Nach Kopfschuss: Wacht der Kölner Geiselnehmer Mohammad R. nie wieder auf ?
Köln - Als das Kölner Spezialeinsatzkommando den Notzugriff in der Apotheke am Hauptbahnhof durchführte, war das Ziel klar: Den Täter ausschalten und damit komplett handlungsunfähig machen.
Denn Mohammad R. (55) hatte bereits Benzin über seine Geisel verschüttet.
Ein Anzünden der Geisel musste verhindert werden – mit allen Mitteln.
SEK schoss ihm in den Kopf
Die SEK-Männer brachten sechs Körpertreffer an.
Eine Kugel traf den Geiselnehmer in den Kopf.
Sofort – und wie üblich – zerrten die SEK-Beamten den Täter aus dem Einwirkungsbereich der Geisel, die befreit und betreut wurde.
Täter erlitt Herzstillstand nach dem Zugriff
Der Täter erlitt einen Herzstillstand und wurde 20 Meter neben der Apotheke auf dem Asphalt am Breslauer Platz reanimiert.
Eine erfahrene Ärztin der Elite-Truppe GSG-9, die vor allem bei solchen Einsätzen dabei ist, um ihre Kollegen ärztlich versorgen zu können, führte diese Maßnahme durch.
Stundenlang wurde der Täter operiert
Wie die riesige Spur auf dem Boden belegte, verlor der Täter sehr viel Blut.
In der Uniklinik wurde er mehrfach stundenlang operiert.
Die Ärzte konnten den Geiselnehmer soweit stabilisieren, dass er nicht mehr in Lebensgefahr schwebt.
Bislang wurde er im künstlichen Koma gehalten.
Ob er aufwachen und sprechen wird, ist unklar
Ob Mohammad R. jedoch jemals wieder aufwachen und irgendwelche Erinnerungen haben wird, ob er sprechen oder sich bewegen wird können, ist völlig unklar.
Denn sein Hirn erlitt Verletzungen durch das Projektil.
Überlebenschance war zunächst bezweifelt worden
Aus Polizeikreisen war zu erfahren, dass die Ärzte wohl keine Hoffnung hatten, dass der 55-Jährige die Schussverletzungen überleben wird.
Nun wartet man, ob Mohammad R. aufwacht – um zu klären, war er an dem vergangenen Montag am Hauptbahnhof wirklich vorhatte.
Er hatte angeblich von „Daesh“ gesprochen, einem der arabische Synonyme für die Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) und wollte nach Syrien ausgeflogen werden.
Mohammad R. fiel durch diverse Straftaten aus
Ein Indiz für einen möglichen islamistisch motivierten Anschlag mehr nicht.
Recherchen zufolge hätte man den Asylbewerber nach seiner Einreise im Jahr 2015 gleich wieder in das Erstaufnahmeland Tschechien abschieben können, hätte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nicht die Fristen versäumt.
So erhielt Mohammad R. ein Aufenthaltsrecht und fiel bald durch diverse Straftaten auf.
Ende Juni begann der Betrugsprozess beim Kölner Schöffengericht gegen den 55-jährigen Flüchtling.
In sechs Fällen soll R. laut dem Sprecher des Amtsgerichts seine Opfer um Werte von insgesamt knapp 23.000 Euro betrogen haben.
Handy-Gaunerei und Schmuck-Betrug
Die Gaunereien begannen im Juli 2017, als der Angeklagte mit einem irakischen Komplizen den Verkäufer eines Smartphones zu einem Treffpunkt in Ehrenfeld bat.
Unter dem Vorwand das Mobiltelefon auf seine Funktionsfähigkeit prüfen zu wollen, nahm Mohammad R. das Gerät und verschwand.
Den Schaden beziffern die Ermittler auf 400 Euro.
Im zweiten Fall war der Ganove in einem Facebook-Chat auf einen Verkäufer von Goldschmuck gestoßen.
Er bat um ein Treffen in seiner Wohnung in Neuehrenfeld.
Dabei stellte sich heraus, dass der Anbieter nur als Vermittler für die Eigentümerin auftrat.
Mohammed R. lotste den Mittelsmann zu einer Spielhalle, nahm den Schmuck im Wert von 6500 Euro und versprach bald wiederzukommen, wenn er die Pretiosen geprüft habe.
Der Zwischenhändler wartete sechs Stunden, bis ihm dämmerte, dass er einem Betrüger aufgesessen war.
Damit nicht genug, meldete sich der syrische Schwindler Wochen später bei seinem Opfer und beschwatzte ihn, weitere 450 Euro locker zu machen, um den Goldschmuck wieder einzulösen.
R. gab sich auch als Geschäftsmann aus
Und so ging es laut den Anklagen in einem fort: Mal waren es 500 Euro.
Mitte Februar 2018 aber soll R. eine Bekanntschaft auf dem Heimflug von Athen nach Düsseldorf ausgenommen haben.
In der Maschine gab er sich als Geschäftsmann für An- und Verkauf von Goldschmuck aus.
Die Frau wurde hellhörig.
Bei einer Zusammenkunft vor einer Spielhalle übergab sie ihm ihr Geschmeide, um es zu veräußern.
Mohammed R. verschwand, um die Echtheit zu prüfen und ward nimmer gesehen.
Agiert so ein islamistischer Terrorist?
Darüber gehen die Meinungen auseinander.
Längst hat der IS kriminelle Geschäfte zum Nachteil ihrer Gegner, die sie als Ungläubige bezeichnen, sanktioniert.
Die Dschihadisten sprechen von Ghanima (Kriegsbeute) in den westlichen Ländern.
Anis Amri, der Berliner Attentäter, verkaufte zum Schein Drogen, ehe er im Dezember 2016 auf dem Breitscheidplatz mit einem Lkw ein Blutbad anrichtete.
Auch finanzierten viele IS-Kämpfer ihre Ausreise durch Handybetrügereien.
Der Kölner Geiselnehmer gleicht indes so gar nicht der typischen Vita eines IS-Terroristen.
Bisher kein IS-Bekennerschreiben
Zumal bisher auch keine Bekennerbotschaft der Terror-Brigaden vorliegt.
Sicherheitskreise erinnern die Attacken mittels Brandbeschleunigern eher an den tödlichen Messerangriff eines labilen Palästinensers.
Ein Einzelkämpfer, der hätte ausreisen müssen und in den Wochen vor dem Attentat sich im Netz durch die IS-Propaganda radikalisieren ließ, ohne, dass er jemals Kontakt zu den Kalifatskriegern aufgenommen hätte.