Der Wirecard-Skandal !

Ex-Wirecard-Chef soll im Untersuchungsausschuss aussagen !

Der ehemalige Chef des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard, Markus Braun, soll noch im November im Untersuchungsausschuss des Bundestages aussagen.
Neben weiteren ehemaligen Aufsichtsräten und Vorständen des einstigen Dax-Unternehmens soll Braun am 19. November von den Abgeordneten befragt werden, wie am Donnerstag Vertreter von Opposition und Koalition in Berlin bestätigten.
Die Obleute des Ausschusses hätten das am Mittwoch in einer Vorbesprechung festgelegt.

Nach dem Bilanzskandal bei Wirecard wurden Braun sowie weitere Manager im Sommer in U-Haft genommen.
Nach dem ehemaligen Vorstandsmitglied Jan Marsalek fahndet die Polizei weiterhin.
Die Staatsanwaltschaft sieht in Braun einen Hauptverantwortlichen für "gewerbsmäßigen Bandenbetrug", bei dem die Wirecard-Chefetage über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben soll, um das Unternehmen über Wasser zu halten und Kredite zu erschwindeln.
Auf diese Weise sollen Banken und Investoren um bis zu 3,2 Milliarden Euro geprellt worden sein.

"Er wird nicht auf alle Fragen die Antwort verweigern können.
Am Ende ist er als Vorstandsvorsitzender Hauptverantwortlicher", sagte der Obmann der Grünen, Danyal Bayaz.
Fabio De Masi (Linke) sagte: "Ich würde Herrn Braun auch im Pyjama vorführen lassen, wenn dies nötig wäre."
Er schulde der Öffentlichkeit Antworten, so FDP-Politiker Florian Toncar: "Außerdem geht es ja um die Frage, ob Wirecard politisch geschützt wurde."

Der Untersuchungsausschuss soll unter anderem klären, ob die Aufsichtsbehörden das deutsche Fintech-Unternehmen als aufstrebenden Börsenstar trotz Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten mit Samthandschuhen angefasst haben.
Der Ausschuss will dazu auch eine Reihe prominenter Politiker als Zeugen befragen, darunter Kanzlerin Angela Merkel (CDU).


 
Wirecard-Skandal: Der Enthüller, den keiner hören wollte !

Berlin - Die Milliarden-Pleite des Finanzdienstleisters Wirecard ist der größte deutsche Bilanzbetrug.
Der Skandal lag offen auf dem Tisch - in Form von Recherchen der britischen Wirtschaftszeitung „Financial Times“.
Doch niemand wollte die Warnungen hören.

Der Enthüllungsjournalist Dan McCrum hat ein weitgehendes Desinteresse in Deutschland an seinen Wirecard-Enthüllungen vor dem Zusammenbruch des Unternehmens kritisiert.
Er sagte bei einem Pressegespräch in Berlin, erst „seit dem Kollaps von Wirecard hat Deutschland das ganze sehr ernst genommen“.
Es wäre besser gewesen, wenn seine Recherchen schon zuvor ernster genommen worden wären.

Der Journalist hatte schon 2015 über Unregelmäßigkeiten bei Wirecard detailliert berichtet.
Doch der Journalist geriet wegen seiner Berichte ins Visier der Staatsanwaltschaft
Er sagte, die Ermittlungen wegen Insiderhandels seien mittlerweile eingestellt worden.

McCrum gab an, dass die Ermittlungen auf einem offenkundig gefälschten Dokument beruht hätten.
Die Fälschung sei vom früheren Wirecard-Manager Jan Marsalek in Umlauf gebracht worden.
McCrum zeigte sich empört, dass auch die Finanzaufsicht Bafin auf diese Fälschung hereingefallen sei und ein Verbot von Leerverkäufen für Wirecard-Aktien erlassen habe.
Eine solch drastische Maßnahme hätte es zuletzt in der Bankenkrise gegeben.

„McCrum ist eines der ersten Opfer von Wirecard“
Es sei schwer vorstellbar, dass die Aufsichtsbehörden Wirecard ohne politische Rückendeckung hätten schützen können, so McCrum.
Seine Rechercheergebnisse hätten kein Interesse bei deutschen Behörden geweckt.
So sei er niemals von der Bafin kontaktiert worden.

Über seine Gespräche mit deutschen Politikern wollte er keine Auskunft geben und berief sich auf den Quellenschutz.
FDP-Finanzexperte Florian Toncar, der gemeinsam mit dem Grünen Danyal Bayaz und dem Linken Fabio de Masi zu dem Gespräch geladen hatte, sagte der Berliner Zeitung: „McCrum ist eines der ersten Opfer von Wirecard.

Er hat den Betrug früh erkannt und wurde dafür in Deutschland strafrechtlich verfolgt.
Es ist beschämend, dass das passiert ist und es ist noch beschämender, dass er dafür bisher keine Entschuldigung seitens der Bundesregierung erhalten hat.“

McCrum kritisierte die Bafin scharf und warf ihr Versagen vor.
Auch die Wirtschaftsprüfer von EY haben für ihn eine Mitverantwortung, da es zum Standard gehöre, dass Wirtschaftsprüfer überprüfen, ob in der Buchhaltung angegebene Überweisungen tatsächlich durchgeführt worden sind.
Aber auch die Investoren müssten sich fragen, warum sie trotz der FT-Berichte weiter massiv die Papiere eines offenkundig dubiosen Unternehmens gekauft hätten.
McCrum sieht für Investoren kaum eine Chance auf Entschädigung für ihre Verluste, das Geld der meisten Anleger dürfte unwiederbringlich weg sein.

Der frühere Wirecard-Chef Markus Braun soll noch im November im Untersuchungsausschuss des Bundestages aussagen.
Neben weiteren ehemaligen Aufsichtsräten und Vorständen des einstigen Dax-Unternehmens soll Braun am 19. November von den Abgeordneten befragt werden, wie am Donnerstag Vertreter von Opposition und Koalition in Berlin bestätigten.
Die Obleute des Ausschusses hätten das am Mittwoch in einer Vorbesprechung festgelegt.

Nach Marsalek fahndet die Polizei weiterhin.
Die Staatsanwaltschaft sieht in Braun einen Hauptverantwortlichen für „gewerbsmäßigen Bandenbetrug“, bei dem die Wirecard-Chefetage über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben soll, um das Unternehmen mit Krediten über Wasser zu halten.
Auf diese Weise sollen Banken und Investoren um bis zu 3,2 Milliarden Euro geprellt worden sein.


 
Untersuchungsausschuss: Ex-Wirecard-Chef Braun soll aussagen !

Der frühere Chef des Skandalunternehmens Wirecard soll heute (13.00 Uhr) im Untersuchungsausschuss des Bundestags zu dem Bilanzbetrug aussagen.
Die Abgeordneten wollen den Ex-Manager vor allem zu seinen Kontakten zu Politik und Behörden befragen.

Dass er sich zu den konkreten Betrugsvorwürfen der Staatsanwaltschaft äußert, wird als eher unwahrscheinlich eingeschätzt.
Zeugen müssen sich nicht selbst belasten.
Braun gilt als einer der Hauptverantwortlichen für Betrugsskandal, bei dem Wirecard über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben soll.

Der Ausschuss will aufdecken, ob das deutsche Fintech-Unternehmen als aufstrebender Börsenstar von den Aufsichtsbehörden trotz Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten mit Samthandschuhen angefasst wurde.
Dabei geht es auch um Versäumnisse der Politik, weshalb die Kontakte Brauns relevant sein könnten.

Der Ex-Manager, der in Bayern in Untersuchungshaft sitzt, wollte ursprünglich nicht persönlich vor dem Ausschuss in Berlin erscheinen, sondern per Video aussagen.
Der Bundesgerichtshof gab diesen Anträgen jedoch nicht statt.
Braun wird nun mindestens zwei Nächte in einem Berliner Gefängnis verbringen müssen.


 
Zeuge verweigert jede Auskunft: Dr. Braun in der Endlosschleife !

Der Untersuchungsausschuss, der den Wirecard-Skandal aufdecken soll, hört den früheren Konzern-Chef Markus Braun als Zeugen.
Die Aussage wird zur Farce.
Der inhaftierte Ex-Manager wiederholt immer nur einen einzigen Satz und verärgert damit die Abgeordneten.

"Ich wohne derzeit in der JVA Augsburg", sagt Markus Braun, was ein bisschen nach Trübsal klingt.
Allerdings erscheint der 51-Jährige nicht wie ein gebrochener Mann, als er am Donnerstag vor dem Untersuchungsausschuss zur Aufklärung des Wirecard-Skandals Rede und Antwort steht - oder besser gesagt: stehen soll.
Denn der frühere Vorstandschef des einstigen Dax-Konzerns weigert sich konsequent, Fragen zu beantworten.
Schon bald verfällt er in eine Endlosschleife aus dem immer gleichen Satz.
"Diese Frage werde ich heute nicht beantworten."

Der Österreicher, der im Verdacht steht, den größten Bilanzbetrug der deutschen Nachkriegszeit maßgeblich mitzuverantworten, gibt zunächst eine nicht mal zehnminütige, persönliche Erklärung ab.
Die Bundestagsabgeordneten lässt er wissen, er habe Vertrauen "in die Unabhängigkeit und Objektivität der Ermittlungsbehörden", insbesondere darauf, "dass die Staatsanwaltschaft München den Fall "umfassend aufklärt und damit meine ich auch den Verbleib der veruntreuten Unternehmensgelder".
Verschwunden sein sollen mehr als drei Milliarden Euro.
Wo das Geld ist, konnte bisher nicht geklärt werden.

"Habe der Staatsanwaltschaft Kooperation angeboten"
"Bislang" habe er sich nicht persönlich zu den Vorwürfen geäußert, erklärt Braun und hat dann eine für die Öffentlichkeit eher überraschende Mitteilung parat: Er habe der Anklagebehörde von Beginn an "meine Kooperation angeboten.
Dazu stehe ich auch heute noch."
Diese Offerte gelte indes "zunächst und vorrangig gegenüber der Staatsanwaltschaft München".
Vor dem Ausschuss werde er sich jetzt "nicht zu den Sachverhalten" äußern.
Eventuell im nächsten Jahr, ergänzt er später.

Ohne dabei auf seine eigene Rolle einzugehen, nimmt Braun andere Beteiligte des Skandals in Schutz.
Er habe "zu keiner Zeit Feststellungen getroffen oder Hinweise erhalten, dass sich Behörden, Aufsichtsstellen oder Politiker nicht korrekt, pflichtwidrig oder in irgendeiner Form unlauter verhalten hätten", berichtet der frühere Wirecard-Chef.
Das gelte auch für den "massiv getäuschten" Aufsichtsrat als Kontrollorgan und für die Wirtschaftsprüfer, wobei er den Namen Ernst & Young (EY) erst später nennt.
Am Ende werden unabhängige Richter entscheiden, wer die rechtliche Verantwortung für den Zusammenbruch des Unternehmens der Wirecard AG trägt."

Das klingt so, als hätte Braun erst im Zuge der Berichterstattung im Frühsommer 2020 mitbekommen, dass Wirecard seine Bilanz um 1,9 Milliarden Euro geschönt hätte.
In einer E-Mail an den U-Ausschuss beschrieb die Münchner Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl den gescheiterten Top-Manager als Strategen eines hierarchischen Systems nach dem Prinzip "teile und herrsche".

Doch Braun hinterlässt am Donnerstag nicht den Eindruck eines dominanten Machtmenschen, als der er vielfach beschrieben worden ist.
Er wirkt wie ein Gescheiterter, dem alle Felle längst davon geschwommen sind, und der sich ganz in die Hände seines Anwalts begeben hat.
Dass Braun das Aussageverweigerungsrecht für sich in Anspruch nimmt, hatte der Ausschuss erwartet - denn ihm drohen viele Jahre Haft.
Doch dass er derartig hart darauf besteht, sorgt in dem Gremium für Entsetzen und Wut.

"Ich beantworte Ihnen heute keine Fragen"
Braun sagt zu seinem umfassenden Aussageverweigerungsrecht: "Das bedeutet, dass ich ihnen heute keine weiteren Fragen beantworten werde."
Von nun an macht der ehemalige Vorstandschef, dem bandenmäßiger Betrug zur Last gelegt wird, keine einzige Aussage mehr zu konkreten Sachverhalten, die der Ausschuss aufklären will.
Bis auf wenige Ausnahmen sagt er permanent Sätze wie: "Ich werde mich heute nicht abweichend zu meinem Statement äußern."

Braun verweigert die Auskunft zu Wirecard, zu anderen Managern des Konzerns, zu Spekulationen über Geheimdienstkontakte, zu seinem flüchtigen Ex-Kollegen Jan Marsalek und zu seinen mutmaßlichen Beziehungen ins Kanzleramt und zu anderen aktiven oder früheren Politikern.
"Sie sprechen lauter Sachverhalte an, die verfahrensrelevant sind", sagt er mit monotoner Stimme.
Selbst auf die Frage des CDU-Abgeordneten Matthias Hauer, ob er "allgemein" erläutern wolle, wie bestimmte Finanzgeschäfte funktionierten und er zu Corporate Governance stehe, erklärt Braun: "Ich habe mein Statement abgegeben, ich werde bei dem Statement bleiben."

Appelle, Respekt vor dem Bundestag und der Öffentlichkeit zu zeigen, fruchten genauso wenig wie die Androhung eines Ordnungsgeldes oder die Ermahnung des CSU-Parlamentariers Hans Michelbach, doch das "Prinzip ehrbarer Kaufmann" zu beachten.
So werde Braun seine "Glaubwürdigkeit nicht erhöhen".
Im Interesse der Öffentlichkeit hätte der Ex-Wirecard-Chef aussagen sollen, "um Schaden von unserem Land abzuwehren".
Braun meint dazu: "Ich werde mich heute nicht abweichend von meinem Statement äußern."
Michaelbachs SPD-Kollegin Cansel Kiziltepe will von Braun wissen, ob ihm klar sei, dass er "unserem Wirtschafsstandort großen Schaden zugefügt" und "Vertrauen in Institutionen" zerstört habe.
Der Zeuge wirft seine Platte abermals an: "Ich bleibe bei meinem Statement."

War Braun nun im Kanzleramt oder nicht?
Der FDP-Abgeordnete Florian Toncar, ein Rechtsanwalt, erklärt, warum der Ausschuss weiter bohren müsse, obwohl es als sinnlos erscheint.
Der Fragenkatalog müsse abgearbeitet werden, "um an die nächsten Schritte anknüpfen zu können, mit denen Sie sicher rechnen können".
Auch das perlt an Braun ab.
Er hört stets aufmerksam zu. Manchmal belehrt er einen Parlamentarier: "Die Frage wurde schon gestellt."

Der Linke-Abgeordnete Fabio De Masi zeigt sich schwer genervt und lässt das den Zeugen spüren wie kein anderer in dem Ausschuss.
"Momentan ist das für seinen Anwalt leicht verdientes Geld", findet De Masi.
Einmal fährt er Braun über den Mund und macht klar, in dem Gremium entschieden die Abgeordneten "und nicht jemand, der von der JVA übergestellt wurde".

Danyal Bayaz von den Grünen schafft das Kunststück, von Braun eine Auskunft zu erhalten.
Ob der Zeuge schon einmal im Bundestag gewesen sei, fragt er. "Nein", sagt Braun.
"Und im Kanzleramt?"
Der Ex-Wirecard-Chef antwortet: "Ich verweise auf mein Statement."
Bayaz stößt eine Art Jubelschrei aus.
Der ist ironisch gemeint.
Allerdings ist nun klar sein: Braun dürfte im Kanzleramt gewesen sein.


 
Überraschung bei Wirecard: Eine Entschuldigung live aus dem Knast !

Nachdem sich Ex-Wirecard-Chef Braun dem Untersuchungsausschuss fast völlig verweigerte, sorgte ein Zeuge für Staunen: Er bat um Vergebung.
Das Gremium kann einen Erfolg verbuchen.
Drei Beschuldigte kündigten öffentlich an, mit der Staatsanwaltschaft zu kooperieren.

Etwa 45 Minuten fehlen noch bis Mitternacht, da erscheint Oliver Bellenhaus auf dem Bildschirm einer Live-Übertragung aus Bayern in ein Gebäude des Bundestages.
Man sieht sofort, dass er aus einem Gefängnis zugeschaltet ist.
Vor einem Fenster des sparsam eingerichteten Raums, in dem sich der 47-Jährige mit seinem Rechtsanwalt befindet, sind Gitter.
Die triste Wandfarbe ist typisches Knast-Gelb.
Bellenhaus sieht wie jemand aus, der psychischen Stress verarbeitet.
Man ahnt nicht ansatzweise, dass er noch vor wenigen Monaten gutverdienender Topmanager eines Konzerns war, dem die Anleger zuflogen.
Er wirkt abgemagert, trägt Dreitagebart, kurze Haare und ein schwarzes T-Shirt.

Befragt nach seiner momentanen Meldeadresse, sagt er: "Derzeit wohnhaft in der JVA Stadelheim in München."

Der Inhaftierte war einst der Repräsentant von Wirecard in Dubai.
Er hatte maßgeblichen Anteil an Gewinnen, die sich als Schein statt Sein herausstellten.
Nach der Pleite des Konzerns stellte er sich im Juli den deutschen Ermittlern und legte ein umfassendes Geständnis ab.
Seither wird er von der Staatsanwaltschaft als Kronzeuge bezeichnet.
Dass er es ernst meint, einen Beitrag zur Aufklärung des größten Bilanzbetrugs der deutschen Nachkriegszeit zu leisten, zeigt sich an einer Geste gleich zu Beginn einer kurzen persönlichen Erklärung als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss, der das Wirecard-Debakel aufarbeitet.

"Ein Riesendesaster, durch nichts zu beschönigen"
Bevor Bellenhaus ankündigt, als Beschuldigter von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch zu machen, und darum bittet, deshalb erst später von dem Ausschuss vernommen zu werden, bedankt er sich für die Möglichkeit eines Eingangsstatements.
Er sagt: "Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei Ihnen als Vertreter der Öffentlichkeit als auch bei den Geschädigten entschuldigen."
Die "zur Aufklärung anstehende Angelegenheit" nennt er "ein Riesendesaster, das sich durch nichts beschönigen lässt".

Damit ist der Zeuge der erste Wirecard-Topmanager, der den Ansehensverlust für den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Milliardenverluste der Anleger vor Publikum bedauert.
Abgeordnete von Koalition und Opposition rechnen ihm die Einlassung hoch an und entsprechen seinem Wunsch, erst die Vernehmungen mit der Staatsanwaltschaft zu beenden und dann dem Ausschuss Rede und Antwort zu stehen.
Das dürfte auch im Interesse der Ermittler in München liegen, die sonst befürchten müssten, dass Äußerungen von Bellenhaus zu früh anderen Beschuldigten bekannt werden.
Abgeordnete aller Fraktionen glauben der Zusage von Bellenhaus, nicht zu tricksen und tatsächlich Ende Januar in Berlin konkrete Angaben zu dem Skandal zu machen.

"Da können sich die Geschädigten nichts für kaufen", sagt Matthias Hauer von der CDU zu der Entschuldigung und fügt mit gekünstelter Strenge an: "Das führt auch nicht dazu, dass wir ihn nun anders behandeln.
Aber so können wir Ende Januar mit substanzvolleren Aussagen rechnen als bei Herrn Dr. Braun."
Tatsächlich könnte der Kontrast nicht größer gewesen sein zwischen den Statements von Bellenhaus und dem früheren Vorstandsvorsitzenden Markus Braun, der zu Beginn der Sitzung ab 13:30 Uhr als Zeuge vernommen worden war.

Braun verärgert die Parlamentarier
Braun berief sich ebenfalls darauf, als Beschuldigter eines Strafverfahrens, das mit zig Jahren Haft für ihn enden könnte, nichts sagen zu müssen, was ihn belasten könnte.
Der 51-Jährige war vor dem Bundesgerichtshof mit dem Versuch gescheitert, seine Vernehmung in Berlin zu verbieten - er hatte das Ansinnen mit der Corona-Gefahr begründet.
Eine kurze persönliche Erklärung entsprach seiner bisherigen Linie, alle Anschuldigungen zurückzuweisen und sich als Opfer darzustellen.
Den Vorwurf des Betruges hält er offenbar generell für unbegründet.
Er sprach von "veruntreuten Unternehmensgeldern".
Darüber hinaus verweigerte er Antworten auf fast jede Frage, selbst zu seinem Doktortitel oder unternehmerischen Grundsätzen.

Es ist die Art und Weise gewesen, mit der Braun die Parlamentarier nachhaltig verärgerte, so dass klar ist, dass der Ausschuss juristische Mittel nutzen wird, den früheren Konzernchef zu Einlassungen zu zwingen.
Nach der insgesamt 14-stündigen Sitzung äußert sich der Linke-Abgeordnete Fabio De Masi in einem Mix aus Mitleid und Geringschätzung.
Unter Anspielung auf Brauns Herkunft aus Österreich meint er: "Das Häufchen Elend hat gezeigt, dass ein früherer Alpen-Steve-Jobs sehr schnell auf eine sehr bedauernswerte Figur schmelzen kann."

Bellenhaus versus Braun
Sein Grünen-Kollege Danyal Bayaz verweist auf den Unterschied der "Tonlage und im Habitus" zwischen Bellenhaus und Braun.
"Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass wir Herrn Braun nochmals sehen werden."
Florian Toncar, der für die FDP in dem Ausschuss und selbst Rechtsanwalt ist, betont, selbstverständlich habe der Zeuge das Recht, Aussagen zu verweigern, die ihn belasten könnten.
"Er ist klar aber über die Grenzen des zulässigen hinausgegangen" und hätte etwa über seine Kontakte in die Politik oder zu Regulierungs- und Aufsichtsbehörden sprechen können.
Aus Sicht von Toncar zeigt Braun nur seinen Charakter: "Er fühlt sich nicht an Regeln gebunden oder glaubt, sie definieren zu können."

Ungeachtet der Empörung kann sich der Ausschuss - insbesondere die Opposition - allerdings auf die Fahnen schreiben, dass nun drei frühere Wirecard-Topmanager öffentlich erklärt haben, mit den strafrechtlichen Ermittlern zu kooperieren.
Auch Braun kündigte dies zur Überraschung der Öffentlichkeit an, auf Nachfrage fügte er an: ab diesem Freitag sei dies denkbar.
Ein dritter Zeuge, der das Gremium nach Angaben von De Masi "noch vergangene Woche verklagen wollte", gab ebenfalls bekannt, in Bälde vor der Staatsanwaltschaft aussagen und danach Ende Januar vor dem Bundestagsgremium erscheinen zu wollen.

"Dem Ausschuss wird man nicht mehr vorhalten können, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zu behindern.
Heute haben wir sie eher befördert", sagte De Masi.
Bayaz glaubt gar, dass die Anklagebehörde durch die Arbeit der Abgeordneten "einen Schuss Motivation bekommen hat, schneller zu ermitteln".


 
Wirecard-Wirtschaftsprüfer von Schweigepflicht entbunden !

Zwei Vorstände des insolventen Skandalunternehmens Wirecard haben mehrere der ehemaligen Wirtschaftsprüfer vor ihrem Auftritt im Untersuchungsausschuss des Bundestags von der Schweigepflicht entbunden.
Das geht aus einem Brief an den Ausschuss hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Drei vorgeladene Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY hatten sich zuvor auf diese Schweigepflicht berufen und angekündigt, am Donnerstag nicht im Ausschuss auszusagen.

Nach Ansicht der SPD müssen zwei von ihnen nun doch die Fragen der Abgeordneten beantworten.
EY dagegen betonte, die rechtlichen Unsicherheiten seien nicht ausgeräumt.
Die Rechtslage sei umstritten.
Eine Aussage sei nur dann eindeutig rechtssicher möglich, wenn alle Aufsichtsrats- und Vorstandsmitglieder die Schweigepflicht aufhöben, die in den betreffenden Jahren Aufträge an den Abschlussprüfer erteilt hätten oder in diesen Jahren im Vorstand saßen.
Angestrebt wird eine Klärung durch den Bundesgerichtshof.

EY hatte als Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Jahresabschlüsse von Wirecard geprüft.
Das Unternehmen steht in der Kritik, weil der Milliardenbetrug dabei nicht früher entdeckt wurde.


 
Wirecard-Ausschuss: Prüfer beruft sich auf Schweigepflicht !

Ein Wirtschaftsprüfer der Gesellschaft EY hat sich bei der Befragung im Untersuchungsausschuss zum Wirecard-Bilanzskandal auf seine Schweigepflicht berufen - aber generelle Aussagen zum Ablauf von Wirtschaftsprüfungen gemacht.
Konkret zum Fall Wirecard wolle er sich gern äußern, könne das aber nicht, bevor die Rechtslage nicht eindeutig geklärt sei, sagte Christian Orth am Donnerstag im Bundestag.

Der 50-Jährige leitet nach eigener Aussage bei EY die Abteilung für interne Qualitätssicherung.
EY steht im Fall Wirecard in der Kritik, weil die Wirtschaftsprüfer die Abschlüsse des Skandalunternehmens jahrelang als ordnungsgemäß bestätigt hatten.

Orth betonte im Ausschuss unter anderem, ein uneingeschränkter Bestätigungsvermerk von Wirtschaftsprüfern sei kein Gütesiegel für ein Unternehmen.
Wirtschaftsprüfer hätten zwar eine kritische Grundhaltung, gingen aber nicht grundsätzlich davon aus, es mit einem Betrüger zu tun zu haben.

Die Arbeitsweise des Wirtschaftsprüfers baue "leider" auch auf Vertrauen, sagte er.
Wirtschaftsprüfer seien stets auf die Mitarbeit ihrer Mandanten angewiesen.


 
Wirecard-Untersuchungsausschuss verhängt Bußgelder gegen EY-Zeugen !

Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zum Wirecard-Bilanzskandal hat zwei Vertreter der Prüfungsgesellschaft EY mit Bußgeldern von jeweils 1000 Euro belegt.
Der Fall dürfte nun allerdings zum Bundesgerichtshof gehen.


Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zum milliardenschweren Wirecard-Bilanzskandal hat zwei Vertreter des Abschlussprüfers EY mit Bußgeldern belegt.
Nach Angaben von Teilnehmern verhängte das Sondergremium des Bundestages jeweils 1000 Euro, weil die beiden EY-Mitarbeiter nicht konkret zum Fall aussagen wollten, sondern nur allgemeine Angaben machten.
Ernst & Young (EY) steht in der Kritik, weil das Unternehmen jahrelange die Bilanzen von Wirecard testiert hat.

Der Ausschussvorsitzende Kay Gottschalk hatte im Vorfeld der Sitzung bereits mit einem „symbolischen Ordnungsgeld“ gegen EY gedroht.
Der Fall dürfte nun vor den Bundesgerichtshof gehen, der für Untersuchungsausschüsse zuständig ist.
Der BGH soll dann entscheiden, bei welchen Fragen Zeugen von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen dürfen und bei welchen nicht.
Experten rechnen in den nächsten Monaten mit einer Klärung.
Dann dürften viele Zeugen, die im Bundestag bisher weitgehend schwiegen, erneut vorgeladen werden - darunter auch Ex-Wirecard-Chef Markus Braun.

Die SPD-Politikerin Cansel Kiziltepe sprach von einem „Versteckspiel hinter einer angeblichen Verschwiegenheitspflicht“, obwohl der Wirecard-Insolvenzverwalter wie auch der aktuelle Vorstand und Aufsichtsrat die EY-Vertreter davon entbunden hätten.
Das ändere nichts an der strengen internen und gesetzlichen Verschwiegenheitspflicht, argumentierten die EY-Vertreter in der Sitzung, die bis in die Nacht zum Freitag andauerte.

„Wir wollten die Daten analysieren, konnten es aber nicht“
Am Donnerstag hatte bereits der Wirecard-Sonderprüfer KPMG im U-Ausschuss ausgesagt.
Demnach hat der Zahlungsabwickler aus Aschheim bei München die Arbeit massiv erschwert – Dokumente zurückgehalten und Interviews immer wieder verschoben.
„Wir wollten die Daten analysieren, konnten es aber nicht“, sagte KPMG-Mitarbeiter Alexander Geschonneck.
Der Grünen-Abgeordnete Danyal Bayaz sagte, eklatante Defizite seien offengelegt worden.
„Für die Abschlussprüfer von EY sind die Aussagen von Herrn Geschonnek über fehlende Nachweise von zentralen Kundenbeziehungen, Umsätzen und Kontonachweisen ein desaströses Zeugnis.“
Jens Zimmermann von der SPD ergänzte, bei einer ordnungsgemäßen Abschlussprüfung wäre der Skandal früher aufgeflogen.

Wirecard kollabierte im Juni 2020, obwohl seit Jahren in Medien Vorwürfe wegen Bilanzungereimtheiten kursierten.
Die Münchner Staatsanwaltschaft wirft Ex-Chef Braun und weiteren Wirecard-Managern gewerbsmäßigen Bandenbetrug, Bilanzfälschung und Marktmanipulation vor.
Das Unternehmen soll sich jahrelang schöngerechnet und damit Anlegern und Banken Milliardenschäden zugefügt haben.


 
Wirecard: Der Milliarden-Coup der Ösi-Schnösel !

Gangster im feinen Zwirn, zentnerweise Unterlagen, endlose Zahlenkolonnen: Polizisten, Staatsanwälte, Wirtschaftsexperten und am Ende Richter werden Jahre damit zu tun haben, den Milliarden-Skandal von Wirecard aufzuklären.
Über mindestens fünf Jahre hinweg sollen die österreichischen Bosse des DAX-notierten Zahlungsdienstleisters, von denen einer auf der Flucht ist, durch „gewerbsmäßigem Bandenbetrug“ rund um den Globus Banken und Investoren systematisch belogen haben - bis zum Insolvenzantrag im Juni.

Die juristische Aufarbeitung wird aller Voraussicht nach länger als fünf Jahre dauern.
Der Abschluss der Ermittlungen ist nicht in Sicht, erklärte Oberstaatsanwältin Anne Leiding, Sprecherin der Münchner Staatsanwaltschaft.
Wie viele Beschuldigte es mittlerweile sind, enthüllt Leiding nicht - „deren Zahl ändert sich ständig“.

Eine der Schlüsselfiguren, Jan Marsalek (40), ist auf der Flucht.
Erst hieß es, er sei auf den Philippinen oder in China untergetaucht, dann, er sei über Belarus nach Russland gereist.
Dort stehe er (und sein Geld) unter dem Schutz eines Geheimdiensts, mit dem er schon vorher Kontakt hatte.
Das klingt insofern plausibel, weil er sich in Geheimdienstkreisen wichtig tat und V-Mann des österreichischen Verfassungsschutzes gewesen sein soll.

Die Staatsanwaltschaft hat ihr Wirecard-Team seit dem Sommer von sechs auf zehn Ermittler aufgestockt.
Ende Januar wird sich entscheiden, ob Ex-Vorstandschef Markus Braun (51) - Österreicher wie Marsalek - auf freien Fuß kommt.
Nach einem halben Jahr in Untersuchungshaft steht der Haftprüfungstermin bevor.

Mit einem mutmaßlichen Schaden von über drei Milliarden Euro ist die Bilanzmanipulation beim einst bewunderten „Erfolgs“-Konzern Kandidat für den größten Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Bisheriger Rekordhalter ist das badische Unternehmen Flowtex, das in den 1990er Jahren mit dem Verkauf nicht existenter Spezialbohrmaschinen zwei Milliarden Euro erschwindelte.

Ermittlungen bis Südostasien
Kompliziert werden die Ermittlungen auch, weil Schauplätze in Dubai und Südostasien liegen.
„Wir haben zahlreiche Rechtshilfeersuchen gestellt und europäische Ermittlungsanordnungen beantragt“, sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Die Wirecard-Chefetage soll spätestens 2015 beschlossen haben, die Bilanzen mit Scheingeschäften aufzublähen.
Eingeräumt wurden Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro.
Die Anwälte der Manager haben sich bislang nicht inhaltlich zu den Vorwürfen geäußert, auch Vorstandschef Braun sagte dazu bei seiner Vernehmung im Untersuchungsausschuss des Bundestags nichts.

Noch sehr viel länger dauern als das Strafverfahren könnte die Entschädigung der Gläubiger im Insolvenzverfahren dauern.
Bei Flowtex waren es zwei Jahrzehnte.
Bis zur Wirecard-Gläubigerversammlung im November hatten Banken, Investoren, Geschäftspartner und Aktionäre insgesamt zwölf Milliarden Euro an Forderungen angemeldet.
Das ist noch nicht das Ende.
„Derzeit erreichen uns täglich noch weitere Forderungsanmeldungen“, sagt ein Sprecher von Insolvenzverwalter Michael Jaffé und spricht von „zehntausendfach eingegangenen Anmeldungen“.
Die Verluste der Aktionäre sind noch viel größer als der Betrugsschaden: Die Wirecard-Papiere haben binnen zwei Jahren über 20 Milliarden Euro eingebüßt.

Von Wirecard wird am Ende wenig bleiben.
Das Kerngeschäft, die Abwicklung von Kartenzahlungen, ist bereits an die Bank Santander verkauft.

Wirtschaftsprüfer im Zwielicht
Neben Straf- und Insolvenzverfahren steht eine Vielzahl von Zivilklagen.
Die meisten richten sich gegen die EY-Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die die Wirecard-Bilanzen testierte.
In Stuttgart sind mittlerweile knapp 70 Klagen gegen EY eingegangen, in München knapp 20.
EY äußert sich dazu nicht.
Gegen Braun dagegen ist am Münchner Landgericht erst eine Schadenersatzklage anhängig.
Manche Geschädigte versuchen jedoch sicherzustellen, dass ihm kein Cent seiner einstigen Milliarden bleibt: Am Münchner Landgericht sind über 80 Arrestbeschlüsse gegen Brauns Vermögen beantragt.


 
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen EY !

Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen Verantwortliche bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY wegen deren Rolle im Wirecard-Skandal.
Dem war eine Anzeige durch die Wirtschaftsprüferaufsicht Apas vorausgegangen.

Diese habe man "inzwischen ausführlich geprüft", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Freitag.

"Da sie konkrete Beschuldigte und Strafvorschriften bezeichnet, haben wir, wie es die Aktenordnung vorgibt, ein Ermittlungsverfahren gegen die namentlich Genannten eingetragen."
Zuvor hatte das "Handelsblatt" berichtet, es werde gegen frühere EY-Prüfer ermittelt.

Die Einleitung des Ermittlungsverfahrens sei die normale Vorgehensweise.
Die Staatsanwaltschaft fügte hinzu: "Unsere Ermittlungen im Gesamtkomplex Wirecard führen wir weiterhin ergebnisoffen gegen zahlreiche Beschuldigte, die wir aus ermittlungstaktischen Gründen nicht offenlegen möchten."

Die Apas hatte die Staatsanwaltschaft bereits im November eingeschaltet.
Damals erklärte ein EY-Sprecher, man sehe "keinerlei Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten von Abschlussprüfern von EY im Fall Wirecard."

Der FDP-Obman im Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestags, Florian Toncar, sagte: "Schon bisher sprach alles dafür, dass bei der Abschlussprüfung gravierende Fehler gemacht wurden.
Dass diese sogar strafrechtliche Relevanz haben könnten, gibt dem Fall eine ganz neue Dimension."


 
"Für Ihre Arbeit sehr dankbar": Scholz voller Lob für Wirecard-Enthüller !

Mitte des Jahres fällt der Dax-Konzern Wirecard in sich zusammen - ausgelöst durch Recherchen von Dan McCrum.
Dafür erhält der Journalist den Deutschen Reporterpreis mitsamt einer Laudatio von Finanzminister Scholz.
Eine pikante Kombination: Die Enthüllungen brachten ihn und die Bafin in große Bredouille.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz dankt dem Enthüllungsjournalisten Dan McCrum für seine Aufklärungsarbeit zum Wirecard-Skandal.
McCrum machte mit seiner beharrlichen Berichterstattung für die britische Zeitung "Financial Times" die zwielichtigen Geschäftspraktiken des Münchner Zahlungsdienstleisters öffentlich.
Scholz wird bei der Verleihung am Abend die Laudatio auf McCrum halten, der den Deutschen Reporterpreis erhält.

Der Minister nennt McCrum in seiner vorab aufgezeichneten Videobotschaft einen "Aufklärer in bester Historie der Pressefreiheit" und seine Berichte zu Wirecard einen "Meilenstein des investigativen Journalismus".
Er betont: "Ich bin Ihnen, lieber Dan McCrum und ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern, insbesondere Stefania Palma, für Ihre Arbeit sehr dankbar."

Der inzwischen insolvente frühere Dax-Konzern Wirecard hatte im Juni Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt und in der Folge Insolvenz angemeldet.
Die Münchener Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das Unternehmen seit 2015 Scheingewinne auswies, und ermittelt wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs.

Scholz steht politisch unter Druck, weil die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) seinem Ministerium unterstellt ist.
Kritiker werfen der Bafin vor, bei der Kontrolle versagt zu haben.
Scholz will die Behörde nun mit mehr Kompetenzen ausstatten.

Der Deutsche Reporterpreis wird seit zwölf Jahren vom Journalisten-Netzwerk Reporter-Forum verliehen.
Er ist nicht dotiert und soll Debatten über Qualität im Journalismus befeuern.


 
Wirecards inhaftierter Ex-Chef: Der neue Budenzauber des Dr. Braun !

Der frühere Wirecard-Vorstandschef Braun hat vor einiger Zeit überraschend angekündigt, mit der Staatsanwaltschaft kooperieren zu wollen.
Bis heute ist unklar, ob er es ernst meinte oder geflunkert hat.
Ihm droht eine weitere Ladung in den Bundestag.

Als der Linke-Bundestagsabgeordnete Fabio De Masi über das Verhalten von Markus Braun endgültig genervt war, stellte er Fragen, die mit dem Wirecard-Skandal nichts zu tun haben.
Er wollte von dem Zeugen wissen: "Wie lautet der Titel Ihrer Doktorarbeit?"
Und ganz allgemein: "Haben Sie etwas aus ihrem Leben gemacht?"
Doch der inhaftierte Ex-Vorstandschef des früheren Dax-Konzerns nutzte auch hier sein Recht zu schweigen.
Es steht ihm zu, weil er das Risiko einer Selbstbelastung nicht einzugehen braucht.

Von den 83 Fragen, die Braun im Untersuchungsausschuss zum Wirecard-Skandal gestellt worden waren, ließ er 80 unbeantwortet.
Aber eine seiner drei kurzen Einlassungen hatte es in sich.
Nachdem der Österreicher überraschend coram publico verkündet hatte, er sei bereit, mit der gegen ihn ermittelnden Staatsanwaltschaft München zu kooperieren, hakte De Masi nach: Heiße das, dass er schon am nächsten Tag mit der Anklagebehörde sprechen würde.
Braun erklärte kurz und schmerzlos: "Ja."

"Unter Druck ist der Möchtegern-Alpen-Steve-Jobs immerhin an der Stelle eingeknickt", sagte De Masi.
"Ich konnte ihm entlocken, dass er ab sofort vor der Staatsanwaltschaft aussagen wolle."
Dabei kennt der Linke-Politiker den Haken an der Ankündigung nur zu gut.
Niemand weiß, was die Erklärung Brauns konkret bedeutete, ob er vor der Öffentlichkeit damit guten Willen bekunden oder vorgaukeln wollte, zur Aufarbeitung des größten Bilanzfälschungsskandals der Nachkriegszeit beitragen zu wollen.
Der Zeuge machte klar: Erst rede er mit den Strafermittlern, dann vielleicht kommendes Jahr vor den parlamentarischen Aufklärern.

Drei Wochen ist das nun her. Seither herrscht großes Rätselraten.
"Bisher ist öffentlich nicht bekannt, was er tut", erklärte De Masi.
Es werde sich erweisen, ob der Untersuchungshäftling "erneut gelogen" habe.
Falls er mit den Staatsanwälten spreche, sei die Frage, was genau.
"Denn Braun sieht sich ja als Opfer von Betrug und hofft, nur wegen Marktmanipulation verurteilt zu werden.
Seiner Ansicht nach sind Vorstand, Aufsichtsbehörden, Wirtschaftsprüfer und Politiker alle Opfer von Jan Marsalek", dem vermutlich nach Russland geflohenen, ehemaligen Wirecard-Vorstandsmitglied.
"Das ist unglaubwürdig."
"Keinerlei Anzeichen, dass er auspackt"

Die Staatsanwaltschaft München teilte auf Anfrage mit, sie stehe "hinsichtlich der angekündigten Bereitschaft", vor den Ermittlern auszusagen, "in enger Abstimmung mit den Verteidigern des Beschuldigten".
Eine Sprecherin erklärte, es seien "Vernehmungen in Vorbereitung".
Wie bisher würden aus ermittlungstaktischen Gründen keine konkreten Aussagen gemacht.
"Den Umfang der von ihm (Braun) beabsichtigten Angaben können wir natürlich nicht vorhersehen, genauso wenig, ob damit eine vollumfängliche Kooperation einhergeht."
Alfred Dierlamm, Strafverteidiger des Beschuldigten, wollte sich nicht äußern.
Er bat in einer Antwortmail lediglich darum, die Unschuldsvermutung zu beachten.

Mehrere Ausschussmitglieder, erwarten keinen signifikanten Beitrag zur Aufklärung des Wirecard-Debakels oder gar ein Geständnis - falls Braun überhaupt mit den Staatsanwälten spricht.
Abgeordnete bestätigten, dass die Staatsanwaltschaft jüngst mitgeteilt habe, dass sich der Beschuldigte bisher nicht eingelassen habe.
"Noch ist nichts passiert", sagte Hans Michelbach, der die CSU in dem Ausschuss vertritt.
Sein SPD-Pendant Jens Zimmermann erklärte: "Es gibt keinerlei Anzeichen, dass er auspackt.
Brauns dünne Aussage gehörte wohl zu seiner Strategie, sich als geschädigtes Opfer zu sehen."

Tatsächlich ließ der gescheiterte Manager durch sein kurzes Eingangsstatement vor den Aufklärern erahnen, wie seine Verteidigungsstrategie in einem etwaigen Prozess aussehen könnte.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen bandenmäßigen Betrugs.
Der Ex-Wirecard-Chef hatte erklärt, er habe "zu keiner Zeit Feststellungen getroffen oder Hinweise erhalten, dass sich Behörden, Aufsichtsstellen oder Politiker nicht korrekt, pflichtwidrig oder in irgendeiner Form unlauter verhalten hätten".
Das gelte auch für den "massiv getäuschten" Aufsichtsrat und die Wirtschaftsprüfer.
Das "Manager Magazin" kommentierte: "Jetzt wissen wir, wie Markus Braun seinen Kopf retten will."

Der Untersuchungsausschuss will Braun nicht so einfach davonkommen lassen.
Nach Worten seines Vorsitzenden Kay Gottschalk von der AfD hatte das Gremium die Staatsanwaltschaft um eine Stellungnahme gebeten, ob der Österreicher zumindest die Fragen beantworten müsse, die mit seinem Verfahren nichts zu tun hätten.
"Wir hatten auf die Antwort aus München gehofft: 'Na klar, kann der Braun aussagen, das wird ihm sogar positiv angerechnet.'
Aber die Anklagebehörde wollte sich dazu aus nachvollziehbaren Gründen nicht äußern."
Mit anderen Worten: Die Strafermittler wollten sich nicht in das Berliner Geschehen reinhängen.

Neuer Auftritt im U-Ausschuss fraglich
Diese Woche läuft laut Gottschalk die Frist des Untersuchungshäftlings ab, in der er sich "glaubhaft" zu jeder einzelnen im Ausschuss gestellten Frage äußern sollte, warum er sie nicht beantworten wollte.
"Danach befinden wir, ob wir ihn noch einmal laden werden.
Sollten seine Gründe nicht ausreichen, verweise ich auf das alte Sprichwort: Wiedersehen macht Freude."
Die Entscheidung fällt der Ausschuss wahrscheinlich kommenden Donnerstag.

"Ich glaube nicht, dass wir von Herrn Braun noch einmal etwas hören und sehen werden", sagte Zimmermann.
Michelbach ist da nicht so sicher: "Wir warten noch ab, ob er die Öffentlichkeit abermals hinter die Fichte geführt hat."
Nach Angaben des CSU-Abgeordneten soll sich Braun bis zum nächsten Donnerstag erklären, "ob er aussagen wird oder nicht".
Wenn nicht, werde er nochmals nach Berlin geladen.
Lasse er sich vollumfänglich bei der Staatsanwaltschaft ein, habe er keinen Grund mehr, im Ausschuss zu schweigen.
"Wir lassen uns ungerne anlügen."


 
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