Freundin stand sie ihm gegenüber: „Wir haben versucht, ihn von den Jungs abzulenken, Lena brüllte ihn an, Was schlägst du Mädchen, hast du keine Ehre, was würde deine Mutter dazu sagen.“

W. mit 90-prozentiger Sicherheit erkannt
Die 19-Jährige hatte den Schläger in Weiß gleich als Osteuropäer beschrieben.
Bei der Polizei erkannte sie später auf einem Foto Roman W. mit 90-prozentiger Sicherheit.
Im Gerichtssaal betonte Eva: „Ich bleibe bei meiner Aussage!“

Am Freitag wird der Prozess fortgesetzt, dann soll die zweite Freundin vernommen werden, die bei der Attacke mit dabei war.


 
Freundin (19) des toten Schülers weint im Zeugenstand !

Bonn - Tag sechs im Prozess um den Tod des Schülers Niklas (17): Wieder vernimmt das Gericht Zeugen.
Lisa D. (19, Name geändert) ist die letzte aus der Gruppe Freunde, die am 7. Mai 2016 mit dem Schüler unterwegs war, die die Richter noch nicht vernommen hatten.

Bittere Tränen im Gerichtssaal
Immer wieder bricht die 19-Jährige in Tränen aus, immer wieder betont sie, dass ihre Erinnerungen sehr verschwommen seien.
Einzelne Bilder hat die Schülerin noch im Kopf: Wie ihre Freundin Eva (19) sich von einem Schlag getroffen den Kopf hielt, zu weinen anfing.
Wie Niklas leblos auf dem Boden lag.
Wie die Mädchen später dem Täter in Weiß gegenüberstanden, Lisa ihm vorhielt: „Warum schlägst du Mädchen, was würde deine Mutter dazu sagen.“

Täter nicht sicher erkannt
Abgesehen vom Mann in Weiß könne sie keine Person beschreiben, betont Lisa – das hatte sie auch schon in der Tatnacht gesagt.
In einer späteren Vernehmung dann glaubte sie, den Angeklagten Roman W. (21) erkannt zu haben.
Lisa: „Allerdings nicht hundertprozentig sicher.
Ich bin da nach dem Ausschlussverfahren vorgegangen.
Zum Schluss blieb dieses eine Foto übrig, das kam dem Bild in meinem Kopf am nächsten.“

Zwei weitere Frauen (18, 19) schilderten, sie seien auf dem Heimweg nur kurz mit einem aus der Gruppe Jungs, die am Rondell in der Rheinallee saß, in Kontakt gekommen.
Die 19-Jährige glaubte später, den jungen Mann wiederzuerkennen.
Dabei handelte es sich aber weder um Roman W. noch um Walid S. (21).

Nur zehn Minuten, nachdem die Mädchen zum Bahnhof weitergegangen waren, war es am Rondell zu der Attacke gekommen, die Niklas schließlich das Leben kostete.
Laut Anklage soll S. ihm an die Schläfe geschlagen, später noch einmal getreten haben.

Der Prozess wird fortgesetzt.


 
Rechtsmediziner: Schlag gegen Schläfe war für Niklas (†17) verhängnisvoll !

Bonn - Neue Erkenntnisse vor dem Bonner Landgericht im Fall des tot geprügelten Schülers Niklas (†17): Das Opfer hätte ohne den Schlag ohne Probleme 80 oder 90 Jahre alt werden können – das ist das Fazit von Professor Dr. Burkhard Madea!

Der Leiter der Bonner Rechtsmedizin (59) hat am siebten Prozesstag am Mittwoch sein Gutachten präsentiert.
Offenbar hatte der 17-Jährige keine Chance: Von nur einem Schlag gegen die Schläfe getroffen, sackte Niklas nach Schilderung der Zeugen sofort in sich zusammen.

Hirn-Einblutung war zu stark
„Er war da schon bewusstlos in Folge einer massiven Einblutung in das Gehirn“, so Madea.
Das Ergebnis seiner Untersuchung: Weil das Blut im zentralen Nervensystem auf die "Kreislauf-Steuerung" drückte, brach Niklas' Kreislauf zusammen, dadurch kam es dann zu einem Sauerstoffmangel im Gehirn, der zu einer schlimmen Schädigung führte.
„Wäre der Notarzt nur etwas später gekommen, wäre Niklas wohl schon am Bahnhof tot gewesen“, so der Rechtsmediziner.

Vorschädigung spielte eine Rolle
Zumindest begünstigt wurden laut Madea die schlimmen Folgen durch eine sogenannte Wand-Aufbauschädigung der Blutgefäße in Niklas' Gehirn.

Der Schlag müsse nicht besonders hart gewesen sein, betonte Madea.
Die Vorschädigung hätte höchstwahrscheinlich eine erhöhte Verletzlichkeit der Gefäße verursacht.
Dass ein einzelner Schlag gegen den Kopf zum Tod führte, sei eine Rarität.

Niklas hätte normales Leben führen können
Auf Nachfrage betonte der Rechtsmediziner, dass Niklas ein völlig normales Leben hätte führen können.
Allerdings hätten seine Gefäße auch bei anderen Gelegenheiten reißen können.

So aber hatte der Notarzt den Jungen in der Tatnacht 15 Minuten reanimieren müssen, berichtete Madea.
„Den Kreislauf-Stillstand konnte man rückgängig machen, die Hirnschädigung leider nicht.“

Niklas starb am 12. Mai 2016, fünf Tage nach der Attacke am Rondell, ohne noch einmal das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.

Mutter: „Niklas war ein wildes Kind“
Unglaublich tapfer überstand Mutter Denise die Aussage des Rechtsmediziners.
„Ich bin das Gutachten schon so oft durchgegangen, mich kann das nicht mehr berühren“, erzählte die 48-Jährige im Anschluss.
„Ich kann das mittlerweile von Niklas trennen.“
Von der Gefäß-Erkrankung hätten weder sie noch der Sohn etwas geahnt: „Niklas war immer ein wildes Kind, wollte Stuntman werden.“


 
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