NEWS zum Loveparade-Prozess und weiteres !

Todesangst, Hilflosigkeit, Wut - Zeugenaussagen zur LoPa !

Düsseldorf Im Loveparade-Prozess schildern Augenzeugen, wie sie um Hilfe baten - aber nirgends Gehör fanden, während Menschen starben.

Das sind die Bilder, die sich Duisburg gewünscht hatte von der Loveparade, die aber nie mehr irgendwo zu sehen waren: farbenfrohe, fröhliche, feiernde Menschen unter sommerblauem Himmel.
Nadine L. hat die Fotos gemacht, die im Prozess auf drei Leinwände geworfen werden - die erste Zeugin, die damals das Festival überhaupt erreicht hat.

Auf dem Gelände, wo die heute 34-Jährige einen “schönen Nachmittag” verbrachte, hat sie auch die Musikwagen geknipst.
“Tunnel” hieß einer, ein graues Ungetüm, das ist auf den Aufnahmen zu sehen.
Nadine L. war schon fast im echten Tunnel an der Karl-Lehr-Straße, unten am Fuß der Rampe, längst auf dem Rückweg, als sie ins Gedränge geriet.

"Sie hätten uns ernst nehmen sollen"
Sie war müde, sagt sie, sie wollte ins Hotel.
Auch sie erzählt von der Enge, von der Not, von der Angst, wie jetzt schon manche Zeugen vor ihr, aber vor allem erzählt sie von danach.
Wie sie und ihr Mann versuchten, Hilfe zu holen: “Die trampeln sich da drin tot!”
Wie sie Menschen versuchte aufzuhalten, die noch zur Loveparade wollten, “aber wer hätte uns geglaubt”.
Wie sie Martinshörner hörte die ganze Nacht und nur dachte: “Jetzt ist es auch zu spät.”

Die Botschaft der Hamburgerin, heute im Vorstand des Duisburger Betroffenen-Vereins Lopa2010, ist: Niemand hat geholfen.
Niemand hat eingegriffen.
Polizisten, sagt sie, “haben uns stehengelassen”.
Sie hätten sogar gelacht.
Dabei: “Sie hätten uns ernst nehmen sollen.”

Schwere Vorwürfe gegen die Polizei
Das hat ganz ähnlich am Donnerstagmorgen auch eine damals 18-Jährige im Zeugenstand gesagt.
“Holt mich hier raus, sonst sterb’ ich!”, habe sie geschrien, immer wieder habe sie das auch gedacht: “Ich sterbe.”
Zum ersten Mal, erzählt die Erzieherin, habe sie an der Rampe zu Gott gebetet.
“Dass er mich lebend rausholt.”
Einmal mehr fließen bittere Tränen im Düsseldorfer Verhandlungssaal, als die junge Frau schildert, wie sie “versuchte, auf Menschen nicht draufzutreten, aber es blieb ja nichts anderes übrig”.
Sie geht bis heute davon aus, “dass die schon tot waren”, “dass sie nicht mehr lebendig waren”, “dass sie schon nicht mehr bei uns waren”.
Sie lag da hilflos zu Füßen der Treppe, über die so vielen die Flucht gelang und vielen nicht.
“Diese Treppe”, sagt die Zeugin, “war der Tod.”
Die Polizei aber, die oben am Geländer stand und zusah, habe nichts unternommen: “Die einen sterben unten, die anderen stehen oben.”

Ein Trauma, das bleibt
Beide Frauen sind bis heute traumatisiert, können Menschenmengen nicht ertragen, leiden an Schlaflosigkeit.
Beide aber haben bislang wenig Hilfe bekommen.
Die ältere, weil sie lange auf einen Therapieplatz warten musste.
Die jüngere, weil sie nicht will: Sie glaubt, alleine abschließen zu können, alleine begreifen: “Ich kann froh sein, dass ich hier sitze und einfach nur lebe.”
Sie hat auch keine Bilder, von ihrem Handy hat sie alles gelöscht.
Die Erzieherin aus Eschweiler spricht nur als Zeugin über das Erlebte.
Weil sie glaubt: “Es hätten nicht so viele Menschen sterben müssen, wenn man das alles besser organisiert hätte.”

Nach diesem zehnten Prozesstag wird am Donnerstag in Düsseldorf zunächst ausgeräumt: Der für 14000 Euro täglich gemietete Saal des Congress Centrums wird ab heute für die Messe “Boot” gebraucht.
Das nächste Mal wird erst am 30. Januar verhandelt.


 
Erstmals ausländische Zeugen im Loveparade-Prozess !

Nach knapp drei Wochen Unterbrechung wird heute der Loveparade-Prozess in Düsseldorf fortgesetzt.
Am elften Verhandlungstag sollen weitere Zeugen vernommen werden.
Erstmals kommen sie aus dem Ausland: aus den Niederlanden und aus Australien.
Beide treten auch als Nebenkläger auf.

Beim Loveparade-Unglück am 24. Juli 2010 in Duisburg waren in einem Gedränge 21 Menschen erdrückt und mindestens 652 verletzt worden.
Unter den Toten waren auch ein Niederländer und eine Australierin.
Der Prozess vor dem Landgericht Duisburg gegen sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Beschäftigte des Veranstalters Lopavent hatte im Dezember begonnen.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem fahrlässige Tötung vor.
Aus Platzgründen findet der Prozess in einer Kongresshalle in Düsseldorf statt.


 
Eklat im Loveparade-Prozess: Warum das Gericht die Dolmetscherin entlassen hat !

Duisburg. Im Prozess um die Duisburger Loveparade-Katastrophe hat als erster ausländischer Zeuge ein Niederländer ausgesagt.
Der 29-Jährige aus Zwolle berichtete am Dienstag, wie sein Freund Jan-Willem neben ihm im Gedränge starb.

Er selbst habe verletzt und traumatisiert überlebt, trage bis heute schwer an den psychischen Folgen, sei arbeitslos, krank und immer wieder suizidgefährdet gewesen.
"Bis zum heutigen Tage habe ich jeden Tag damit zu tun", sagte der Mann in Düsseldorf, wo der Prozess in Düsseldorf aus Platzgründen stattfindet.

Zeuge: Polizeibeamte verweigerten bei der Loveparade Hilfe
Auf die Polizei war der Niederländer nicht gut zu sprechen: Die Beamten hätten den im tödlichen Gedränge steckenden Menschen die Hilfe verweigert und tatenlos zugeschaut.

Nach knapp drei Wochen Unterbrechung wurde damit der Loveparade-Prozess fortgesetzt.
Der Niederländer ist in dem Verfahren auch Nebenkläger.

Dolmetscherin übersetzte ungenau
Während der Aussage einer Australierin, die ebenfalls als Nebenklägerin auftritt, wurde der Prozess unterbrochen: Das Gericht entließ die Dolmetscherin, weil sie offenbar die Aussage der Zeugin an einigen Stellen ungenau übersetzt hatte, so ein Gerichtssprecher.

Staatsanwaltschaft wirft fahrlässige Tötung vor
Die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung hatten sich daraufhin beschwert. Das Gericht versucht nun, einen Ersatz-Dolmetscher zu finden.

Bei dem Unglück am 24. Juli 2010 in Duisburg waren 21 Menschen erdrückt und mindestens 652 verletzt worden.

Der Prozess am Landgericht Duisburg gegen sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Beschäftigte des Veranstalters Lopavent hatte im Dezember begonnen.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen fahrlässige Tötung vor.


 
Betroffenen-Verein Lopa 2010 bricht mit Stiftung 24.7.2010 !

Duisburg. Schon seit 2016 gibt es Streit. Vorwurf diesmal: die Berufung von Hannelore Kraft ins Kuratorium. Auch sie habe das Techno-Fest damals gewollt.

Es gärte schon lange zwischen der „Stiftung Duisburg 24.7.2010“ und dem Betroffenen-Verein „Lopa2010“.
Nun führt eine Personalie dazu, dass der Verein das Tischtuch endgültig zerschneidet: Dass Ex-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft als neues Mitglied ins Kuratorium der Stiftung einzieht, sei „unzumutbar“.
Man werde deshalb „nach zwei Jahren Stillschweigen einen endgültigen Schlussstrich unter die Zusammenarbeit ziehen“, teilte der Verein am Freitag mit.

Jürgen Widera, Vorstand der Stiftung und Ombudsmann für die Opfer der Loveparade, reagiert verwundert: Es gebe ohnehin „null Zusammenarbeit“ mit „Lopa2010“.
Tatsächlich wurde diese bereits 2016 aufgekündigt.
Damals traten zwei Vertreter des Vereins aus dem Beirat der Stiftung aus, die sie ein Jahr zuvor noch mit gegründet hatten.

Der seither immer wieder erhobene Vorwurf: Die Stiftung, in der Vertreter aus Politik und Wirtschaft, der Stadt Duisburg, der Notfallseelsorge und Hinterbliebene der Loveparade-Opfer sitzen, kümmere sich zu wenig um die damals Verletzten.

„Sie tut nichts für uns“, sagt „Lopa“-Sprecherin Nadine Lange, die am Prozess in Düsseldorf als Nebenklägerin teilnimmt und seit der Loveparade traumatisiert ist.
Im Beirat seien die Betroffenen „überhaupt nicht vertreten“, trotzdem spreche die Stiftung, so Lange, „immer wieder in unserem Namen“.

Eine „hanebüchene Behauptung“, sagt Jürgen Widera: Eine Betroffene sei sehr wohl im Beirat, habe aber nicht gleichzeitig eine Verbindung zum Verein.
Ein zweiter Sitz, der den Betroffenen zusteht, konnte, bestätigt Widera, seit dem Austritt der beiden Lopa-Männer bislang nicht neu besetzt werden.

Verein kritisiert die Verwendung der finanziellen Mittel
Dass nun Hannelore Kraft, laut Stiftung auf Wunsch der Hinterbliebenen, ins Kuratorium rückt, gibt „Lopa2010“ erneut Anlass zur Kritik: Schließlich habe auch die Ministerpräsidentin das Techno-Fest in Duisburg gewollt und gefördert, bei dem 21 Menschen starben und 650 verletzt wurden.
Zudem, so Nadine Lange, gebe die Stiftung Geld aus „für Sachen, die wir nicht brauchen“.
Mehr noch: Es sei „bis heute fraglich, wen die Stiftung warum und mit was unterstützen möchte“.

Auch hier widerspricht Vorstand Widera: Man helfe bei Problemen mit Versicherungen, vermittle Therapieplätze, betreue die jährliche Gedenkveranstaltung und die Gedenkstätte in Duisburg.
Auch letzteres war von „Lopa2010“ mehrfach angezweifelt worden.

Für den seit Dezember laufenden Prozess hatte das Land NRW der Stiftung zudem Mittel zugesagt, um Seelsorger und Psychologen zu finanzieren.
Sie stehen bei jedem Verhandlungstag bereit.
Am Tag ihrer Aussage, sagt Nadine Lange, habe man ihr aber keine Hilfe angeboten.
„Das hätte ich mir gewünscht.“


 
Loveparade-Zeuge: „Hoffentlich kommen wir hier lebend raus“ !

Duisburg. Beim Loveparade-Prozess in Duisburg sagten Dienstag die Nebenkläger Claas und Marius Tegtmeyer aus.
Ihr Vater Uwe ist ihr Rechtsbeistand.

Nach drei Stunden hatte es Claas Tegtmeyer geschafft.
Als Nebenkläger sollte der 34-Jährige im Loveparade-Verfahren am Dienstagvormittag vor der VI. Großen Strafkammer des Landgerichts seine Erinnerungen an die Katastrophe im Karl-Lehr-Tunnel schildern, bei der am 24. Juli 2010 insgesamt 21 junge Menschen ums Leben gekommen waren und Hunderte verletzt wurden.
„In meinem Alltag habe ich das damals Erlebte irgendwie verdrängen können.
Jetzt zur Verhandlung ist aber alles wieder hochgekommen“, verriet der Betroffene, nachdem er als Zeuge entlassen worden war.

An seiner Seite im Gerichtssaal der Messe Düsseldorf saß Uwe Tegtmeyer.
Der seit 1975 in Duisburg praktizierende Anwalt ist nicht nur der Rechtsbeistand, sondern auch der Vater der Nebenkläger Claas und Marius Tegtmeyer.
Der Zwillingsbruder von Claas ließ seine Ausführungen und Schilderungen zum Katastrophentag gestern Nachmittag folgen.

Die Suche nach den Söhnen
„Für mich war das damals auch ein schlimmer Tag“, blickt Rechtsanwalt Uwe Tegtmeyer zurück.

„Als ich gehört hatte, dass es Tote gegeben haben soll, bin ich sofort los in Richtung Veranstaltungsgelände, um meine Söhne zu suchen.
Erst gegen 19 Uhr habe ich sie dann über das Handy erreicht und erfahren, dass sie unverletzt da rausgekommen sind.“

Körperlich sei er in dem tödlichen Gedränge selbst nicht verletzt worden, hatte Claas Tegtmeyer zuvor im Gerichtssaal geschildert.
Er habe aber in den ersten drei bis vier Wochen nach der Katastrophe in jeder Nacht Alpträume sowie massive Schlafstörungen gehabt, erzählte er dem Vorsitzenden Richter Mario Plein.
Es habe ein Treffen mit einem Psychotherapeuten gegeben.
Sich dort dann länger in therapeutische Behandlung zu begeben, wollte Tegtmeyer aber nicht.
„Aber noch heute bekomme ich bei allen Massenansammlungen sofort wieder Beklemmungen“, schilderte der Zeuge sein Innenleben.

Innerlich noch immer aufgewühlt
Wie sehr das Erlebte Claas Tegtmeyer noch immer aufwühlt, zeigte sich auch während der gesamten Befragung durch Richter Plein sowie danach durch die Vertreter der Staatsanwaltschaft und die Anwälte der Verteidigung.
Fast jede Frage musste der Zeuge innerlich sacken lassen.
Es vergingen 30 bis 40 Sekunden, ehe er zu einer Antwort ansetzte.
Manchmal wirkte das auf die Prozessbeobachter, als krame Tegtmeyer in seinen Erinnerungen, um möglichst genau die Fragen zu beantworten.
Manchmal wirkte es aber auch so, als habe ihn eine Frage emotional völlig überfordert.

Sehr klar und plastisch waren seine Schilderungen aus dem Tunnel: Heiß und stickig sei es gewesen, als sich die Massen darin drängten.
Und laut, weil Alkoholisierte anfingen zu grölen.
Irgendwann habe man dann dort – die Körper bereits dicht an dicht – in der Menschenmenge festgesteckt und sei durch Wellenbewegungen in der Masse unkontrolliert in Richtung Rampe gedrängt worden.
„Ich habe da zu meinem Bruder noch gesagt: Hoffentlich kommen wir hier lebend raus“, so Tegtmeyer.

Als sich dann auch noch ein Polizeiwagen durch das Gedränge seinen Weg bahnte, sei die Stimmung unter den zusammengezwängten Besuchern am Fuße der Rampe gekippt und noch aggressiver geworden.
Das habe vor allem am eingeschalteten Martinshorn gelegen.
„Wir haben uns alle nur gefragt: Wieso müssen die jetzt hier durch?
Und wieso mit eingeschalteter Sirene?“ schilderte Tegtmeyer.

Rechtsanwalt erneuert seine Kritik
- Rechtsanwalt Uwe Tegtmeyer erneuerte gestern noch einmal sein Unverständnis, dass sich unter den Angeklagten kein einziger Polizei-Verantwortlicher befindet.
„Man kann schon einmal die Frage aufwerfen: Fehlen da nicht einige entscheidende Leute auf der Anklagebank?“, sagte Tegtmeyer.

- Sein Sohn Marius sagte dann als Zeuge am Nachmittag aus – auch rund drei Stunden lang.


 
Loveparade-Zeuge: “Politische Einflussnahme gab es” !

Düsseldorf. Im Loveparade-Prozess hat ein Zeuge ausgesagt, er habe eine höhere Versicherungsumme empfohlen, “falls vielleicht doch jemand stürzt”.

25 Tage lang haben sie in diesem Prozess die schrecklichsten Geschichten gehört, von Todesangst und Todeskampf bei der Loveparade 2010 in Duisburg.
Seit Mittwoch geht es vor Gericht in Düsseldorf nun um das, was eigentlich angeklagt ist: die möglichen Fehler bei der Planung des Technofests mit 21 Toten.

Tag 26 beginnt fast ein wenig erleichtert.
Es ist erst einmal vorbei mit den Tränen der Zeugen, mit den Bildern sterbender Menschen, mit den schonungslosen Schilderungen der Gerichtsmediziner.
Niemand würde das so aussprechen, aber es wird gelacht auf den Fluren, man kennt sich inzwischen, Angeklagte scherzen mit Justizbeamten, eine Bedienstete nennt die 30 Verteidiger einen “Sack Flöhe”.
Und auf dem Flur begrüßt der angeklagte damalige Produktionsleiter den heutigen Zeugen mit einem freundschaftlichen Händedruck.

Zeuge spricht von politischer Einflussnahme
Der 56-Jährige ist der erste, der in diesem Prozess zur Planung der Loveparade aussagen soll.
Ein leitender Angestellter der Firma, der das Veranstaltungsgelände gehörte, die es entwickeln sollte, die für den alten Güterbahnhof den Namen “Duisburger Freiheit” erfand.
Die aber gescheitert war mit ihren Plänen und dann für die Loveparade bereitwillig ihre Brache aufhübschte.
Warum?

Das Gericht will wissen, wie wurde was wann angebahnt, wie stark war der Wille der Stadt, die Technoparty unbedingt zu bekommen, der Vorsitzende Mario Plein fragt es sehr deutlich: “Hat jemand Druck ausgeübt?”
Der Zeuge antwortet langsam, überlegt.
Dass er “die Bedeutung durchaus verstanden” habe - obwohl etwas wie die Loveparade “nicht zu meinem Kulturverständnis” gehört habe.
Dass vor allem der damalige Ordnungsdezernent Wolfgang Rabe ihm deutlich gemacht habe, dass diese wichtig war.
Dass “es eine politische Situation gab, dass man die Loveparade durchführen möchte”.
Er sagt sogar: “Politische Einflussnahme gab es”, aber nein, “einen Druck habe ich nicht mitbekommen”.

Angespanntes Verhältnis zu Stadt Duisburg
Trotzdem machte seine Firma möglich, dass Veranstalter Lopavent “uneingeschränkte und exklusive Nutzungsrechte” bekam.
Und sie bereitete das Gelände vor: ebnete Böschungen ein, brach alte Bahnsteige, Mauern, ganze Gebäude ab, füllte Löcher auf, teerte, machte zigtausend Quadratmeter “stolperfrei”.
Nur entlang der Rampe, wo später 21 Menschen starben und 650 verletzt wurden, tat man nichts: “Das stand nicht im Herrichtungskonzept.”

650.000 Euro hat das gekostet, mehr als 100.000 davon sah man als Sponsoring, der “Rest”, sagt der Zeuge, seien “Sowieso-Kosten” gewesen: Arbeiten, die ohnehin anstanden, wenn man das Gelände vermarkten wollte.
Und das war schließlich das Interesse der Firma, die nach dem Scheitern erster Pläne “verärgert” war über die Stadt Duisburg, danach eine “angespannte” Beziehung nicht einmal mehr pflegte, nun aber “das Gesprächsklima verbessern” wollte.
“Wir waren auf ein gutes Verhältnis zur Stadt angewiesen.”

Wer das beförderte, daran kann sich der 56-Jährige kaum noch erinnern.
Was er noch weiß, ist, dass Dezernent Rabe Genehmigungen verschaffte und “Probleme aus dem Weg räumte”.
Und dass er, der Zeuge, auf eine höhere Versicherungssumme drängte, “falls vielleicht doch jemand stürzt”.
Eine “rein abstrakte Betrachtung der Risiken” sei das gewesen.
“An dieses so schreckliche Ereignis haben wir nicht gedacht.”

HINTERGRUND:
Als einziger Nebenkläger saß am 26. Prozesstag im Düsseldorfer Congress Centrum auch der Ehemann eines damals 38-jährigen Todesopfers aus China.
Er war schon am Tag zuvor angereist, als ein Gerichtsmediziner die Obduktionsberichte vom 24. Juli 2010 vortrug, darunter auch den seiner Frau.
Um das qualvolle Ersticken von 21 Menschen war es an mehreren Prozesstagen gegangen, der Chinese zeigte äußerlich keine Regung.

Damit ist die Befragung der Pathologen nun beendet, zunächst auch die der Nebenkläger.
Diese hatten zuerst aussagen dürfen, damit sie anschließend als Zuschauer am Prozess teilnehmen dürfen - was bislang kaum jemand tut.
Einige wenige weitere Termine wird es für die Nebenkläger noch geben, weil sie etwa aus Krankheitsgründen oder wegen weiter Anreise bisher verhindert waren.

Den Reigen der “prominenten” Zeugen eröffnet am 27. April der ehemalige Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland.
Er soll an zwei Tagen Aufschluss darüber geben, ob es öffentlichen Druck der Stadtspitze gegeben hat, die Loveparade unbedingt stattfinden zu lassen.
Und ob die Sicherheitsbedenken bei Politik und Behörden bekannt waren.
Später sollen auch der Chef des Veranstalters Lopavent, Rainer Schaller, und der damalige NRW-Innenminister Ralf Jäger in den Zeugenstand treten.


 
Sauerland sagt im Loveparade-Prozess aus !

Im Prozess um die Duisburger Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten und Hunderten Verletzten soll heute der frühere Oberbürgermeister Adolf Sauerland als Zeuge aussagen.
Der CDU-Politiker war nach der tödlichen Massenpanik 2010 massiv in die Kritik geraten, weil er nicht die politische Verantwortung für das Unglück übernehmen wollte.

Im Februar 2012 stimmten die Duisburger in einem Bürgerbegehren mit großer Mehrheit für seine Abwahl.
Sauerland zog sich anschließend aus der Öffentlichkeit weitgehend zurück.

Der Prozess gegen sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Beschäftigte des Veranstalters Lopavent hatte im Dezember begonnen.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem fahrlässige Tötung vor.

Aus Platzgründen findet der Prozess in einer Kongresshalle in Düsseldorf statt.
Bei der Loveparade am 24. Juli 2010 in Duisburg starben im Gedränge 21 Menschen, mindestens 652 wurden verletzt.


 
Sauerland: An Loveparade-Genehmigung nicht beteiligt !

Düsseldorf - Der Duisburger Ex-Oberbürgermeister Adolf Sauerland ist an möglichen Fehlern bei der Genehmigung der Loveparade 2010 nach eigener Aussage nicht beteiligt gewesen.
Aktiv in dem Genehmigungsprozess war ich nicht, sagte der 62-Jährige als Zeuge im Prozess um die Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten und Hunderten Verletzten.

Ich musste keine Genehmigung erteilen oder vorbereiten.
Er habe die Idee, sich um die Loveparade zu bewerben, in den Stadtrat eingebracht, sagte Sauerland vor dem Duisburger Landgericht.


 
Loveparade-Prozess Loveparade-Hinterbliebene glauben Adolf Sauerland nicht !

Loveparade-Hinterbliebene nehmen Sauerland Mitgefühl nicht ab.

Duisburg. Der ehemalige Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland ist erneut als Zeuge im Loveparade-Prozess geladen.
Fehler habe die Stadt nicht gemacht.

Der frühere Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland hat sich im Loveparade-Prozess überzeugt gezeigt, dass die Stadt bei der Genehmigung der Loveparade 2010 keine Fehler gemacht hat.

"Wenn ich Fehler hätte erkennen können, die auf Seiten der Stadt Duisburg wirklich passiert wären, hätte ich mich im Nachgang anders verhalten, als ich mich verhalten habe", sagte Sauerland am zweiten Tag seiner Vernehmung vor dem Landgericht Duisburg als Zeuge.
Ihn und die Stadt treffe keine Schuld.
Auf die Frage eines Nebenkläger-Anwalts, was er seinen Mandanten ausrichten soll, antwortete Sauerland: "Ich hoffe, dass Sie die Stärke haben, das persönlich zu verkraften und viele finden, die Sie bei Ihrem Weg unterstützen.
Ich kann das nicht mehr.
Ich kann nicht mehr um Geld werben."

Die Hinterbliebenen, die den Ausführungen Sauerlands im Gerichtssaal folgten, nehmen dem Ex-Oberbürgermeister sein Mitgefühl nicht ab.
"Er lügt", sagen sie.
Der wiederum erklärte, dass "eine Entschuldigung nicht adäquat für dieses Ereignis" sei.
Die Frage, ob er sich denn als Mensch verantwortlich fühlt, wollte Sauerland indes nicht beantworten.

Sechs Mitarbeiter der Stadt stehen vor Gericht
Der 62-Jährige verwies auf ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten, das das städtische Verwaltungshandeln nach der Katastrophe unter die Lupe genommen hatte.
Dieses Gutachten veranlasse ihn auch weiterhin, davon auszugehen, "dass das, was wir in Duisburg als Verwaltung gemacht haben, nicht zu der Katastrophe geführt hat".
In Duisburg seien Fehler passiert, aber nicht bei der Stadtverwaltung: Das, was wir in Duisburg in der Verwaltung gemacht haben, hat nicht zu der Katastrophe geführt", so Sauerland.

Bei der Loveparade am 24. Juli 2010 in Duisburg starben in einem Gedränge 21 Menschen, mindestens 652 wurden verletzt.
Der Prozess um die Verantwortung dafür gegen sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Beschäftigte des Veranstalters Lopavent hatte im Dezember begonnen.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem fahrlässige Tötung vor


 
Loveparade-Prozess: Schaller - „Übernehme die moralische Verantwortung“ !

Düssseldorf - Ein prominenter Zeuge sagt im Loveparade-Prozess in Düsseldorf aus.

Ehe Rainer Schaller am Dienstag über die Anfänge des Techno-Festivals berichtet, wendet er sich zunächst an die Angehörigen der Opfer.

Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller hat im Strafprozess den Angehörigen der Opfer erneut sein Beileid ausgesprochen.

Schaller fühlt sich verantwortlich
Alles Leid, das die Angehörigen erlebten, „ist auf meiner Veranstaltung passiert“, sagte der Fitnessketten-Unternehmer am Dienstag in Düsseldorf im Loveparade-Prozess vor seiner eigentlichen Zeugenaussage.

„Es ist selbstverständlich, dass ich die moralische Verantwortung übernehme“, bekräftigte er ein weiteres Mal.
Er hoffe, dass der Prozess Aufklärung bringe.

Der 49-Jährige aus Berlin ist als Zeuge geladen.
Er soll an insgesamt drei Tagen umfassend seine Eindrücke schildern.
Schaller ist Inhaber der Loveparade-Veranstalterin Lopavent.
Bei der Loveparade am 24. Juli 2010 in Duisburg starben im Gedränge 21 Menschen, Hunderte wurden verletzt.

Prozess in der Kongresshalle
Der Prozess gegen sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Beschäftigte des Veranstalters Lopavent hatte im Dezember begonnen.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem fahrlässige Tötung vor.

Aus Platzgründen findet der Prozess in einer Kongresshalle in Düsseldorf statt.


 
Schaller erinnert sich nur an wenige Details zur Loveparade !

Düsseldorf/Duisburg. Loveparade-Veranstalter Schaller will die Duisburger Tragödie aufklären, erinnert sich aber nur vage.
Und er verstrickt sich immer wieder in Widersprüche.

Angetreten war Rainer Schaller eigentlich, um zur Aufklärung des Loveparade-Unglücks beizutragen.
Das versprach er vor seinem ersten Auftritt als Zeuge beim Loveparade-Prozess vor laufenden Kameras.
Doch auch am zweiten Tag seiner Vernehmung gibt es Zweifel daran, ob der Lopavent-Chef viel zur Aufklärung der Ereignisse am 24. Juli 2010 beitragen kann.
Auf viele Fragen zur Organisation der Loveparade gibt es noch immer keine Antworten.

Denn wenn es um die konkreten Planungen zur Duisburger Loveparade geht, bleibt der 49-Jährige oft sehr vage.
Er sagt häufig, dass er sich nicht erinnern könne, welche Verträge er unterschrieben und an welchen Besprechungen er teilgenommen hat.
Schaller: „Sollte ich dabei gewesen sein, müsste es im Protokoll stehen“.
Dort, wo sein Name in Gesprächsprotokollen oder Aussagen erwähnt wird, geht Schaller in nicht wenigen Fällen von einer Verwechslung aus.
„In den Medien bin ich häufig mit Kersten S. verwechselt worden.“
Kersten S. trägt wie sein damaliger Chef Rainer Schaller Glatze, war Gesamtleiter der Duisburger Loveparade und ist einer der zehn Angeklagten im Loveparade-Prozess.

Schaller widerspricht sich bei Aussage selbst
Im Saal wurde am 32. Verhandlungstag auch ein Fernseh-Interview vom Unglückstag vorgeführt, in dem Schaller um 16.47 Uhr auch nach dem Gedränge auf dem bereits gesperrten Zugang zum Güterbahnhof-Gelände befragt wurde.
Im Hintergrund waren zu diesem Zeitpunkt bereits Bilder zu sehen, auf denen Loveparade-Besucher die Lichtmasten hochkletterten, um dem Gedränge an der Rampe zu entkommen.
Schaller sagte aus, dass er zum Zeitpunkt des Live-Interviews nichts von Problemen gewusst habe.
Während er zunächst davon sprach, er sei während der Veranstaltung vom Informationsfluss abgeschnitten gewesen, sagte er später, dass sein Pressesprecher immer in seiner Nähe gewesen sei.
Es ist nicht das einzige Mal, dass Schaller sich selbst widerspricht.

Wenig später habe er dann erfahren, dass es zwei Tote gebe – Schaller ging zunächst von einem Gerücht aus, da es bei den Loveparades in Berlin und Dortmund ebenfalls ähnliche Meldungen gegeben habe.
Diese hätten sich jedoch als falsch erwiesen.
Nicht so in Duisburg, wo Schaller nach und nach von immer mehr Toten erfuhr.
Er sprach von einer „Tragödie“, die sich hier ereignet hat.

An ein Interview, in dem er zwei Tage nach dem Unglück den Umgang der Polizei mit den Schleusen zum Gelände kritisiert hatte, konnte Schaller sich nicht richtig erinnern.
Alles, was er den Medien gesagt habe, habe er zuvor in seinem Team abgefragt.
„Nach der Loveparade war ich nicht in der Lage, klar zu denken“, sagte der Lopavent-Chef aus.
Deshalb wisse er auch nicht mehr, was er auf einer Pressekonferenz einen Tag nach dem Unglück gesagt habe.
Er wisse aber, dass es furchtbar war.

Vertraute Rainer Schaller seinen Mitarbeitern wirklich blind?
Auch wenn Schaller immer wieder erwähnt, er wolle zur Aufklärung der Ereignisse bei der Loveparade beitragen, wird dies in seinen Aussagen vor Gericht nicht immer klar.
Außerdem soll Schaller lange nicht zur Befragung durch die ermittelnden Staatsanwälte bereit gewesen sein, hält ihm die Vertreterin einer Nebenklägerin vor.
Sein Rechtsbeistand hätte ihm geraten, von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch zu machen.
So wurde Schaller erst sehr spät von den Ermittlern der Kölner Polizei, die das Loveparade-Unglück damals untersuchten, befragt.
Bei der Staatsanwaltschaft sagte Schaller dann zur Rolle seiner Firma: „Manchmal glaube ich, wir haben nichts falsch gemacht.
Manchmal glaube ich das auch nicht.“

Glaubt man Schaller, so vertraute er seinen Mitarbeitern blind.
Um so gut wie nichts will sich der Geschäftsführer der Lopavent GmbH selbst gekümmert haben, was organisatorisch in seinem Namen als alleiniger Inhaber erledigt wurde.
Kersten S. der Head of Operations bei der Duisburger Loveparade, hätte 2011 als Geschäftsführer bei Lopavent einsteigen sollen, erklärte der Berliner Kaufmann.
Doch nach der Loveparade 2010 trennten sich die Wege der beiden.
Offenbar im Schlechten, denn bis auf Kersten S. unterstützte die Lopavent GmbH die übrigen Angeklagten im Prozess finanziell bei der Strafverteidigung.
Man mag es kaum glauben, als Schaller erklärt, er habe sein Firmenimperium größtenteils vom Smartphone aus gesteuert.
Einen PC nutze er nie - und so stellte die Polizei seinerzeit bei der Durchsuchung der Lopavent GmbH auch keine E-Mails von Schaller sicher.

Nebenkläger: Eigentlich entschuldigen sich nur Schuldige
Am Donnerstag wird der Loveparade-Veranstalter sich dann abschließend den Fragen der Verteidiger stellen müssen.
Bereits am ersten Tag hatte es unterschiedliche Aussagen darüber gegeben, wer bei den Loveparade-Planungen das letzte Wort und damit die Entscheidung.
War Rainer Schaller wirklich nur Repräsentant und das Gesicht der Loveparade oder doch mehr in die Organisation eingebunden gewesen, als er bislang zugeben wollte?
Die Anwälte der vier Angeklagten Lopavent-Mitarbeiter werden dies wissen wollen.

Auch Paco Zapater, er hatte bei der Loveparade seine Tochter Clara verloren, kann das, was Schaller an diesem Tag vor Gericht erzählt, nicht ganz nachvollziehen.
Der Nebenkläger aus Spanien merkte zu Schallers Entschuldigung an, dass sich eigentlich nur Schuldige entschuldigten.
Und auch für Schallers Begriff der "moralischen Verantwortung" zeigte er kein Verständnis.


 
Loveparade-Gedenken mit Lichternacht und Veranstaltung !

Mit einer "Nacht der 1000 Lichter" wird kommenden Montag in Duisburg der Todesopfer und Verletzten bei der Duisburger Loveparade vor acht Jahren gedacht.
Die Veranstaltung findet traditionell am Vorabend des Jahrestages statt.

Am Dienstag ist eine Gedenkveranstaltung am Loveparade-Mahnmal geplant.
Beide Veranstaltungen sind öffentlich.
Es werden Angehörige und Verletzte erwartet, wie die Loveparade-Stiftung am Donnerstag in Duisburg mitteilte.

Bei der Technoparade am 24. Juli 2010 in Duisburg gab es am einzigen Zu- und Abgang zum Gelände ein so großes Gedränge, dass 21 Menschen erdrückt und mindestens 652 verletzt wurden.


 
Zurück
Oben Unten