"Tatort": Neues Team in Saarbrücken - lohnt sich das Einschalten heute Abend ?

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"Tatort": Neues Team in Saarbrücken - lohnt sich das Einschalten heute Abend ?

Erster Fall für das neue "Tatort"-Team in Saarbrücken.

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Alles neu am Ostermontag: Der neue Tatort läuft mit neuem Ermittlerteam am Montagabend, statt wie gewohnt am Sonntag.
Doch was verspricht der neue ARD-Krimi?

Mit Vladimir Burlakov und Daniel Sträßer gibt es zwei neue Ermittler im "Tatort".
Der Saarbrücken-Krimi am Ostermontag ist der erste mit diesem Duo.
Sonst waren Devid Striesow als Kommissar Jens Stellbrink und Elisabeth Brück als Kommissarin Lisa Marxals Ermittler im Saarland tätig.

Darum geht es in "Das fleißige Lieschen"
Für eine unbeschwerte Wiedersehensfeier ist nicht die richtige Zeit.
Und auch nicht der richtige Anlass.
Denn als sich die beiden Hauptkommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer) nach 15 Jahren treffen, liegt eine ungeklärte Vergangenheit zwischen ihnen – und ein unaufgeklärter Mordfall vor ihnen.

Die Ermittlungen in einer Unternehmerfamilie, die vom Patriarchen Bernhard Hofer mit Härte und ohne Gnade geführt wird, katapultiert die beiden jungen Männer immer wieder zurück in ihre Kindheit.
Und zu jenem Geheimnis, das sie bis heute begleitet.

So geht es in ihrem ersten Fall "Das fleißige Lieschen" (Ostermontag, 20.15 Uhr, ARD) um mehr als nur um die Suche nach einem Mörder oder einer Mörderin: Es dreht sich auch um Feigheit und Mut, um Schuld und Unschuld, um Hass, Rache und Vergebung.
Und um die Schatten, die einen auch nach Jahren nicht mehr loslassen.

So ticken die Ermittler
In dem Film von Hendrik Hölzemann (Buch) und Christian Theede (Regie) sind die unterschiedlichen Erzählstränge und Handlungsebenen geschickt miteinander verknüpft.
So bleibt nach diesen 90 Minuten vor allem eines: Ein überaus spannender Krimi, der schon jetzt Lust auf den nächsten Fall von Schürk und Hölzer macht.

Es wird jedenfalls viel zu erzählen geben, von der alten und neuen Beziehung jener beiden Kommissare, die so unterschiedlich sind: Schürk (alias Daniel Sträßer), mit seinem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, ist zäh und eher rabiat.
Er handelt impulsiv, ohne Wert auf mögliche Folgen zu legen.

Ihm gegenüber ist Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) ruhig und besonnen, ein Typ, der seine Gegenüber scannt, analysiert und dann zusammensetzt wie ein Puzzle.
Der aber offenbar auch Probleme hat, das zu tun, was von einem Kripo-Partner in gefährlichen Situationen erwartet wird.
Oder, wie es Autor Hendrik Hölzemann formuliert: "Der eine ist Polizist, weil er eine Waffe tragen darf, der andere, obwohl er eine tragen muss."

Ein bisschen knirscht es daher noch im Team, dem auch die Rechtsmedizinerin Dr. Henny Wenzel (Anna Böttcher) sowie die Hauptkommissarinnen Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer) angehören.

Keine Saarländer Stereotypen mehr
Gleichwohl werden sich manche Saarländer, die so stolz auf ihr Lebensgefühl sind, etwas neu orientieren müssen: Weder tauchen Zeugen auf, die saarländischen Dialekt sprechen, noch gibt es Anspielungen auf die Saar-Kulturgüter Lyoner-Fleischwurst und Schwenker-Grill.

Und wenn es nach Autor Hendrik Hölzemann geht, werden auch in Zukunft keine saarländischen Stereotypen mehr im SR-"Tatort" vorkommen.
"Da muss man sich sehr gut auskennen, um Klischees gewinnbringend anzuwenden", sagt er.
"Wenn man von außen kommt und versucht, damit zu jonglieren, geht das meistens schief."

Dafür gibt es immerhin einen echten Saarländer in einer der beiden Hauptrollen: Daniel Sträßer wurde 1987 in Völklingen geboren und lebte 19 Jahre in der Nähe von Saarbrücken, bis er zur Schauspielausbildung nach Salzburg zog.

Mit seinem Kollegen, dem aus Moskau stammenden Vladimir Burlakov, hat er einiges gemeinsam: Beide wurden mehrfach mit Schauspielpreisen ausgezeichnet, sind 32 und leben in Berlin.
Und zum Drehstart waren sie auch gleich auf einer Wellenlänge.
"Schon die ersten Tage am Set haben sich gut angefühlt", sagt Burlakov.
"Da hat man gleich gespürt, es geht in die richtige Richtung."

Das empfindet auch Regisseur Christian Theede so, der es genießt, "mit zwei jungen, hochmotivierten und guten Schauspielern" zwei neue Charaktere zu entwickeln.
"Das ist etwas ganz anderes, als zwei altgediente Schauspieler zu haben, die sagen: Ok, dann machen wir halt jetzt noch einen 'Tatort'", sagt er.
Bei Sträßer und Burlakov spüre man "eine starke brennende Energie - und das ist einfach toll".


 
"Tatort" aus Saarbrücken: Darum fällt die erste Folge durch !

In seiner ersten „Tatort“-Folge hat das saarländische Duo Schürk/Hölzer keine Glanzleistung hingelegt.
Einen Lichtblick gibt es aber.

Die erste Folge eines neuen „Tatorts“ hat es immer schwer, die Erwartungen des sonntäglichen Gewohnheitspublikums zu erfüllen.
Dazu kommt, dass in eineinhalb Stunden zwar auch ein Kriminalfall abgehandelt werden muss, vor allem aber glaubhafte, starke Charaktere gezeichnet werden sollen, die den Zuschauer überzeugen, dass diese Ermittler vielleicht der neue Schimanski sein könnten.

Beim Gucken des Saarbrücker Tatorts „Das fleißige Lieschen“ fällt sofort auf, dass das Drehbuch diesen Ansprüchen nicht wirklich gerecht wird.
Und unter der Regie von Christian Theede wirken die unterschiedlichen Schauplätze lieblos aneinander gestückelt.
Das ist besonders um den Kriminalfall schade, der ausgefeilter erzählt durchaus ein guter Auftakt für die neue „Tatort“-Produktion gewesen wäre.

„Tatort Saarbrücken“: Unterkühltes Wiedersehen zweier Freunde
Die Saarbrücker Kommissare Adam Schürk (Daniel Sträßer) und Leo Hölzer (Vladimir Burlokov), kennen sich aus Kindertagen, haben sich aber seit ueber 15 Jahren nicht mehr gesehen.
Der „Neue“, Schürk, ist also ein alter Bekannter.
Das etwas unterkühlte Wiedersehen der beiden wird jedoch binnen weniger Sekunden von einem Mord durchkreuzt.

Der jüngere zweier Fabrikantensöhne wird ermordet im Wald aufgefunden, er sollte das große Familienunternehmen übernehmen.
Schürk und Hölzer ermitteln im Umfeld einer alten Industriellenfamilie, in der sich alle spinnefeind sind.
Schnell wird ihnen klar, dass der Grund für den Mords weit in der Vergangenheit liegt.

Mord als Rache für den längst verstorbenen Bruder
Während des Zweiten Weltkrieges beschäftigte die Firma Zwangsarbeiter, die im Nachhinein nie entschädigt wurden.
Das holt den Erben nun ein – in Form einer rüstigen alten Dame, die als Rache an ihrem im Arbeitslager gepeinigten und getöteten Bruder sechzig Mal mit dem Gehstock auf ihn einprügelt.
Jeder Hieb in Gedenken an die Schläge, die ihr Bruder aushalten musste.

Das könnte Stoff für einen tiefgehenden, berührenden „Tatort“ sein.
Der Film ist aber viel zu beschäftigt damit, dem Publikum schon in der ersten Episode alles über die Kommissare zu verraten, anstatt die Charaktere langsam zu entwickeln.
Das geht zulasten des eigentlichen Falls, auch weil man als Zuschauer ständig vom Hauptthema abgelenkt wird.

„Tatort“: Dialoge wie vom Blatt abgelesen
Dieses Hin-und-Her, die Offensichtlichkeit, dass dem „Tatort“ der Fahrplan fehlt, ließe sich ignorieren, wenn wenigstens die schauspielerische Leistung begeistern würde.
Stattdessen spielen Vladimir Burlokov und Daniel Sträßer mehr oder weniger ausdruckslos und unbeteiligt – auffällige Gemütsregungen lassen sich an einer Hand abzählen.

Dasselbe gilt für die Dialoge: Der Großteil wird vorgetragen, als hätten die Schauspieler eine Stunde vor Drehbeginn das Skript in die Hand gedrückt bekommen und würden selbst Sätze wie „Sechzig Hiebe, wie eine Strafe“ vom Blatt ablesen.
„Das fleißige Lieschen“ erhält dadurch ein wenig Theaterproben-Feeling.

Nerviges Macho-Gehabe der Kommissare
Noch weniger Begeisterung ruft nur das Hipster-Macho-Gehabe der jungen Ermittler hervor, die in niegelnagelneuen SUVs durch Saarbrücken fahren und sich gegenseitig nicht wirklich zeigen können, dass sie sich eigentlich freuen, den anderen wiederzusehen.

Die Männlichkeit gipfelt in den Beleidigungen, die sie ihren beiden Teammitgliedern, die Hauptkommissarinnen Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer) an den Kopf werfen: Dumm sind die weiblichen Kolleginnen und ihr Hirn könnten sie auch nicht einschalten.
Da wünscht man sich glatt den zurückhaltenden Devid Striesow mit seinem Roller zurück.

Einziger Lichtblick ist die Vorgeschichte der „Tatort“-Kommissare, die zur Schulzeit beste Freunde waren.
Schürk und Hölzer verbindet seither ein Geheimnis, dass sie für den Polizei-Job wohl disqualifiziert hätte.
Man kann nur hoffen, dass diese Hintergrund-Geschichte beim nächsten Mal sinnvoller in das Drehbuch eingewoben wird.


 
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