Der Wirecard-Skandal !

Was wusste die GroKo vom Wirecard-Betrug ?

Der Dax-Konzern Wirecard galt als eine der seltenen deutschen Erfolgsgeschichten in der IT-Industrie.
Scharen von Kleinanlegern huldigten Vorstandschef Markus Braun wie einem Guru, weil der Österreicher sie wohlhabend gemacht hatte.
Doch mittlerweile könnte der Wirecard-Skandal ein neues Kapitel der deutschen Kriminalgeschichte bedeuten: als der womöglich größte Betrugsfall seit 1945.

Am Mittwoch wird die Akte Wirecard erstmals im Finanzausschuss aufgeschlagen, auch Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) müssen dann bekennen, was sie über die Machenschaften im bayerischen Aschheim wussten…

Wie ist der Stand der Ermittlungen?
Wirecard sitzt als Dienstleister für bargeldlose Zahlungen an Ladenkassen und im Internet an der Schnittstelle zwischen Händlern und Kreditkartenfirmen.
Ein Markt der Zukunft – doch nach bisherigen Ermittlungen machte Wirecard jahrelang Verluste.
Spätestens 2015 soll die Chefetage deshalb beschlossen haben, diese durch Scheingeschäfte zu kaschieren.
Dazu wurden Umsätze im großen Stil mit Subunternehmern im Mittleren Osten und in Südostasien fingiert, die angeblich Zahlungen für Wirecard abwickelten.
Die auf Treuhandkonten verbuchten Scheinumsätze betrugen angeblich 1,9 Milliarden Euro.
Doch existierten weder die Gelder noch die Konten.

Wer steckt dahinter?
Die Münchner Staatsanwaltschaft geht von „gewerbsmäßigem Bandenbetrug“ aus.
Als Beschuldigte bekannt sind Ex-Vorstandschef Markus Braun, der frühere Finanzchef Burkhard Ley, sowie der flüchtige Ex-Vertriebsvorstand Jan Marsalek.
Dazu die Treuhänder oder auch Manager mehrerer Firmen, über die das „Drittpartnergeschäft“ organisiert wurde.

Wie hoch ist der Schaden?
Rund 3,2 Milliarden Euro an Krediten könnten verloren sein, die Banken und Investoren der Wirecard gewährten.
Darüber hinaus hat Wirecard seit dem Höchststand der Aktie im Herbst 2018 über 20 Milliarden Euro an Börsenwert verloren.
Daher zählen auch Tausende Kleinanleger zu den Geschädigten.

Wieso fielen derart groß angelegte Manipulationen so lang nicht auf?
Ermittler rätseln, wieso sich über Jahre keiner der mutmaßlich vielen Mittäter und -wisser der Justiz anvertraute.
Die Münchner Staatsanwaltschaft berichtete von „Korpsgeist“ und „Treueschwüren gegenüber dem Vorstandsvorsitzenden“.
Aber auch an der Rolle der Finanzaufsicht BaFin und den Wirtschaftsprüfern von „Ernst & Young“ gibt es viel Kritik.

Haben die Behörden und/oder Wirtschaftsprüfer versagt?
Die mutmaßlichen Täter errichteten mit immensem Aufwand eine komplexe Scheinwelt, um Kontrolleure zu täuschen.
Doch ebenso geht aus den Bilanzen der Wirecard-Muttergesellschaft hervor, dass ein riesiger Anteil der Gewinne in Dubai erwirtschaftet wurde, der Großteil der zum Konzern gehörenden Firmen aber Verluste schrieb oder Minigewinne machte.
Und bei Kreditkartenzahlungen in Deutschland hat Wirecard nicht einmal fünf Prozent Marktanteil.
Das passt nicht zum stürmischen Wachstum, das Wirecard Jahr um Jahr meldete.
Die britische „Financial Times“ berichtete zwar schon lange über Ungereimtheiten, doch Investoren, Analysten, Anleger, Aufseher und Medien vertrauten blind auf die testierten Bilanzen.


 
Sondersitzung des Finanzausschusses: Scholz verteidigt Finanzaufsicht im Wirecard-Skandal !

In einer Befragung zum Wirecard-Skandal hat der Finanzminister die Finanzaufsicht in Schutz genommen, aber auch seinen Reformwillen betont.
In der Opposition mehren sich jedoch die Forderungen nach einem Untersuchungsausschuss.

Finanzminister Olaf Scholz hat in einer Sondersitzung des Finanzausschusses des Bundestags die Aufsicht im milliardenschweren Wirecard-Skandal verteidigt.
Dort seien keine Fehler gemacht worden.
"Das, was zu tun war, ist getan worden", sagte der SPD-Politiker laut Nachrichtenagentur Reuters.
In der mehrstündigen Befragung stellte sich Scholz nach Angaben von Teilnehmern hinter das Vorgehen der Aufsichtsbehörde Bafin.

Die Opposition drohte dem möglichen Kanzlerkandidaten der SPD mit einem Untersuchungsausschuss, der sich bis in das Wahljahr 2021 ziehen würde.
Die FDP will im August mit Grünen und Linken Klarheit haben, ob sich die drei Fraktionen darauf verständigen können.
Für die Einsetzung muss im Bundestag ein Viertel der Abgeordneten stimmen.
FDP, Grüne und Linke würden das Quorum zusammen erreichen.
Ein Untersuchungsausschuss prüft laut Bundestag vor allem mögliche Missstände in Regierung und Verwaltung und mögliches Fehlverhalten von Politikern.

In der Sondersitzung trotz Sommerpause musste sich Scholz Fragen der Abgeordneten nach möglichen Versäumnissen bei der Aufsicht stellen.
Die Befragung zog sich weitaus länger als die dafür angesetzte eine Stunde.
Scholz betonte anschließend seinen Reformwillen: "Das ist meine große Sorge: Wenn sich die gegenwärtige Aufregung gelegt hat, wenn nicht mehr dieses Thema so sehr im Fokus steht, dass dann alle nicht mehr die Kraft und den Mut haben, der jetzt für diese Reformen wichtig ist", sagte der SPD-Politiker.
"Wenn wir Widerstände überwinden wollen, dann gelingt das nur jetzt in diesem Moment und nicht in sechs, sieben, acht oder neun Monaten."
Es sei "eine gute, notwendige Diskussion mit vielen Details" gewesen.

Am späteren Abend gegen 20 Uhr wird auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) erwartet.
Scholz untersteht die Bafin, während bei Altmaier die Aufsichtsstelle APAS über die Wirtschaftsprüfer angesiedelt ist.

Prüfer von EY hatten Wirecard über Jahre eine korrekte Bilanz bescheinigt.
Der inzwischen insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard hat im Juni jedoch Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt.
Zentrale Fragen sind, wann genau die Regierung von Unregelmäßigkeiten wusste und ob sie zu wenig dagegen unternommen hat.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Ex-Unternehmensführung des Dax-Konzerns wegen bandenmäßigen Betrugs.
Seit Anfang 2019 war das Finanzministerium informiert, dass die Bafin nach Berichten über Unregelmäßigkeiten in alle Richtungen ermittelte.


 
Tragödie im Wirtschaftskrimi: Früherer Wirecard-Manager auf Philippinen gestorben !

Neue Tragödie im Wirtschaftskrimi um Wirecard: Medienberichten nach ist der frühere Asien-Manager des insolventen Dax-Konzerns, Christopher B., im Alter von nur 44 Jahren auf den Philippinen gestorben.
Die Todesursache ist unklar.
Die Behörden hatten gegen B. ermittelt.

Der Vater von Christopher B. sagte dem „Handelsblatt“, sein Sohn sei wegen eines Schwächeanfalls ins Krankenhaus gekommen, er habe auch nur wenige Informationen.
Seines Wissens nach sei Christopher B. nicht krank gewesen.
„Ich glaube, es war eine natürliche Sache“, zitiert die Zeitung B.s Vater.
In einer Todesanzeige in einer hessischen Lokalzeitung steht der 27. Juli als Sterbedatum.

Gegen Christopher B. ermittelten die philippinischen Behörden wegen des Verdachts der Geldwäsche.
Er soll ein wichtiger Kontaktmann des Ex-Wirecard-Vorstands Jan Marsalek gewesen sein, berichtet das „Handelsblatt“.
Marsalek gilt als Schlüsselfigur im Wirecard-Skandal und ist seit Wochen auf der Flucht.

Christopher B. war schon lange nicht mehr innerhalb des Wirecard-Konzerns tätig.
Nach seinem Abtritt als Chef der philippinischen Wirecard-Niederlassung führte er jedoch mit seiner Ehefrau unter anderem den Zahlungsabwickler „PayEasy Solutions“, der als wichtiger Partner von Wirecard galt.

Laut „Financial Times“ hat Wirecard über dieses Unternehmen einen Teil seiner angeblichen Asienumsätze erwirtschaftet.
Allerdings musste der Konzern Mitte Juni zugeben, dass 1,9 Milliarden Euro, die auf Treuhandkonten auf den Philippinen liegen sollten, wohl nicht existieren.
Kurz danach meldete der Konzern Insolvenz an, die deutsche Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf „gewerbsmäßigen Bandenbetrug“.


 
Hat Wirecard Hunderte Millionen Euro beiseitegeschafft ?

Die Vorwürfe gegen den Dax-Konzern Wirecard reißen nicht ab.
Laut einem Bericht soll das Unternehmen systematisch Gelder beiseitegeräumt haben – es ist die Rede von Hunderten Millionen Euro.


Neuer Verdacht gegen den insolventen Wirecard-Konzern: Der Zahlungsabwickler könnte in den Monaten vor seiner Pleite Hunderte Millionen Euro beiseitegeschafft haben.
Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung".

Dazu soll sich Wirecard Kredite in Höhe von 800 Millionen Euro von seinem Bankenkonsortium besorgt haben, schreibt die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf interne Unterlagen.
Zu dem Konsortium zählen Banken wie die Commerzbank oder die Landesbank Baden-Württemberg.

Wirecard habe diese Gelder dann wiederum – ohne jegliche Sicherheiten – an dubiose Geschäftspartner in Asien oder Saudi-Arabien verliehen.
Bei diesen verliere sich die Spur der Gelder.

Behörden ermitteln gegen Wirecard-Manager
Ein Beispiel: Die Firma Al Alam Solutions aus Saudi-Arabien soll laut "Süddeutscher Zeitung" im ersten Quartal einen Kredit von 240 Millionen Euro erhalten haben.
Im Mai hat sie sich offenbar aufgelöst – wohin der Wirecard-Kredit geflossen ist, sei derweil unklar.
Die Anwälte des Ex-Vorstandschefs Markus Braun weisen laut "Süddeutscher Zeitung" die Vorwürfe "entschieden zurück".

Der Konzern musste Mitte Juni zugeben, dass es 1,9 Milliarden Euro offenbar nicht gibt, die auf Konten in Asien liegen sollten und die in der Bilanz ausgewiesen waren.
Eine Woche später meldete der Konzern Insolvenz an.

Derzeit ermitteln mehrere Behörden weltweit, welche Rolle die dubiosen Partnerfirmen im Bilanzskandal gespielt haben.
Auch die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen mehrere Manager sowie den Ex-Vorstandschef Braun – unter anderem wegen des Verdachts auf Bilanzfälschung und "bandenmäßigen Betrug".


 
Weltweite Fahndung: BKA sucht per „Aktenzeichen XY“ nach Ex-Wirecard-Manager !

Er war beim Zahlungsabwickler Wirecard für das Tagesgeschäft zuständig und wird von Ermittlern verdächtigt, Hauptverantwortlicher für den Milliardenbetrug zu sein.
Seit Bekanntwerden des Skandals ist Marsalek untergetaucht.
Nun suchen die Behörden weltweit nach ihm.


Im milliardenschweren Bilanzskandal beim Dax-Konzern Wirecard fahndet das Bundeskriminalamt (BKA) öffentlich nach dem flüchtigen Ex-Vertriebsvorstand Jan Marsalek.
Der österreichische Manager war bis Juni 2020 Vorstandsmitglied bei Wirecard, einem Dienstleister für bargeldlose Zahlungen an Ladenkassen und im Internet, für das operative Geschäft zuständig.
Auch Interpol hat den 40-Jährigen zur Fahndung ausgeschrieben.

"Aufgrund der derzeitigen Ermittlungsergebnisse wird ein Aufenthaltsort des Gesuchten im Ausland für sehr wahrscheinlich gehalten", teilte das BKA in Wiesbaden mit.
Der Fall war auch Thema bei der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst".

Marsalek wird verdächtigt, zusammen mit anderen Beschuldigten die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen durch Scheingeschäfte aufgebläht zu haben, um so das Unternehmen finanzkräftiger und für Investoren und Kunden attraktiver darzustellen, wie es weiter heißt.
Die Ermittler verdächtigen ihn des besonders schweren Falls der Untreue und des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs.
Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Banken und Investoren über drei Milliarden Euro verloren haben könnten.

Wirecard hatte Scheinbuchungen in Höhe von mutmaßlich 1,9 Milliarden Euro eingeräumt, die der Konzern in seiner Jahresbilanz 2019 auf der Habenseite bilanzieren wollte - das Ergebnis wahrscheinlich nicht existierender Luftgeschäfte mit Subunternehmern in Südostasien und im Mittleren Osten.


 
Wirecard: Untersuchungsausschuss rückt näher !

Bei den Grünen verdichten sich die Anzeichen, dass die Partei einem Corona-Untersuchungsausschuss zustimmen dürfte.
Die Antworten der Bundesregierung auf Fragen aus dem Finanzausschuss seien nicht befriedigend – darüber herrscht in der Partei offenbar nun Konsens.
Der Bundestagsabgeordnete Danyal Bayaz sagte: „Die Antworten bringen kaum neue Erkenntnisse.
Die Bundesregierung informiert weiterhin nur zögerlich und unvollständig.
Sie bremst die Aufklärung, anstatt sie glaubwürdig voranzutreiben.
Die Einsicht des Berichts einer zentralen Bafin-Sonderprüfung der Wirecard-Bank ließ seit Wochen auf sich warten, ebenso sämtliche Untersuchungsergebnisse der Wirtschaftsprüferaufsicht APAS über die Arbeit von EY.“

Und weiter: „Als zuständiger Minister für die Finanzaufsicht behauptet Olaf Scholz, seit Februar 2019 stets zu den Entwicklungen bei Wirecard informiert worden zu sein.
Eingegriffen hat er trotzdem nicht.
Das darf nicht der Anspruch eines Vizekanzlers und Verantwortlichen für die Arbeit der Finanzaufsicht sein.
Scholz hätte viel früher politisch aktiv werden müssen.
Der Reformbedarf in Aufsicht und Bilanzprüfung hätte so rechtzeitig erkannt und der Schaden für Anleger und den Finanzplatz damit begrenzt werden können.“

Es stehe jetzt eine weitere Sondersitzung an.
Bayaz: „Die Bundesregierung hat die vom Parlament gebotenen Gelegenheiten bei der ersten Sondersitzung bislang nicht genutzt, nachweislich Aufklärung zu betreiben.
Bleibt das so, kann nur ein Untersuchungsausschuss mit einem klar formulierten Auftrag Licht ins Dunkel bringen."

Die Abgeordnete Lisa Paus sagte: „89 Fragen, aber kaum neue Erkenntnisse.
Denn die Antworten sind oft lapidar oder unterliegen der Geheimhaltung.
Auch zur Rolle des Bundeskanzleramtes und der Geheimdienste wurde nichts Neues preisgegeben.“

So komme man bei der Aufklärung des Wirecard-Skandals und des Versagens der Aufsichtsbehörden nicht weiter.
Paus: „Es bleibt nur noch die anstehende Sondersitzung, um die Aufklärung entscheidend voranzubringen.
Dabei wird es noch mal um die Anti-Geldwäschebehörde FIU gehen, die Sinnbild für Behördenchaos geworden ist.
Seit Monaten kriegt Scholz die Probleme bei seiner Behörde zur Bekämpfung von Geldwäsche nicht in den Griff.“

Paus weiter: „Die Bundesregierung scheint den Ernst der Lage noch nicht richtig verstanden zu haben.
Es geht uns weiter um Sachaufklärung und nicht um politische Spielchen.
Aber wenn eine hundertprozentige Aufklärung nur über einen Untersuchungsausschuss geht, dann wird dieser unausweichlich.
Eine lückenlose Aufklärung und echte Reformen sind wir den Millionen geschädigten Groß- und Kleinanlegern und der Öffentlichkeit schuldig.“


 
Aktionär erwirkt Vermögensarrest bei Ex-Wirecard-Chef Braun !

Ein Wirecard-Aktionär hat vom vormaligen Vorstandschef Markus Braun persönlich Schadenersatz gefordert und beim Oberlandesgericht München einen Vermögensarrest erreicht.
Das Gericht erklärte in seinem Beschluss vom Mittwoch, eine vorsätzliche Schädigung des Aktionärs durch Braun sei ausreichend wahrscheinlich.

Zur Sicherung der Zwangsvollstreckung wegen der Forderung auf 20 000 Euro Schadenersatz ordnete das OLG "dinglichen Arrest in das gesamte Vermögen des Antragstellers" an.
Der in Untersuchungshaft sitzende Manager könne den anteiligen Vermögensarrest allerdings durch Hinterlegung der geforderten Summe plus Zinsen außer Vollzug setzen.

Der Aktionär - ein Münchner Rechtsanwalt - hatte vor einem Jahr für rund 27 000 Euro Wirecard-Aktien gekauft und kurz vor der Insolvenz im Juni für gut 4000 Euro verkauft.
Er sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Jeder Aktionär kann versuchen, Vermögen von Dr. Braun anteilig einzufrieren."
Braun habe wenige Tage vor der Insolvenz eigene Aktienpakete in Millionenwert verkauft und dürfte Immobilien im In- und Ausland haben, sagte der Rechtsanwalt.

Der Zahlungsdienstleister Wirecard hatte im Juni Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt und Insolvenz angemeldet.
Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Wirecard seit 2015 Scheingewinne auswies, und ermittelt wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs.
Der Schaden für die kreditgebenden Banken und Investoren könnte sich auf 3,2 Milliarden Euro summieren.


 
Wirecard-Skandal: Brisante Entwicklung mit Putin-Verbindung - Jetzt rückt auch Kanzlerin Merkel in den Fokus !

Berlin - Der Wirecard-Skandal erschüttert nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die deutsche Politik.
Zur Debatte stehen nicht nur die Versäumnisse der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) und die Frage nach der frühen Flucht des Wirecard*-Vorstands Jan Marsalek - auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) steht im Kreuzfeuer des Skandals.
Eine Sondersitzung des Finanzausschusses soll nun Licht ins Dunkel bringen.
Der Erfolg bleibt abzuwarten.

Der gesuchte Wirecard-Vorstand Jan Marsalek soll sich nach Angaben des Handelsblatts in einem Anwesen westlich der russischen Hauptstadt Moskau aufhalten.
Wie das Blatt von Bekannten Marsaleks erfahren haben will, stehe er dort unter der Kontrolle des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR.
Bereits im Juli wurden Gerüchte laut, nach welchen Marsalek in Belarus (Weißrussland) geflüchtet sei.
Der SWR soll sich dort seiner angenommen haben.
In Russland sei der ehemalige Wirecard-Vorstand „sicherer“.
Marsalek habe die Zusicherung erhalten, nicht ausgeliefert zu werden.

Ex-Vorstand Marsalek offenbar in Russland - verschärft sich der Konflikt zwischen Merkel und Putin?
Das bereits angespannte Verhältnis zwischen Russland und Deutschland, respektive Putin und Merkel, könnte sich in der Folge noch weiter verschärfen.
Nach dem Mord an einem Georgier im Kleinen Tiergarten in Berlin hatte zuletzt auch die Vergiftung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny für Konflikt gesorgt.

Vor der Sondersitzung des Finanzausschusses des Bundestags zum Wirecard-Skandal ist aber auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erneut in einer kritischen Position.
Die Bundesregierung hatte den Konzern unterstützt, Merkel höchstpersönlich hatte bei einem Besuch in China für Wirecard geworben.
Bisher hatte sich die Bundesregierung auf Verfehlungen der BaFin berufen.
Man habe nicht absehen können, wie es um die illegalen Machenschaften in dem Krisen-Unternehmen stand.
Doch zu jenem Zeitpunkt galt Wirecard in den Medien längst als umstritten.
Was Merkel hätte wissen können, führt der Spiegel auf.

Was konnte Merkel wissen?
Das war über den Münchner Konzern bekannt
Demnach berichtete die Financial Times bereits seit April 2015 über Wirecard - und widmete dem Unternehmen regelrecht eine Artikelserie unter dem Namen „House of Wirecard“.
Unter anderem wurden in der Serie die Auslandsgeschäfte von Wirecard sowie die veröffentlichten Zahlen infrage gestellt.
Im Februar 2016 erhob der Analysedienst Zatarra anonym in einem Papier schwere Betrugsvorwürfe.
Der Spiegel berichtete.
Im Jahr 2017 verdichten sich die Vorwürfe - immer mehr Medien behandeln die fragwürdigen Bankgeschäfte und werfen Fragen auf.
Darunter das Manager-Magazin, oder etwa die Süddeutsche Zeitung und der NDR in ihren Recherchen zu den „Paradise Papers“.

Die Financial Times veröffentlicht im Januar 2019 binnen mehrerer Wochen drei Artikel, in denen sie Wirecard der Bilanzfälschung beschuldigt.
Das Unternehmen habe in Asien seine Bilanzen künstlich aufgeblasen.
Die Konzernführung weist die Vorwürfe als haltlos zurück.
Der Kurs der Wirecard-Aktie* bricht in dieser Zeit um fast die Hälfte ein.
Die Bafin reagiert, wenn auch fragwürdig, im Februar und verhängt ein Leerverkaufsverbot für Wirecard-Aktien und beauftragt die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) mit einer Sonderprüfung von Wirecard.
Medienberichten zufolge war dort aber nur ein einziger Mitarbeiter für den komplexen Fall zuständig.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) wird aber über die Ermittlungen informiert.

Bundeskanzlerin Merkel in der Kritik
Anzeichen auf die Korruption im Wirecard-Konzern gab es also genug, als sich Bundeskanzlerin Angela Merkel im September 2019 auf einer China-Reise für das Unternehmen einsetzte.
Auch deshalb kommt der Finanzausschuss des Bundestags am Montag ab 12 Uhr und am Dienstag zu weiteren Sondersitzungen zum Wirecard-Skandal zusammen.
Den Abgeordneten sollen am Montag erstmals Vertreter des Bundeskanzleramts Rede und Antwort stehen.
Befragt werden sollen zudem Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD), Bafin-Chef Felix Hufeld sowie Vertreter der bayerischen Landesregierung und der Zoll-Spezialeinheit Financial Intelligence Unit (FIU).

Für Dienstag, 8 Uhr, sind dann Befragungen von Vertretern der Bafin, der Bundesbank, der Deutschen Börse und des hessischen Wirtschaftsministeriums geplant.
Bereits Ende Juli waren bei im Ausschuss Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zu ihrer Rolle im milliardenschweren Bilanzskandal des mittlerweile insolventen Münchner Zahlungsdienstleisters befragt worden.

Merkels Rolle „beschämend“
Vor der Sondersitzung des Finanzausschusses des Bundestags zum Wirecard-Skandal hat der FDP-Finanzexperte Florian Toncar erneut die Rolle des Kanzleramts kritisiert.
„Es ist doch hochgradig beschämend für die Bundesregierung, sich im Ausland ganz offiziell für ein betrügerisches Unternehmen eingesetzt zu haben“, sagte Toncar der „Passauer Neuen Presse“ vom Montag.
„Da hätte ich mir von Frau Merkel mal Selbstkritik gewünscht.“


Toncar sagte der Zeitung, das Bundeskanzleramt habe nun „die Möglichkeit, auf die offenen Fragen einzugehen“.
Sollten sich dabei Widersprüche oder weitere Fragen ergeben, müsste sich die Kanzlerin auch persönlich dazu äußern, forderte Toncar.
„Sie war ja nicht nur auf der China-Reise, sondern schon in deren Vorfeld mit Wirecard befasst, etwa bei einem Treffen mit dem Wirecard-Berater Karl-Theodor zu Guttenberg.“

 
Vorwurf des Insolvenzverwalters: „Wirecard ist in den letzten Monaten vor der Insolvenz leergeräumt worden“ !

München Der Wirecard-Insolvenzverwalter findet ungewöhnlich deutliche Worte zu den dubiosen Vorgängen rund um das Unternehmen.
Michale Jaffe will aber immerhin das Kerngeschäft des Zahlungsabwicklers im November verkauft haben.


In einem Reuters seit Samstag vorliegenden Brief an die verbliebene Belegschaft schreibt Michael Jaffe von zwei Bietern, die derzeit die Bücher von Wirecard prüften.
"Spätestens im November ist mit einer Entscheidung zu rechnen, die Ihnen die gewünschte Klarheit bringt."
Er wolle, dass möglichst viele der restlichen knapp 600 Mitarbeiter bleiben könnten.
Den Namen der Bieter nennt Jaffe nicht.
Zuletzt wurden die spanische Großbank Santander und der britische Telekomanbieter Lycamobile als Interessenten gehandelt.
Da auch die Wirecard Bank Teil des zum Verkauf stehenden Pakets ist, hat auch die Finanzaufsicht BaFin ein Wort mitzureden.

Für den 18. November ist die erste Gläubigerversammlung bei Wirecard angesetzt.
Dort dürfte Jaffe Ergebnisse präsentieren wollen.
Für ihn geht es darum, durch Verkäufe so viel Geld wie möglich einzunehmen, um die Gläubiger wenigstens zum Teil für ihre milliardenschweren Verluste zu entschädigen.
Die Töchter in Brasilien und den USA sind bereits verkauft.

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte als Erste über die Inhalte des Briefs berichtet.
Darin wirbt Jaffe um Verständnis für die Verzögerungen: Die Begleitumstände seien "denkbar schwierig und die andauernd neu zutage tretenden und selten erfreulichen Erkenntnisse über die Vergangenheit sind für das laufende Geschäft als auch den Verkaufsprozess äußerst belastend".

Offen wie nie zuvor wirft der Insolvenzverwalter der ehemaligen Unternehmensführung vor, rechtzeitig vor der Pleite im Juni Geld beiseite geschafft zu haben.
Wirecard sei "in den letzten Monaten vor der Insolvenz leergeräumt" worden, heißt es in Jaffes Brief.
Einem Unternehmen vor der Insolvenz Geld zu entziehen, gilt nach dem Strafgesetzbuch als betrügerischer Bankrott.
Auf den Konten hatte Jaffe nach früheren Angaben nur noch gut 20 Millionen Euro vorgefunden.
Auf Basis des nun geäußerten Vorwurfs könnte er versuchen, vom ehemaligen Vorstand um Markus Braun zumindest einen Teil des Geldes zurückzufordern.


 
War Ex-Wirecard-Manager ein Spion ?

Dubioser Ex-Manager - Spionierte Wirecards Jan Marsalek für Österreich?

Nach dem früheren Wirecard-Manager Jan Marsalek wird weltweit gefahndet.
Jetzt gibt es Hinweise auf eine Spionagetätigkeit für Österreich.
Erste Politiker fordern Konsequenzen.

Der frühere Wirecard-Manager Jan Marsalek war möglicherweise V-Mann des österreichischen Nachrichtendienstes.
Dem Generalbundesanwalt "liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass der österreichische Staatsangehörige Jan Marsalek von einem Mitarbeiter des österreichischen Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) als Vertrauensperson geführt wurde", heißt es in der Antwort des Bundesjustizministeriums in Berlin auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Fabio De Masi (Linke), über die die "Süddeutschen Zeitung berichtet.

In der Antwort, die auch der dpa vorliegt, ergänzt das Ministerium aber: "Bislang haben sich keine zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkte dafür ergeben, dass die im Raum stehenden Kontakte Jan Marsaleks zum BVT den Tatbestand einer gegen die Bundesrepublik Deutschland gerichteten geheimdienstlichen Agententätigkeit oder eines sonstigen in die Verfolgungszuständigkeit des Generalbundesanwalts fallenden Straftatbestands erfüllen könnten."

Laut "Süddeutscher Zeitung" wollte das österreichische Innenministerium, dem das BVT untersteht, keine Stellung nehmen.
Einen V-Mann in einem Dax-Unternehmen zu platzieren, wäre ein Affront und könnte die deutsch-österreichischen Beziehungen belasten.
Der Linken-Abgeordnete De Masi forderte in der "SZ": "Die Kanzlerin sollte schleunigst zum Telefon greifen und Sebastian Kurz fragen, was die Österreicher hier so treiben."

Der frühere Manager des mittlerweile insolventen Bezahldienstleisters Wirecard, Marsalek, ist seit Juni untergetaucht.
Die Ermittler werfen Marsalek, dem früheren Vorstandschef Markus Braun und anderen Verdächtigen organisierten Bandenbetrug vor.
Sie sollen mit gefälschten Bilanzzahlen über drei Milliarden Euro von Banken und Investoren erschwindelt haben.


 
EU-Aufsicht wirft Bafin Versäumnisse vor !

Es habe ein erhöhtes Risiko der Einflussnahme des Finanzministeriums gegeben: Die europäische Wertpapieraufsicht ESMA übt im Wirecard-Skandal scharfe Kritik an der deutschen Bafin.

Im Wirecard-Skandal wirft die europäische Wertpapieraufsicht ESMA der deutschen Finanzaufsicht Bafin Versäumnisse und fehlende Unabhängigkeit vom Finanzministerium vor.
Angesichts der Vielzahl der Berichte der Bafin an das Finanzministerium habe es ein erhöhtes Risiko der Einflussnahme des Ministeriums gegeben, erklärte die ESMA in ihrem am Dienstag veröffentlichten Bericht.
Zumal die Bafin das Ministerium in einigen Fällen informiert habe, bevor sie Maßnahmen gegen den Zahlungsdienstleister ergriff.
Zudem kritisierte die ESMA das deutsche System der Bilanzkontrolle.

Wirecard war Ende Juni infolge eines Bilanzskandals zusammengebrochen, nachdem sich 1,9 Milliarden Euro als nicht existent entpuppten.
Laut Staatsanwaltschaft sollen die Manager die Bilanz mit Luftbuchungen in Asien aufgebläht und damit Verluste im Kerngeschäft kaschiert haben.
Allein Banken und Investoren seien um mehr als drei Milliarden Euro geprellt worden.

Der kritische Bericht der ESMA unterstützt Gläubiger und Aktionäre, die mit Staatshaftungsklagen versuchen, den Bund dafür geradestehen zu lassen, dass die Aufsichtsbehörden nicht durchgriffen.
Auch eine Amtshaftungsklage gegen die Bafin wurde eingereicht.
Schon vor einigen Tagen zeigte der Entwurf des ESMA-Berichts, dass die Prüfer die einseitigen Ermittlungen gegen die "Financial Times" (FT) und Investoren bemängeln.
Die "FT" hatte 2019 mehrfach Betrugsvorwürfe gegen Wirecard erhoben, doch die Bafin verbot die Spekulation gegen Wirecard-Aktien und stieß Ermittlungen gegen "FT"-Journalisten und Investoren wegen Marktmanipulation an.

Vielzahl von Problemen identifiziert
Die Bafin hatte die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) mehrfach mit der Prüfung von Wirecard-Finanzberichten beauftragt.
Bis zum Kollaps des Dax-Konzerns lagen keine Ergebnisse dieser Prüfungen vor.
Die ESMA kritisierte nun, dass die Bafin und die DPR nicht das gleiche Verständnis teilten, welche Rolle und Möglichkeiten die beiden Institutionen hätten.
Die Finanzaufsicht sei nicht in der Lage gewesen, die Arbeit der DPR grundlegend zu bewerten und auf dieser Basis zu entscheiden, ob es die Untersuchung von Wirecard-Bilanzen an sich ziehen solle.

Der Austausch von Informationen zwischen der Bafin, der DPR und anderen sei durch die geltenden Vertraulichkeitspflichten behindert worden.
Auch innerhalb der Bafin hätten verschiedene Teams sich nicht ausreichend abgestimmt.


 
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