Betrugsverdacht: Hausdurchsuchung bei Lizengo !

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Die Staatsanwaltschaft Köln hat bei Lizengo die Geschäfts- und Privaträume der Geschäftsführung durchsuchen lassen und Datenträger sichergestellt.

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Der Anbieter Lizengo, der auch besonders günstige Microsoft-Lizenzen im Portfolio hat, steht unter Verdacht des gewerbsmäßigen Betrugs.
Die Staatsanwaltschaft Köln hat gegen den Anbieter am 18. August 2020 sogar eine Hausdurchsuchung der Geschäfts- und Privaträume der Geschäftsführung durchführen lassen.
Das berichtete die c’t.


Aufgrund der laufenden Ermittlungen wollte die Staatsanwaltschaft allerdings nicht preisgeben, gegen wen sich die Maßnahmen richteten.
Das Magazin erhielt allerdings von der Staatsanwaltschaft sowie vonseiten Lizengo jeweils die Bestätigung für die durchgeführte Durchsuchung.
Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer hatte verlauten lassen, man habe „Durchsuchungsmaßnahmen bei einem Online-Händler durchgeführt, dessen Verantwortlichen und weiteren Beschuldigten vorgeworfen wird, im Jahr 2019 in Märkten Produktschlüssel als angebliche Lizenzen für Computerprogramme eines amerikanischen Softwareherstellers, der Anzeige erstattet hat, verkauft zu haben, ohne den Käufern ein tatsächliches Nutzungsrecht an den Computerprogrammen eingeräumt zu haben“.
Bei den Maßnahmen wurden Datenträger sichergestellt.

Lizengo mit dubiosen Lizenzen

Dass es sich bei dem „amerikanischen Softwarehersteller“ um Microsoft handelt, scheint dabei naheliegend.
Microsoft hatte gegenüber der c’t bereits 2019 erklärt, gegen Lizengo rechtlich vorgehen zu wollen.

Lizengo vertreibt Microsoft-Software wie Office oder Windows weit unter den Preisen von Microsofts Online-Store.
Der Unterschied zu anderen Lizenzhändlern: Lizengo ist auch im stationären Einzelhandel, etwa bei Edeka mit Gutscheinkarten mit dem Namen „Lizengo-Cards“ vertreten.

Nach Recherchen des Magazins stammten von Lizengo vertriebene Lizenzen teilweise von einem OEM-Programm von Microsoft, die nur für den Vertrieb in China vorgesehen waren.
Andere gehörten zu einem Volumenlizenzvertrag einer bulgarischen Universität.
So wurde eine einzige Office-Lizenz, die eigentlich nur einmal verwendet werden sollte, bis zum Zeitpunkt des Verkaufs und der Übermittlung an den Kunden bereits 24 Mal aktiviert: „Lizengo habe diesen Key ‚ungeachtet der Tatsache, dass nur eine einzige Lizenz vergeben wurde‘, nachweislich mindestens zweimal an unterschiedliche Empfänger übermittelt“.
Die Beispiele lieferte dabei der Produktidentifikationsservice von Microsoft.

Weiterhin wurde Lizengo auch zivilrechtlich verklagt.
Details zum Kläger lagen allerdings nicht vor.
Lizengo erklärte dazu lediglich: „Unsere inhaltlichen Argumente in diesem Verfahren, die den Ermittlungsbehörden bislang noch nicht bekannt sind, werden wir den Ermittlungsbehörden mitteilen“.


 
Lizenz-Discounter Lizengo stellt Insolvenzantrag !

Bereits in der Vergangenheit wurde öfter über Lizengo berichtet.
Der Händler erlangte Bekanntschaft, nachdem dieser in Zusammenarbeit mit der Supermarktkette Edeka Windows-10-Lizenzen zum Verkauf angeboten hatte.
Allerdings passte das Microsoft natürlich gar nicht und so dauerte es nicht lange, bis die Redmonder juristisch gegen Lizengo vorgingen.
Dies sorgte dafür, dass die Microsoft-Lizenzen aus den Edeka-Filialen verschwanden und die Zusammenarbeit mit dem deutschen Anbieter beendete.

Dies hinderte Lizengo allerdings nicht daran, weiterhin am eigenen Geschäftsmodell festzuhalten und besagte Lizenzen über den eigenen Onlineshop zu vertreiben.
Daraufhin kam es am 18. August 2020 zu Hausdurchsuchungen, bei denen neben den Büroräumen des Unternehmens auch die Privaträume des Geschäftsführers durchsucht wurden.

Dies scheint wohl der letzte Sargnagel für das Unternehmen gewesen zu sein.
Wie jetzt bekannt wurde, hat das Amtsgericht Köln im Lizengo-Insolvenzverfahren einen Konkursverwalter eingesetzt.
Somit dürfte der Lizenzhändler kurz vor dem Aus stehen.
Aktuell ist unklar, welche Konkursmasse überhaupt vom Verwalter noch zu Geld gemacht werden darf beziehungsweise kann.
Da das Lizenz-Verkaufsmodell mehr als fragwürdig ist, dürften die vorhandenen Keys kaum Interessenten finden.

Aktuell beschäftigt Lizengo rund 130 Mitarbeiter, die sich aufgrund der aktuellen Entwicklungen mit hoher Wahrscheinlichkeit ab dem Jahr 2021 nach einem neuen Job umsehen müssen.
Dass sich das Unternehmen nochmals erholen wird, ist unwahrscheinlich.
Der professionelle Verkauf von gebrauchten Microsoft-Lizenzen im großen Stil ist sicherlich kein Geschäftsmodell mit Zukunft.

Wer aktuell auf der Suche nach einer Microsoft-Lizenz ist, sollte von dubiosen Angeboten abstand nehmen und einen entsprechenden Key ausschließlich in seriösen Onlineshops erwerben.


 
10.000 Verfahren gegen Lizenzgo-Käufer !


Welche Rechtsfolgen auf Käufer genau zukommen könnten, sagt RA Christian Solmeckeerfahrt in diesem Video.


Quelle: Kanzlei WBS
 
Secondhand-Lizenzen: Britischer Anbieter verklagt Microsoft !

Bereits in der Vergangenheit wurde mehrfach über den Fall Lizengo berichtet.
Der deutsche Anbieter verkaufte unter anderem gebrauchte Windows-10-Lizenzen beim Einzelhändler Edeka.
Microsoft sieht den Secondhand-Handel mit seinen Keys allerdings gar nicht gerne und ging auch hier vehement gegen vor.
Jetzt ist dem britischen Softwarehändler Valuelicensing allerdings die Hutschnur gerissen.
Dieser geht nun juristisch gegen den internationalen Hard- und Softwarehersteller vor und fordert insgesamt einen Schadensersatz von rund 312 Millionen Euro.

Laut Valuelicensing sind die Praktiken von Microsoft nicht rechtens und würden den Wettbewerb massiv beeinflussen.
Die Britten kritisieren insbesondere die Änderungen an den Microsoft-Lizenzmodellen.
Microsoft würde hauptsächlich noch cloudbasierte Keys anbieten und versuchen, die alten Lizenzen aus dem Verkehr zu ziehen.
Speziell erwähnt der Valuelicensing-Gründer Jonathan Horley das Abomodell Microsoft 365.

Schon im Februar hatte Microsoft bekannt gegeben, dass man die Supportzeiten von sieben auf fünf Jahre verkürzen wird.
Allerdings versuchen die Redmonder schon seit geraumer Zeit ihr Office-Abo-Modell stärker zu vermarkten.
Gerade Reseller könnten dem Unternehmen hier allerdings einen Strich durch die Rechnung machen.
Aktuell bleibt zudem abzuwarten, ob Microsoft in Zukunft komplett auf eine Offline-Version von Office verzichten wird.
Allerdings könnte dies gerade Privatkunden verschrecken.
Mit Libre Office oder Google stehen zudem kostenlose Alternativen zur Verfügung.

Wirft man einen Blick über den Tellerrand konnte man ein ähnliches Vorgehen bei Adobe beobachten.
Das US-amerikanische Softwareunternehmen stellte bereits vor einigen Jahren sein gesamtes Portfolio auf einen Abodienst um.
Da es sich bei den Produkten um einen Industriestandard handelt mit dem man sich in erster Linie an professionelle Anwender richtet, verfügte Adobe über eine weitaus bessere Ausgangsposition.
Was zur Folge hatte, dass besagtes Abomodell weitestgehend angenommen wurde.


 
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