NEWS zum Loveparade-Prozess und weiteres !

Loveparade-Prozess: Ex-Angeklagter kehrt als Zeuge zurück !

Düsseldorf. Im Prozess um die Loveparade von Duisburg sagt der Gesamtleiter (heute 47) aus.
Als Angeklagter durfte er schweigen, als Zeuge muss er reden.


Von der letzten in die erste Reihe, vom stillen Beobachter zum eloquenten Redner: Drei Monate, nachdem das Strafverfahren gegen ihn eingestellt wurde, ist der erste Ex-Angeklagte am Freitag als Zeuge in den Loveparade-Prozess zurückgekehrt.
Ein Jahr lang hatte er es vorgezogen zu schweigen – nun muss er reden.
Und der damalige Gesamtleiter der Technoparty redet: Sein freier Vortrag dauert mehr als zwei Stunden, insgesamt sind für seine Aussage drei Verhandlungstage angesetzt.

„Sie haben das ja oft genug mitgemacht“, sagt der Vorsitzende Mario Plein zur Begrüßung.
Doch ist es diesmal anders, für alle: „In gewisser Weise“, sagt Plein, „sind Sie eine neue Informationsquelle für uns.“
Aber eine, die mehr weiß als andere Zeugen.
„Unfassbar viele Daten und Zahlen“ habe er im Kopf, sagt der heute 47-Jährige, er habe „Nacharbeit geleistet“, schon 2010 mit der Veranstalterfirma Lopavent, er kennt die Akte.
Andere, die hier seit Dezember 2017 ihre Aussage machten, durften vorher am Prozess nicht teilnehmen; dieser Mann war jeden Tag da.
„Die Informationen vermischen sich“, sagt er entschuldigend (was manche Prozessbeteiligte besser finden als die großen schwarzen Löcher in der Erinnerung vieler Vorgänger im Zeugenstand).

Aus der letzten Reihe in die erste vorgerückt
Wenn man sich überhaupt verstecken konnte im Düsseldorf Congress Center, das dem Duisburger Landgericht als Saal dient, dann war seiner bislang der Platz dafür: Ganz hinten und ganz außen in den Reihen der zehn Angeklagten und ihrer mehr als 30 Verteidiger hatte man dem 47-Jährigen einen Stuhl zugewiesen.
Selten schaute er von dort auf, las viel in seinem Laptop und sprach allenfalls mit seinen Anwältinnen, 101 Verhandlungstage lang.

Nun sitzt der Bochumer ganz vorn, aufrecht, drei Becher Wasser neben sich.
Schmaler ist er geworden als damals, als er vom muskelbepackten Trainer der Fitnesskette McFit innerhalb weniger Wochen zum Manager der hauseigenen Loveparade aufstieg.
Für viele war dieser Mann das Gesicht der Loveparade, schon seit 2007 in Essen: Als Kreativdirektor, auch als „Leitung“ führt ihn die Akte, war er Organisator, Repräsentant, so etwas wie die rechte Hand seines Chefs Rainer Schaller.
„Gesamtorganisation“, schrieb er später selbst in seinen Lebenslauf, auch wenn er sagt, dass das „ein bisschen aufgeblasen“ war.
Im Organigramm von Lopavent steht er an der Spitze, im Prozess saß er bislang hinter Technik-, Produktions- und Sicherheitschef, gegen die nach wie vor verhandelt wird.

Loveparade sollte weiterziehen nach Shanghai
Manches kann er deshalb erzählen, was man so noch nicht wusste: dass es Pläne gab, die Loveparade zu „internationalisieren“, nach Shanghai sollte sie ziehen, mindestens aber in die beiden anderen Kulturhauptstädte des Jahres 2010, Pécs und Istanbul.
Dass Rainer Schaller in Duisburg einen Förderturm als Bühne wollte.
Dass sie eigens eine Medienbühne bauten auf dem alten Güterbahnhofs-Gelände, für 20.000 Euro, um eine große Lüge vor tanzender Jugend und gierigen Fernsehkameras zu inszenieren: 1,3 Millionen Menschen seien da.
Sie schlugen dann live noch 100.000 drauf; die wahren Zahlen, vielleicht ein Fünftel, lagen verabredungsgemäß im städtischen Tresor.

So erzählt es der 47-Jährige, der seine dritte Loveparade nach der Absage ausgerechnet seiner Heimatstadt offenbar mit großer Leidenschaft plante.
„Aus meiner Sicht war die Parade in Essen ein großer Erfolg“, die in Dortmund auch, „man konnte sie aus Berlin verpflanzen“.
Es war sein Erfolg.
Wie auch eine andere große Veranstaltung, die an den Jahresbeginn 2010 fiel: die Eröffnung der Kulturhauptstadt im Schneetreiben auf Zollverein.
Beteiligte berichten heute noch, wie sehr der Eventmanager um die Sicherheit des Abends bemüht gewesen sei.

Loveparade als „Leuchtturm“ der Kulturhauptstadt
Bei der Loveparade, die doch auch ein „Leuchtturm“ der Kulturhauptstadt sein sollte, war die Sicherheit indes „komplett nicht mein Bereich“.
Der Zeuge kümmerte sich um Clubs, Musik und Künstler („das übliche Riesentheater, wer wann auflegen darf“), um CDs, Merchandising, Getränke, um Sponsoren und Medien.
Zwei Tage vor der Parade erklärte er Journalisten noch geduldig das Gelände – und seine Fluchtwege. „
Das funktioniert alles, das können wir so machen“, habe ein Experte ihm gesagt.
„Mach dir keine Sorgen, das läuft hier alles“, der Produktionsleiter.
Trotzdem, sagt der 47-Jährige, habe er den Zugang „aus meine kreativen Sicht eng“ gefunden.
„Es sah mir alles sehr eingekesselt aus.“

Technoparty in Gelsenkirchen fand nicht mehr statt
Dass später im Gedränge 21 Menschen starben, erfuhr der Gesamtleiter erst viel später.
„Wir waren nicht in den Telefonkonferenzen, wir wussten nicht, was los ist.“
Niemand habe das sagen können.
Wochenlang habe man danach die Videos analysiert, „manisch, um zu verstehen, was passiert ist“, vom frühen Morgen bis in die Nacht, bis in den Herbst hinein.
„Es war wie ein Fieber.“

Mit seinem früheren Chef hat er sich in jener Zeit krachend überworfen, das weiß inzwischen jeder im Saal.
Trotzdem ist er noch mehr als ein halbes Jahr geblieben – für die Aufarbeitung.
Die geplante Loveparade in Gelsenkirchen fand nicht mehr statt.

>>INFO: NOCH DREI ANGEKLAGTE IM PROZESS

Nach 101 Verhandlungstagen hat die 6. Große Strafkammer des Duisburger Landgerichts das Strafverfahren gegen sechs Angeklagte aus der Stadtverwaltung und den Kreativdirektor der Veranstalterfirma Lopavent Anfang Februar eingestellt.

Nach dem vorläufigen Ergebnis der Beweisaufnahme sahen das Gericht und auch die Staatsanwaltschaft bei ihnen nur eine „geringe Schuld“.
Drei Lopavent-Mitarbeiter stimmten einer Einstellung gegen Auflagen nicht zu, gegen sie wird weiterverhandelt.


 
Duisburg: Loveparade - Katastrophe auch nach neun Jahren unvergessen !

Der Tag der Loveparade-Katastrophe vor neun Jahren bleibt für Eltern und Familienmitglieder wie auch viele weitere Betroffene unvergessen: Am 24. Juli 2010 starben 21 Menschen bei einer Massenpanik im Gedränge der Duisburger Technoparty.
Zum neunten Jahrestag am Mittwoch kommen die Hinterbliebenen und andere damals Traumatisierte und Verletzte zur jährlichen Gedenkfeier am Mahnmal zusammen.
Am Abend zuvor organisiert der Verein "Bürger für Bürger" die "Nacht der 1000 Lichter".

21 Familien aus Deutschland, Australien, China, Italien, Spanien und den Niederlanden verloren damals Söhne oder Töchter.
Nach Angaben von Pfarrer und Ombudsmann Jürgen Widera werden die Angehörigen auch aus dem Ausland wieder anreisen, um beim gemeinsamen Erinnern an der Gedenkstätte im Tunnel dabei zu sein - jenem Ort, an dem der einzige Ein- und Ausgang zum Gelände der Loveparade damals für die Feiernden zur Falle wurde.

21 Menschen wurden erdrückt, mehr als 650 wurden verletzt.
Viele Angehörige leiden bis heute ebenso wie zahlreiche der Überlebenden noch immer an den körperlichen und seelischen Folgen.

Fünf Jahre nach dem Unglück hatte sich die Stiftung Duisburg 24.7.2010 gegründet, die psychologische und seelsorgerische Hilfe für Opfer der Katastrophe organisiert und das Gedenken aufrechterhält.
Die Mitglieder geben auch Unterstützung bei Renten- und Kostenübernahmeanträgen und bei der Suche nach finanzieller Hilfe für Therapien.

Noch immer würden sich Betroffene melden, wie es hieß.
Die Angebote hätten vielen traumatisierten und verletzten Menschen bereits geholfen und ihre Notlage gemildert.
Allein im Jahr 2018 wurden demnach rund 650 therapeutische Gespräche geführt.


 
Duisburg: Nacht der 1000 Lichter - Gedenken an Loveparade-Opfer !

Am Abend vor dem 9. Jahrestag der Loveparade-Katastrophe gedenken Angehörige und Trauernde mit der "Nacht der 1000 Lichter" in Duisburg der Opfer.
Dazu kommen die Menschen ab dem frühen Dienstagabend in dem Straßentunnel zusammen, der bei dem Unglück am 24. Juli 2010 zum Veranstaltungsgelände führte.

Im Gedränge starben am einzigen Ein- und Ausgang vor neun Jahren 21 Besucher der Technoveranstaltung.
Sie wurden in einer Massenpanik erdrückt.
Mindestens 652 Menschen wurden verletzt.

Die Todesopfer im Alter zwischen 17 und 38 Jahren kamen aus Deutschland, China, Australien, Spanien, Italien und Holland.
Die "Nacht der 1000 Lichter" wird vom Verein "Bürger für Bürger" organisiert.

Am Mittwoch ist die offizielle Gedenkveranstaltung um 17 Uhr am Loveparade-Mahnmal.
Eingeladen sind zur jährlichen Gedenkfeier Hinterbliebene und andere damals Traumatisierte und Verletzte.


 
Nach 183 Verhandlungstagen: Landgericht schlägt Einstellung von Loveparade-Prozess vor !

Duisburg - Der Loveparade-Strafprozess soll wegen der Corona-Krise eingestellt werden.
Dies hat das Landgericht Duisburg vorgeschlagen.

Aufgrund der dynamischen Entwicklung der Corona-Pandemie sei nicht absehbar, wann und wie die derzeit unterbrochene Verhandlung fortgesetzt werden könne, teilte das Gericht mit.
Stimmen Staatsanwaltschaft und die drei Angeklagten dem Vorschlag zu, würde damit einer der aufwendigsten Prozesse der Nachkriegszeit mit bislang 183 Verhandlungstagen ohne Urteil beendet.
Bis zum 20. April haben Ankläger und Angeklagte Zeit für eine Stellungnahme.

Die Hauptverhandlung hatte im Dezember 2017 begonnen.
Zuletzt wurde am 4. März 2020 verhandelt.
Erst vergangene Woche hatte das Gericht wegen der Corona-Krise eine Unterbrechung unbestimmter Dauer mitgeteilt.
Bis höchstens zum Juni darf die Verhandlung noch unterbrochen bleiben.

Bei der Loveparade am 24. Juli 2010 in Duisburg gab es ein so großes Gedränge, dass 21 Menschen erdrückt wurden.
Mindestens 652 wurden verletzt.
Angeklagt sind drei Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung.

Das Verfahren gegen sechs Beschäftigte der Stadt Duisburg und einen weiteren Lopavent-Mitarbeiter war bereits im Frühjahr 2019 wegen vermutlich geringer Schuld ohne Auflagen eingestellt worden.
Wegen der vielen Verfahrensbeteiligten wird in einem Kongresssaal in Düsseldorf verhandelt.
Derzeit gibt es noch 42 Nebenkläger, die von 29 Anwälten vertreten werden.
Die drei Angeklagten werden von 12 Anwälten vertreten.

Nebenklage-Anwalt Julius Reiter kritisierte den Vorschlag.
Es sei zu erwarten, dass Staatsanwaltschaft und Angeklagte der Einstellung zustimmen werden, teilte er mit.
Eine Einstellung würde bedeuten, dass die Angeklagten nicht zur Verantwortung gezogen werden können.
"Die Geschädigten und die Angehörigen der Todesopfer sind maßlos enttäuscht.
Dies ist ein weiterer schwarzer Tag für die Opfer und Angehörigen der Loveparade-Katastrophe."
Die Staatsanwaltschaft wollte sich zunächst nicht zu dem Vorschlag äußern.

Das Gericht führte mehrere Gründe für seinen Vorschlag an.
"Für den Fall einer Fortführung wäre mit einer erheblichen Dauer des weiteren Verfahrens zu rechnen."
Es könne wegen des Corona-Verbreitungsrisikos nur eingeschränkt durchgeführt werden.
Unter den Beteiligten seien mehrere Angehörige von Risikogruppen.
Eine weitere Anordnung von Quarantänen gegen Prozessbeteiligte sei jederzeit möglich.

Das Gericht vermutet, dass bei einer Fortsetzung die Sitzungsdauer begrenzt werden würde.
Die für ein Urteil nötige Einführung des Sachverständigen-Gutachtens würde dann zahlreiche zusätzliche Sitzungstage in Anspruch nehmen.
Das Gericht betonte, dass die Kammer die Ergebnisse des bereits vorliegenden schriftlichen Gutachtens in ihre Überlegungen einbezogen habe.
Der Gutachter habe dem Gericht schriftlich erklärt, dass sich durch die in der Hauptverhandlung erhobenen Beweise keine wesentlichen Änderungen seiner Einschätzungen ergeben hätten.

Auch wäre es erforderlich, mehrere Nebenkläger zu vernehmen und eine Reihe von psychiatrischen Sachverständigen zu hören.
Auch hier sieht das Gericht eine "erhebliche Gefährdung aller Verfahrensbeteiligten".
Hinzu käme eine starke psychische Belastung für einige Nebenkläger.

In der Mitteilung äußert sich das Gericht auch zu den Tatvorwürfen.
Die Kammer halte es für wahrscheinlich, dass den Angeklagten die ihnen vorgeworfene Tat nachgewiesen werden könnte, "wenn es möglich wäre, die Hauptverhandlung ohne zeitliche Beschränkungen fortzusetzen".
Dies sei jedoch nicht der Fall.
Daher bestehe nur noch eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, den angeklagten Sachverhalt "verurteilungsreif" aufzuklären.
Das Gericht verwies in diesem Zusammenhang noch einmal auf den Eintritt der sogenannten absoluten Verjährung der Tatvorwürfe am 27. Juli 2020, zehn Jahre nach dem Tod des 21. Opfers.

Eine etwaige Schuld der Angeklagten dürfte nach allen bisher vorliegenden Erkenntnissen als gering angesehen werden, hieß es weiter.
Auch müsse die lange Dauer des Verfahrens und die konstruktive Mitwirkung der Angeklagten berücksichtigt werden.
"Unter Würdigung dieser und weiterer Umstände würde sich eine eventuelle Strafe im unteren Bereich des Strafrahmens bewegen."

Sollten die anderen Verfahrensbeteiligten zustimmen, will die Kammer ihre Erkenntnisse in einem Beschluss zusammenfassen, diesen bei einem zeitlich begrenzten, letzten Hauptverhandlungstermin vortragen und damit das Verfahren beenden.
Der nächste Termin ist derzeit auf den 21. April 2020 bestimmt.
Ob er stattfinden kann, ist wegen der Pandemie aber noch unklar.


 
Loveparade-Prozess vor der Einstellung !

Die Corona-Pandemie hat auch Auswirkungen auf die Justiz: Sie bringt Verfahren mit vielen Beteiligten und Zuhörern zum Erliegen.
So auch den Prozess um die Katastrophe bei der Loveparade 2010 in Duisburg.

Zehn Jahre nach den tragischen Ereignissen verjährt aber der Vorwurf der fahrlässigen Tötung - also in drei Monaten.
Deshalb wird der Prozess wohl eingestellt - die Staatsanwaltschaft hat dem jetzt zugestimmt.


Quelle: Tagesschau
 
Corona-Unterbrechung beendet: Loveparade-Prozess am 4. Mai !

Das Landgericht Duisburg hat die wochenlange Unterbrechung des Loveparade-Strafprozesses wegen der Corona-Pandemie für beendet erklärt.
Der am 4. Mai vorgesehene Verhandlungstermin könne stattfinden, teilte das Gericht am Montag mit.

Die Ansteckungsgefahr habe sich wegen der Verbesserung der allgemeinen Gefährdungslage verringert.
Außerdem würden Schutzmaßnahmen ergriffen, begründete das Gericht seine Entscheidung.

Im Sitzungssaal und im gesamten Gebäude seien bauliche Vorkehrungen getroffen worden, um den Sicherheitsabstand zu gewährleisten, hieß es.
Desinfektionsmittel stehe bereit.
Alle Beteiligten und Besucher würden eingehend nach ihrem Gesundheitszustand befragt.

Auch würden alle Personen namentlich erfasst, um mögliche Infektionsketten zurückverfolgen zu können.
Wegen der Vielzahl der Beteiligten findet der Prozess von Anfang an in einem großen Saal des Düsseldorfer Kongresszentrums statt.

Trotz aller Vorkehrungen bleibe ein Restrisiko.
"Für mehrere Hochrisikopatienten ist die Teilnahme an der Sitzung zwingend.
Bitte helfen Sie mit, diese Personen zu schützen", appellierte das Gericht an Besucher.

Die zuständige Kammer wird an diesem Mittwoch beraten, ob der Mammutprozess eingestellt wird.
Die drei Angeklagten und die Staatsanwaltschaft haben dem Vorschlag des Gerichts bereits zugestimmt.
Am 4. Mai, dem 184. Verhandlungstag, könnte der Einstellungsbeschluss verkündet werden.
Das Gericht hatte angekündigt, in diesem Fall den Inhalt des Beschlusses noch vortragen zu wollen.

Bei der Loveparade am 24. Juli 2010 in Duisburg starben im Gedränge 21 Menschen, mehr als 650 wurden verletzt.
Angeklagt sind noch drei Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung.


 
Anwälte kritisieren Einstellung von Loveparade-Prozess !


Anwälte von Nebenklägern und Angeklagten haben die Einstellung des Loveparade-Strafprozesses kritisiert.
"Dies ist ein schlechter Tag für die Justiz", sagte Nebenklage-Anwalt Julius Reiter am Montag nach dem Ende der letzten Sitzung in dem Mammutprozess.


"Die Art und Weise der Beendigung unter Abwesenheit des Sachverständigen, den wir nicht befragen konnten, ist ein unwürdiges Ende des Prozess."
Im Juli 2010 waren bei der Loveparade in Duisburg 21 junge Menschen auf einer Zugangsrampe erdrückt worden.

Das Landgericht Duisburg hatte den Prozess am 184. Verhandlungstag wegen vermutlich geringer Schuld der drei verbliebenen Angeklagten eingestellt.
Einer der größten Strafprozesse der Nachkriegszeit ging damit ohne ein Urteil zu Ende.

Von einem "Desaster" sprach Nebenklage-Anwalt Rainer Dietz.
Er bemängelte, dass das 3800-Seiten-Gutachten des Sachverständigen nicht mehr in das Verfahren eingeführt worden sei.
Damit bleibe es vorläufig und in Zivilverfahren "juristisch stets angreifbar".

Verteidiger Volker Römermann kritisierte dagegen, dass seinem Mandanten durch die Einstellung ein fairer "Abschluss des Verfahrens durch einen Freispruch verwehrt" worden sei.
Das millionenteure Verfahren hätte keinen anderen Abschluss als einen "verjährungsbedingten Freispruch" ergeben.


 
Loveparade-Prozess: Das fehlende Urteil ist ein Schlag ins Gesicht !

Vor zehn Jahren sterben 21 Menschen, mehr als 650 werden verletzt, als sie zur Loveparade in Duisburg wollen.
Dass niemand strafrechtlich zur Verantwortung gezogen wird, ist schwer zu begreifen.

Wer ist für den Tod von 21 Menschen verantwortlich?
Angehörige der Opfer, die bei der Loveparade 2010 ums Leben kamen, wollten darauf eine Antwort.
Nun ist der Prozess, bei dem zuletzt noch drei Angeklagte zur Verantwortung gezogen werden sollten, vorbei.
Ein Urteil gibt es nicht.
Die Hoffnung auf Gerechtigkeit, auf ein Abschließen mit dem unfassbaren Unglück vor zehn Jahren, ist damit nicht mehr möglich.
Es fehlt der Schlussstrich, es fehlt die Chance, das Geschehene richtig zu verarbeiten.
Diese Entscheidung ist für die mehr als 650 Verletzten, für die Angehörigen und Freunde der Opfer ein Schlag ins Gesicht.

"Aus unserer Sicht ist die Katastrophe aufgeklärt“, sagte Richter Mario Plein am Montag.
Es sei eine Katastrophe ohne Bösewicht gewesen, wird er zitiert.
Mit dieser Wortwahl zieht er die Ereignisse des 24. Juli 2010 in Duisburg fast schon ins Lächerliche.
Ein Bösewicht ist Schuld, hat wie in einem Comic oder alten Westernfilm um sich geschossen und damit leider Menschen getötet?
So stellt man sich wohl einen Bösewicht vor.
Doch vor zehn Jahren war die Situation eine andere.

Mehrere Menschen trafen die falschen Entscheidungen
Tausende Menschen wollten bei der Loveparade in Duisburg feiern, tanzen, fröhlich sein, die Jugend, die freie Zeit mit Freunden, schlicht das Leben genießen.
Die Veranstalter, die mit dem Event auch Geld verdienen wollten, waren dafür verantwortlich, dass die Sicherheit dabei gewährt wird.
Sie haben versagt.
Nein, es gibt nicht nur einen "Bösewicht".
Es gibt mehrere Menschen, die in den Stunden der Katastrophe die falschen Entscheidungen trafen.

Das Gericht stuft die Mitschuld der Angeklagten als gering ein.
Eine Vielzahl von Umständen habe zu dem Gedränge in dem Tunnel, der zur Veranstaltung führte, beigetragen, heißt es in der Begründung.
Als wesentliche Ursachen für das Unglück nannte das Gericht zum einen den Veranstaltungsort, der für das Konzept und die Besuchermengen nicht geeignet gewesen sei.
"Der Stau vor den Vereinzelungsanlagen war absehbar", sagte der Richter.
Kommunikationsprobleme hätten die Situation verschärft: Krisengespräche von Polizei und Feuerwehr seien ohne die Veranstalterin geführt worden.
Die Steuerung der Personenströme sei unkoordiniert gewesen.

Das Unglück hätte auch am Veranstaltungstag noch verhindert oder zumindest in den Folgen abgemildert werden können, wird während der Verhandlung eingeräumt.
Das Gericht nannte als Maßnahmen etwa eine zwischen Veranstalter und Polizei abgestimmte Steuerung der Personenströme, zeitweise Schließungen von Vorsperren oder verstärkten Einsatz von Ordnern, um Personen von der Rampe weg zu leiten.
Auch ein vorübergehendes Anhalten der Musikwagen auf der Paradestrecke wäre möglich gewesen.
Das alles wären Entscheidungen gewesen, die vielleicht Leben gerettet hätten.
Doch getroffen wurden sie nicht.

Fehlende Luft zum Atmen
Es müssen furchtbare Minuten in diesem Tunnel gewesen sein, voller Angst und fehlender Luft zum Atmen.
Die Katastrophe hallt auch heute noch nach.
Die Opfer sind nicht vergessen.
Letztlich habe aber keiner der Verantwortlichen grob fahrlässig gehandelt: "Große Sorglosigkeit war bei ihnen nicht ansatzweise erkennbar."
Dies sei schwer zu begreifen, räumt der Jurist Plein ein: Dass es zur Katastrophe kam, obwohl die Angeklagten sich gewissenhaft, sorgfältig und professionell verhalten hätten.
Aber es sei eine Katastrophe mit vielen Ursachen gewesen.
Und es hätten auch andere Beteiligte als nur die Angeklagten Fehler gemacht.

Menschen sind nicht perfekt, Menschen machen Fehler.
So schwer das auch anzuerkennen ist, muss man dieses menschliche Verhalten bei der Betrachtung der Ereignisse einbeziehen.
Dennoch manifestiert sich eine Wut, dass nun niemand für die fatalen Fehlentscheidungen an diesem Tag Verantwortung übernehmen muss.
21 Menschen starben und niemand wird dafür belangt?
Wie kann das in einem Rechtsstaat wie Deutschland überhaupt möglich sein?

Mit dem Ende des Prozesses beginnt nun für die Angehörigen ein neuer Abschnitt.
Sie müssen versuchen, den Wunsch nach Gerechtigkeit für die toten Unschuldigen loszulassen.
Die vergangenen Jahre, in denen an 184 Tagen versucht wurde, die Verantwortlichen zu finden, haben das noch nicht möglich gemacht.


 
Duisburg: Loveparade-Gedenkstätte in Duisburg beschädigt !

An der Duisburger Loveparade-Gedenkstätte hat es laut Polizeiangaben eine Sachbeschädigung gegeben.
Eine Gedenktafel aus Stein sei zerbrochen worden, sagte ein Sprecher.
Das sei den Beamten am Mittwochnachmittag gemeldet worden.

Zudem seien Bilder von Opfern des Unglücks beschädigt worden.
Hinweise auf ein Motiv gab es zunächst nicht.
Zuvor hatte der WDR berichtet.

Im Juli 2010 waren bei der Loveparade in Duisburg 21 junge Menschen auf einer Zugangsrampe erdrückt worden.
Am vergangenen Montag war der Prozess um das Unglück eingestellt worden - bei den drei zuletzt verbliebenen Angeklagten hatte das Gericht zuvor nur eine geringe Schuld vermutet.


 
Loveparade: Ex-OB - rückblickend keinen Anlass für Rücktritt !

Der nach dem Loveparade-Unglück abgewählte Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) sieht auch rückblickend keinen Anlass für einen Rücktritt aus politischer Verantwortung.
"Man muss die moralische Verantwortung übernehmen, wenn man in verantwortlicher Art und Weise Schuld an diesem Unglück hat.
Und die habe ich nicht.
Ich habe die Loveparade nie gewollt.

Und auch die politische Verantwortung lag nicht bei der Kommune", sagte der 65-Jährige in einem Interview der "Rheinischen Post" (Dienstag).
"Ich habe immer gesagt, es liegt keine Schuld bei der Stadt Duisburg.
Wer sich die Einstellungsverfügung des Strafprozesses am Landgericht einmal genau durchliest, wird auch nicht zu einem anderen Urteil kommen können."

Das Unglück mit 21 Toten und mehr als 650 Verletzten jährt sich an diesem Freitag zum zehnten Mal.
Viele sahen unmittelbar nach der Katastrophe in Sauerland einen Mitverantwortlichen.
Zeitweise erhielt er Morddrohungen.
Im Februar 2012 wählten ihn die Duisburger in einem Bürgerbegehren mit großer Mehrheit ab.
Als Zeuge im Strafprozess zeigte er sich später überzeugt, dass die Stadt bei der Genehmigung der Technoparade keine Fehler gemacht hat.
Nicht im Verwaltungsablauf, sondern im Veranstaltungsablauf sei etwas falsch gelaufen, sagte er.

Sauerland sprach in dem Interview der RP auch über sein Verhältnis zu Hinterbliebenen und Verletzten.
Zu einigen pflege er "seit Jahren ein gutes, fast freundschaftliches Verhältnis".
Auf die Frage, wie es dazu kam, sagte Sauerland: "Ich bin angesprochen worden.
Wir haben telefoniert und über die Geschehnisse gesprochen.
Viel von dem, was damals passiert ist, und was das für die Beteiligten bedeutet, kann man nur ermessen, wenn man mit den Betroffenen redet.
Über die Jahre ist da ein Vertrauensverhältnis gewachsen."


 
Loveparade-Totengedenken bei "Nacht der 1000 Lichter" !

Bei einer "Nacht der 1000 Lichter" ist am Donnerstagabend in Duisburg der Toten und Verletzten des Loveparade-Unglücks vor zehn Jahren gedacht worden.
An der Gedenkstätte am Unglücksort wurden dabei rund 1000 Grablichter entzündet.
Viele waren mit Gedenkworten beschrieben.
"Es tut noch weh", stand auf einer Kerze.

Die "Nacht der 1000 Lichter" findet traditionell am Vorabend des Jahrestages statt.
Am 24. Juli 2010 waren am einzigen Ein- und Ausgang der Technoparade 21 Menschen im Alter von 17 bis 38 Jahren erdrückt worden.
Für ihre Angehörigen war am Abend eine nichtöffentliche Andacht geplant.
Die meisten Angehörigen der Opfer aus dem Ausland konnten nach Angaben der Loveparade-Stiftung wegen Corona diesmal nicht kommen.
So gab es Absagen von Angehörigen aus Australien, China, Italien und Spanien.

Mindestens 652 Loveparade-Besucher wurden damals verletzt.
Einige von ihnen leiden bis heute körperlich und seelisch unter den Folgen.
Am Freitag, dem eigentlichen Jahrestag, gibt es am frühen Abend eine Gedenkveranstaltung an einem Mahnmal in der Nähe der Gedenkstätte.

"Die schrecklichen Ereignisse bei der Loveparade vor zehn Jahren haben das ganze Land erschüttert und in Trauer versetzt", erklärte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) laut einer Mitteilung zum Jahrestag.
"Ein Tag, an dem junge Menschen fröhlich gemeinsam feiern wollten, endete in einer furchtbaren Katastrophe, in einem Albtraum, aus dem viele Menschen nicht befreit werden konnten - manche bis heute nicht."
Am Jahrestag sei man in Gedanken und Gebeten bei den Opfern und fühle mit den Angehörigen, die geliebte Menschen verloren hätten.


 
Blanker Hohn das ganze was die Opfer verhöhnt und die Täter schützt.

Aber eigentlich alles typisch Deutschc oder ?`?
 
Zurück
Oben Unten