NEWS zum Loveparade-Prozess und weiteres !

Initiative will sich aus Loveparade-Stiftung klagen !

Der Streit innerhalb der Duisburger Loveparade-Stiftung spitzt sich zu: Die Betroffenen-Initiative Loveparade 2010 will ihren Rückzug aus der Stiftung auf juristischem Weg durchsetzen.
Das teilte am Mittwoch ein Sprecher der Initiative mit.

Die Initiative, die sich von der Stiftung nicht ausreichend repräsentiert fühle, werde sich als Mitglied zurückziehen, sagte Dirk Schale.
Die Stiftung sei gebeten worden, für den förmlichen Austritt der Initiative Lösungsvorschläge zu machen.
Da dies nicht geschehen sei, werde nun geklagt.

Zuvor hatte die Initiative schon ihre zwei Beiratsmitglieder zurückgezogen.
Grund sei ein "gestörtes Vertrauensverhältnis zu den Stiftungsverantwortlichen sowie zur Stadtspitze".
Hinterbliebene der Katastrophenopfer würden gegenüber überlebenden Betroffenen bevorzugt.

Durch eine Massenpanik bei dem Technofestival am 24. Juli 2010 in Duisburg sind 21 Menschen gestorben, von Hunderten Verletzten leiden viele noch immer schwer an den Folgen.


 
Loveparade-Unglück: Hinterbliebene warten weiter auf Prozess !

Duisburg - Im Loveparade-Strafverfahren ist sechseinhalb Jahre nach dem Unglück weiterhin unklar, ob es einen Gerichtsprozess geben wird.
Das Oberlandesgericht Düsseldorf kann noch nicht sagen, wann es darüber entscheidet.

Derzeit müsse man diverse Fristen zur Stellungnahme für die Verteidiger abwarten, heißt es.
Außerdem liege ein neues Sachverständigengutachten, mit dem die Staatsanwaltschaft ihre Anklage untermauern will, noch nicht vor.

Das Landgericht Duisburg hatte die Anklage wegen starker Mängel nicht zugelassen.
Die Staatsanwaltschaft Duisburg legte Beschwerde ein.


 
Strafprozess angeordnet: Loveparade-Unglück kommt vor Gericht !

Sieben Jahre nach der Loveparade-Katastrophe in Duisburg hat das Düsseldorfer Oberlandesgericht für eine überraschende Wende gesorgt.
Das Unglück muss nun doch vor Gericht aufgearbeitet werden.

Die Loveparade-Katastrophe in Duisburg wird nun doch in einem Strafprozess aufgearbeitet.
Das hat das Düsseldorfer Oberlandesgericht angeordnet, wie ein Sprecher mitteilte.
Bei der Katastrophe waren vor sieben Jahren 21 Menschen ums Leben gekommen und über 600 verletzt worden.

Das Landgericht in Duisburg hatte die Anklage gegen zehn Beschuldigte mangels Erfolgsaussichten zunächst nicht zur Verhandlung zugelassen.
Dagegen hatten die Staatsanwaltschaft und verschiedene Nebenkläger Beschwerde eingelegt.

Verurteilung "hinreichend wahrscheinlich"
Das Oberlandesgericht hält eine Verurteilung der Angeklagten wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung im Gegensatz zum Landgericht jedoch für hinreichend wahrscheinlich.
Das Ermittlungsergebnis lege nahe, dass die unzureichende Dimensionierung und Ausgestaltung des Ein- und Ausgangssystems bei der Loveparade 2010 zu der Katastrophe geführt haben.

Das Gutachten des Sachverständigen Keith Still sei entgegen der Annahme des Landgerichts in der Hauptverhandlung verwertbar.
Von einer Befangenheit und Voreingenommenheit des Gutachters sei nicht auszugehen.

Auch sieht der Senat keine Anhaltspunkte für eine unzulässige Einflussnahme auf den Sachverständigen.
Die vom Landgericht kritisierten angeblichen Mängel des Gutachtens sehe das Oberlandesgericht in entscheidenden Punkten nicht.


 
Minister: Loveparade-Verfahren wird Rekordprozess !

Der Mammutprozess um die Schuldfrage bei der Duisburger Loveparade-Katastrophe wird nach Ansicht von NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) zum Rekordverfahren.
Der Prozess im eigens angemieteten Düsseldorfer Kongresszentrum werde mit über 450 Plätzen "so öffentlich stattfinden wie kein Prozess vor ihm", sagte Kutschaty am Mittwoch im Rechtsausschuss des Landtags.
"So viele konnten noch nie einer Gerichtsverhandlung folgen."

Vor sieben Jahren waren bei der Duisburger Tragödie 21 Menschen ums Leben gekommen, Hunderte wurden verletzt.
Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hatte am Montag entschieden, dass die Frage nach der Verantwortung nun doch in einem Strafprozess geklärt werden soll.
Es hatte damit einen gegenteiligen Beschluss des Landgerichts Duisburg vom April 2016 kassiert.

Er verstehe die Erleichterung der Opfer und Angehörigen nach der Zulassung der Anklage gegen zehn Personen, sagte Kutschaty.
"Ich hatte immer Vertrauen in unseren Rechtsstaat - auch wenn es mal länger dauert.

Die Selbstkontrolle in unserem Rechtsstaat funktioniert."
Nun lasteten hohe Erwartungen und Hoffnungen auf dem nun wieder zuständigen Duisburger Landgericht.

"Es ist eine enorme Herausforderung, mit rechtsstaatlichen Möglichkeiten eine Klärung herbeizuführen."


 
Gedenken an das Loveparade-Unglück: Nacht der 1000 Lichter !

Duisburg - Mit einer Nacht der 1000 Lichter haben am Abend in Duisburg mehrere Dutzende Menschen der Toten und Verletzten des Loveparade-Unglücks vor sieben Jahren gedacht.
An der Gedenkstätte am Unglücksort entzündeten sie mehrere hundert Kerzen.

Die Nacht der 1000 Lichter findet traditionell am Vorabend des Jahrestages statt.
Am 24. Juli 2010 waren am einzigen Ein- und Ausgang der Technoparade 21 Menschen erdrückt worden.

Mindestens 652 Loveparade-Besucher wurden damals verletzt.
Einige von ihnen leiden bis heute körperlich und seelisch unter den Folgen.


 
Loveparade-Prozess: Gericht wirft Schöffen aus Verfahren !

Das Duisburger Landgericht hat einen der zwei für den Loveparade-Prozess vorgesehenen Schöffen wegen der Gefahr der Befangenheit noch vor Prozessbeginn ausgeschlossen.
Der Start des Strafprozesses am 8. Dezember sei deswegen aber nicht gefährdet, versicherte eine Gerichtssprecherin am Freitag.

Der Mann habe sich selbst angezeigt: Er habe unmittelbar nach der Loveparade-Katastrophe einem Journalisten gesagt, er verstehe nicht, wie man so etwas planen könne.
Es seien nur "Dilettanten am Werk gewesen", es müssten "Köpfe rollen" und "die ganze Bande weg".

Diese Äußerungen könnten bei den Angeklagten Zweifel an der Unvoreingenommenheit und Unparteilichkeit des Schöffen wecken, befand das Gericht.
Als ehrenamtlicher Richter könne ein Schöffe unter denselben Voraussetzungen wie ein hauptberuflicher Richter abgelehnt werden.
Für das Großverfahren werde nun ein Hilfsschöffe herangezogen.

Bei dem Musikfestival waren am 24. Juli 2010 im engen Ein- und Auslassbereich des Festivalgeländes 21 Menschen im dichten Gedränge ums Leben gekommen, mindestens 652 wurden verletzt.
Angeklagt sind sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier des Veranstalters wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung.


 
Wichtiges Gutachten für Loveparade-Prozess liegt vor !

Knapp zwei Monate vor dem Prozess um die Duisburger Loveparade-Katastrophe liegt ein für die Anklage wichtiges Gutachten vor.
Der Sicherheitsexperte Jürgen Gerlach hatte im Auftrag der Staatsanwaltschaft untersucht, welche Fehler die Verantwortlichen bei der Planung und Genehmigung im Vorfeld des Festivals mit 21 Toten und mehr als 650 Verletzten gemacht haben.

Der 2000 Seiten starke erste Teil des Gutachtens liege nun vor und sei dem Gericht als weiteres Beweismittel übergeben worden, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag mit.
Nach Einschätzung der Behörde stützt Gerlach die Anklage der Staatsanwaltschaft.

Am 8. Dezember beginnt vor dem Landgericht Duisburg der Prozess gegen sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Mitarbeiter des Veranstalters.
Sie müssen sich unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung verantworten.

Die Anklage hatte sich zunächst ganz wesentlich auf ein Gutachten des britischen Panikforschers Keith Still gestützt - doch das befanden die Richter wegen gravierender Mängel als nicht verwertbar.
Die Staatsanwaltschaft gab daraufhin ein weiteres Gutachten bei Gerlach in Auftrag.
Der Professor aus Wuppertal ist Experte für Verkehrssicherheit und die Sicherheit bei Großveranstaltungen.

Für den Prozess hat das Landgericht Duisburg aus Platzgründen einen Saal auf dem Gelände der Messe Düsseldorf im Kongresszentrum gemietet.
Bis Ende 2018 sind zunächst 111 Verhandlungstage eingeplant.

Bei der Loveparade am 24. Juli 2010 in Duisburg waren in einem Gedränge 21 Menschen erdrückt worden.


 
Messesaal: 500 Plätzen für Loveparade-Prozess !

Vor Beginn eines der personell größten Prozesse der deutschen Nachkriegsgeschichte hat das Landgericht Duisburg den Gerichtssaal für den Loveparade-Prozess in der Messe Düsseldorf vorgestellt.
Das Gericht hatte die Räume seit Jahren reserviert, weil in Duisburg für das Verfahren mit zehn Angeklagten und derzeit 60 Nebenklägern nicht genug Platz war.

Der Messesaal bietet Platz für rund 500 Menschen.
Das Verfahren soll am 8. Dezember starten.
"Wir sind startklar", sagte Gerichtssprecher Matthias Breidenstein am Samstag bei einer Begehung.

Der Prozess soll die Vorgänge um die Loveparade-Katastrophe im Jahr 2010 in Duisburg aufklären, bei der in einem Gedränge 21 Menschen starben und mehr als 650 verletzt wurden.
Angeklagt sind sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Mitarbeiter des Veranstalters.
Sie müssen sich unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung verantworten.

Bis Dezember 2018 hat die 6. Große Strafkammer des Landgerichts Duisburg 111 Sitzungstermine bestimmt.
Das Gericht plant drei Verhandlungstermine pro Woche.

Etwa 360 Plätze im Messesaal werden voraussichtlich für Zuschauer und Medienvertreter reserviert.
Unter anderem 40 Justizwachtmeister wurden abkommandiert, außerdem sind Simultandolmetscher für Angehörige der internationalen Opfer dabei.


 
Loveparade-Stiftung: Noch immer melden sich Traumatisierte !

Der Loveparade-Stiftung in Duisburg sind in diesem Jahre weitere Fälle von schwer traumatisierten Menschen durch das Gedränge mit 21 Toten bekannt geworden.
"Einige können weiterhin nicht arbeiten und brauchen immer noch Therapien", sagte der Vorstand der "Stiftung Duisburg 24.7.2010", Jürgen Widera, der Deutschen Presse-Agentur.

"Einige sind ganz aus der Bahn geworfen und haben ihren Job verloren."
In einem Fall habe jemand Probleme, seine Berufsunfähigkeit anerkannt zu bekommen.
In einem anderen Fall habe jemand erst 2017 wieder anfangen können zu arbeiten - zunächst mit zwei Stunden täglich im Rahmen einer Wiedereingliederung.

In einem Gedränge waren damals 21 Menschen gestorben, mehr als 650 wurden verletzt.

Am 8. Dezember beginnt ein Strafprozess gegen zehn Beteiligte von Stadt Duisburg und Veranstalter Lopavent.


 
Loveparade-Prozess: Svenjas Vater ist das Urteil egal !

Castrop-Rauxel. Manfred Reißaus hat bei der Loveparade seine Tochter (22) verloren.
Svenja aus Castrop-Rauxel war das Opfer, das als letztes identifiziert wurde.

Manchmal schreibt Manfred Reißaus seiner Tochter Svenja noch Briefe.
Schreibt, wie sehr er sie vermisst.
Und dass er wütend ist, „dass sie mich einfach so verlassen hat“.

Am 24. Juli 2010 hat der Malermeister bei der Loveparade in Duisburg seine 22 Jahre alte Tochter verloren.
Und sein früheres Leben.
Beim bevorstehenden Loveparade-Prozess ist der 55-Jährige Nebenkläger.

Svenja wollte erst nicht zur Loveparade
Als Svenja 14 Jahre alt ist, trennen sich ihre Eltern.
Sie und ihr jüngerer Bruder wachsen bei dem Vater auf.
„Mein ein und alles“ nennt Reißaus die beiden.

Nach dem Abitur will Svenja Gerichtsmedizinerin werden.
Als sie realisiert, wie lang der Weg zur Pathologin ist, schwenkt sie auf Jura um.
Sie studiert in Bochum, nicht weit weg von ihrer alten Heimat in Castrop-Rauxel.

Am Unglückstag, einem Samstag, wollte sie eigentlich nicht zu der Technoparade gehen und noch für eine Klausur lernen, erzählt Reißaus.
Einem Freund zuliebe tat sie es dann aber doch.
„Als ich am Abend von dem Ganzen hörte, dachte ich, sie wird doch wohl nicht dahin gegangen sein.“
Reißaus ruft auf beiden Handys von Svenja an.
Vergeblich.

21 Menschen sterben, Hunderte werden verletzt
Nach einer schlaflosen Nacht am Sonntagmorgen dann endlich die vermeintlich erlösende Nachricht: Alle Toten seien identifiziert, die Angehörigen verständigt, sagt jemand am Telefon.

Der besorgte Vater und seine Freundin fallen sich erleichtert in die Arme und fahren nach Duisburg, Krankenhäuser abklappern.
Doch wieder nichts: „Nirgendwo gab’s meine Tochter.“

Am späten Nachmittag fährt Reißaus entnervt zum Polizeipräsidium.
Dort fragt man ihn: Wie groß war sie?
Wie sah sie aus?
Welche Kleidung trug sie?

Noch am selben Tag muss er sie identifizieren.
Reißaus‘ Welt bricht zusammen.
Im Gedränge der Loveparade verlieren am Ende 21 junge Menschen ihr Leben, Hunderte werden verletzt.

Die Toten stammen aus Deutschland, Australien, den Niederlanden, Spanien, Italien und China.
Sie waren zwischen 17 und 38 Jahren alt.
Am 8. Dezember beginnt ein Strafprozess gegen zehn Beteiligte von Stadt Duisburg und Veranstalter Lopavent.

Erinnerungen an Svenja bleiben lebendig
Mehr als sieben Jahre sind seit dem Unglück vergangen.
Die erste Zeit nach dem Tod von Svenja war hart für Reißaus: „Am Anfang haben wir uns sehr allein gelassen gefühlt.
Viele hatten sich abgewendet, weil sie nicht wussten, wie sie mit einem umgehen sollen.“

Reißaus lebt jetzt im westfälischen Bad Salzuflen unweit von Bielefeld.
Auf einem Regalbrett an der Wand neben dem Wohnzimmertisch stehen zwei gerahmte Porträtfotos von Svenja.
Auf dem einen trägt sie die Bluse, die sie auch am Unglückstag trug.

Ihr Vater hat sie später völlig zerrissen von der Polizei zurückbekommen.
Aus einer Vase ragen drei weiße Kunststoff-Rosen.
„Das war die Tischdeko beim Leichenschmaus.“
Geblieben ist auch Svenjas Katze Lissy, 17 Jahre alt.
Sie kommt, wenn man sie ruft.

Auf dem Regal hat Reißaus eine schöne Kerze aufgestellt und angezündet.
Er hatte sie am 7. Jahrestag beim traditionellen Angehörigen-Gottesdienst in Duisburg bekommen.

Auch ein kleines Fotoalbum steht dort.
Behutsam nimmt er es in seine großen Handwerker-Hände.
Fotos vom Sarg, von den Kränzen bei der Beerdigung und vom Grab sind darin.
Und - ganz hinten - von der aufgebahrten Svenja.

„Together we are strong“
Reißaus hat nach der Katastrophe mühsam einen Weg zum Weiterleben gefunden.
Er hat sich stark gemacht für die Einrichtung einer Gedenkstätte am Unglücksort, hat sich durch Aktenordner und Gesetzestexte gewühlt.

Seit fast drei Jahren engagiert er sich für die Loveparade-Stiftung.
Er ist Gründungsmitglied und sitzt im Beirat.
Mit anderen Eltern steht er in engem Kontakt.
„Wir treffen uns sieben, acht Mal im Jahr und telefonieren oft miteinander.
Unser Motto lautet: Together we are strong.“

Geholfen hat ihm auch seine Partnerin: „Bei einem Kindstod gehen 80 Prozent der Beziehungen innerhalb von fünf Jahren auseinander.
Ich habe 2014 geheiratet.“
Eine Stieftochter hat inzwischen einen Enkelsohn.
Seinen Beruf kann Reißaus seit dem Unglück trotzdem nicht mehr ausüben.
Ein Jahr nach dem Unglück gab der Selbstständige seine Firma auf.

Albträume und Schweißausbrüche
Bis heute kämpft er mit dem Verlust seiner Tochter: Immer noch hat er nachts oft Albträume und Schweißausbrüche.
Seit drei Jahren nimmt er regelmäßig psychologische Hilfe in Anspruch.
Aber er sieht auch Fortschritte bei sich: „Nach sieben Jahren habe ich in diesem Jahr zum ersten Mal wieder Videokassetten mit Aufnahmen von Svenja angeguckt.“

Auch sonst gebe es schon mal „Spässken“, etwa beim Spieleabend.
„Hi, biste dabei?“, sage er dann in Richtung des Fotos seiner Tochter.

„Ein Urteil ist für mich uninteressant“
Von dem Prozess erhofft Reißaus sich Aufklärung darüber, wie es zu dem Unglück kommen konnte.
„Wir möchten als Eltern nicht, dass diese Sache nochmal passiert.
Ein Urteil ist für mich uninteressant.“

Er ist skeptisch, dass es vor der absoluten Verjährung der vorgeworfenen Taten im Juli 2020 überhaupt zu einem Urteil kommt.
Ärgerlich ist er darüber, dass es nach seinen Angaben vom Land Nordrhein-Westfalen keine finanzielle Unterstützung für die Nebenkläger etwa für Fahrtkosten gibt.

Reißaus nimmt Hilfe von drei Anwälten in Anspruch
Bei den ersten sechs Verhandlungsterminen bis zum Jahreswechsel will Reißaus jeden Tag dabei sein.
„Dann weiß ich nicht.
Vielleicht gehe ich auch nur den ersten Tag hin.“
Als Nebenkläger nimmt er die Hilfe von drei Anwälten in Anspruch.
Und er hat sich etwas vorgenommen: „Das schönste wäre, wenn ich mal aufstehen und den Angeklagten der Reihe nach in die Augen sehen könnte.“


 
Der Loveparade-Prozess: Mammutverfahren unter Zeitdruck !

Duisburg. Wie konnte es zum Loveparade-Unglück kommen?
Ob ein Prozess das klärt, ist offen.
Freitag beginnt eines der größten Verfahren der Nachkriegszeit.

Sie wollten feiern, Spaß haben, abtanzen - und starben einen grauenvollen Tod.
21 Menschen aus sechs Ländern ließen im Juli 2010 bei der Loveparade in Duisburg ihr Leben.
Sie hießen Svenja, Jian, Kathinka oder Eike.
Sie wurden erdrückt, als am einzigen Ein- und Ausgang zum Gelände der Technoparade zu viele Menschen gleichzeitig waren.
Mehr als 650 Menschen wurden an der engen Rampe verletzt, viele von ihnen schwer.

Tragen dafür vier Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent und sechs der Stadt Duisburg die Schuld?
Dies soll ein Strafprozess von diesem Freitag an klären.
Das Verfahren könnte einer der umfangreichsten Prozesse der Nachkriegszeit werden.
Grund sind die vielen Beteiligten und eine fast unüberschaubare Menge an Beweismitteln und Zeugenaussagen.

Zehn Mitarbeiter von Stadt Duisburg und Lopavent sind angeklagt
Die Staatsanwaltschaft wirft den vier leitenden Mitarbeitern des Veranstalters vor, ein ungeeignetes Zu- und Abgangssystem geplant zu haben.
Vor allem die Rampe soll zu eng gewesen sein, um die vorhergesagten Besucherströme aufnehmen zu können.

Bei der Stadt Duisburg wird ein Dreier-Team des Bauamtes verantwortlich gemacht.
Die drei sollen die benötigte Baugenehmigung erteilt haben, ohne dass die Voraussetzungen dafür vorgelegen haben sollen.
Die Sicherheit der Besucher sei nicht gewährleistet gewesen.
Die anderen drei sind Vorgesetzte des Teams, darunter der damalige für Stadtentwicklung zuständige Beigeordnete.
Sie sollen das Genehmigungsverfahren nicht ordentlich überwacht haben.
Alle zehn sind wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt.

Weil kein Saal des Landgerichts Duisburg groß genug ist, findet die Hauptverhandlung in einem Saal des Kongresszentrums Düsseldorf statt.
Rund 500 Personen bietet er Platz.
Mehr als 300 davon stehen für Zuhörer und Pressevertreter zur Verfügung.
Die zehn Angeklagten werden von rund 30 Verteidigern vertreten.
Der Anklage haben sich rund 60 Nebenkläger angeschlossen.
Für sie setzen sich weitere 35 Anwälte ein.

Notfallseelsorger und Psychologen begleiten jeden Prozesstag
Hinter den hohen Zahlen verbergen sich viele einzelne Schicksale: "Der Prozess wird für die Hinterbliebenen sowie für die Verletzten und Betroffenen ebenso wie für die Prozessbeteiligten eine enorme seelische Belastung sein", sagt Jürgen Widera, Vorstand der Stiftung "Duisburg 24.7.2010".
Die Stiftung organisiert daher für jeden Verhandlungstag des Prozesses Notfallseelsorger und Psychologen, die Hinterbliebenen und Verletzten zur Verfügung stehen.

Der Weg zum Prozess war ein juristisches Tauziehen: Zunächst zogen sich die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Duisburg über dreieinhalb Jahre hin.
96 Polizisten vernahmen 3409 Zeugen und sichteten Videomaterial mit den Aufnahmen von Überwachungskameras und Handys in einer Gesamtlänge von rund 1000 Stunden.
Fünf Staatsanwälte und ein Abteilungsleiter waren mit dem Fall befasst.

Mehr als zwei Jahre nach Anklageerhebung im April 2016 dann ein Paukenschlag: Eine Kammer des Landgerichts Duisburg ließ die Anklage nicht zur Hauptverhandlung zu.
Hauptgrund: Das für die Anklage zentrale Gutachten des britischen Panikforschers Keith Still leide an gravierenden Mängeln und sei nicht verwertbar.

Bis Ende Juli 2020 muss es ein erstes Urteil geben - sonst droht absolute Verjährung
Die Staatsanwaltschaft und Nebenkläger legten mit Erfolg Beschwerde ein: Gut ein Jahr später entschied das Oberlandesgericht Düsseldorf, dass das Landgericht doch verhandeln muss. Allerdings muss eine andere Kammer den Fall bekommen: die 6. Große Strafkammer. Die muss nun unter einem gewissen Zeitdruck verhandeln: Bis Ende Juli 2020 muss ein erstes Urteil vorliegen, sonst tritt die sogenannte absolute Verjährung ein.

Der Düsseldorfer Rechtsanwalt Julius Reiter vertritt bei dem Prozess zwölf Nebenkläger.
"Wir erwarten für die Opfer und Angehörigen vor allem Aufklärung, welche Umstände und Verantwortlichkeiten zur Katastrophe geführt haben", sagt er.
Auch bestehe der Wunsch, dass Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden.

Die Anwältin Kerstin Stirner verteidigt einen angeklagten Lopavent-Mitarbeiter.
"Wir erwarten ein Ergebnis, das jedenfalls keine Verurteilung ist", sagt sie.
"Die individuelle Schuld muss festgestellt werden.
Wenn das nicht möglich ist, muss das zu einem Freispruch führen."


 
Staatsanwaltschaft benennt die drei Loveparade-Ankläger !

Duisburg. Am Freitag beginnt der Loveparade-Prozess in Düsseldorf.
Drei Staatsanwälte führen die Klage gegen die zehn Beschuldigten

Wenige Tage vor dem Beginn des Loveparade-Prozesses am kommenden Freitag hat die Staatsanwaltschaft die drei Ankläger vorgestellt, die den Prozess führen werden.
Es sind Oberstaatsanwalt Jens Hartung (41), Oberstaatsanwalt Uwe Mühlhoff (46) und Staatsanwalt Christian Seiffge (31).

Hartung ist seit Anfang an mit den Loveparade-Ermittlungen befasst und Leiter der Abteilung Kapitalverbrechen, Mühlhoff leitet die Abteilung Organisierte Kriminalität bei der Duisburger Anklagebehörde.
Weitere Angaben macht sie zu den Anklägern nicht und erklärt: „Diese werden - auch im Interesse der Verletzten und der Angehörigen der Opfer - alles daran setzen, dass die zahlreichen drängenden Fragen zur Verantwortlichkeit für das Unglück im Rahmen der Hauptverhandlung umfassend geklärt werden.“

Die Loveparade-Stiftung „Duisburg 24.7.21010“ geht davon aus, dass der Prozess für die Hinterbliebenen der 21 Todesopfer sowie für die Verletzten und Betroffenen eine „enorme seelische Belastung“ sein wird.
Daher hat sie in Zusammenarbeit mit Notfallseelsorgern ein Konzept erstellt, um beim Prozess eine psychologische und seelsorgerische Betreuung sicherzustellen.
Hierfür erhält die Stiftung Mittel von der Landesregierung.

Wieder aktiv ist auch der Verein „Lopa2010“, zu dem unter anderem Jörn Teich gehört.
„Wir möchten weiterhin ein echter Ansprechpartner für Betroffene und wenn gewünscht auch für Hinterbliebene sein“, erklärt der Verein.
Zum Loveparade-Prozess bietet der Verein ein Krisentelefon unter 01520-6715463.


 
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