Handy-Sucht: Unser Smartphone nervt uns – aber wir kommen nicht davon los !

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Handy-Sucht: Unser Smartphone nervt uns – aber wir kommen nicht davon los !

Köln – Na, wie oft haben Sie heute schon auf’s Smartphone geguckt?
Wissen Sie nicht?
Kein Wunder.

Schließlich haben wir ständig das Handy in der Hand.
Es ist der permanente Drang, einen Blick auf den Display zu werfen.
Es könnte ja etwas Neues geben, was man verpassen könnte...

Gerade für Jugendliche ist ein Smartphone im Alltag das Natürlichste der Welt.
Doch der Konsum nimmt Ausmaße an, mit denen selbst viele Teenies überfordert sind.

Wer hätte das gedacht?
Knapp Zweidrittel der zwölf- bis 19-Jährigen stimmen der Aussage zu, dass sie zu viel Zeit am Smartphone verbringen.
Das besagt die aktuelle „JIM-Studie“ (steht für „Jugend, Information, Multimedia“).

Dabei wurden 1200 Jugendliche befragt.
Mehr als jeder Zweite ist sogar von der Flut der Nachrichten genervt.
Doch warum nicht einfach das Gerät ausschalten?

Angst etwas zu verpassen
Darum: Jeder Vierte hat Angst, etwas zu verpassen, wenn das Smartphone ausgeschaltet ist.
Wir fragten nach: Was steckt dahinter?
Woher kommt die Furcht?

Ihr Ursprung liege in einem „Ur-Bedürfnis des Menschen“, erklärt die Kölner Medienpsychologin Eva Skottke (40).
„Jeder hat das Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit.
Die Angst, nicht dazuzugehören, ist uralt und gab es schon immer.“

Das heißt: Durch die enorme Verbreitung des Smartphones – neun von zehn Teenies haben eins – stehen Jugendliche unter enormem Druck.

„Es gibt unter Gleichaltrigen einen sehr sehr großen Zwang, nach dem Motto: Wenn ich nicht in den Gruppen-Chats aktiv bin, bekomme ich nichts mit“, betont Skottke.

Internetsoziologe Stephan Humer (37) bestätigt: „Es gibt keine wirkliche Alternative.
Es ist nicht mehr so wie früher, dass man auf dem Schulhof alles mitbekommt.“

So ist das Smartphone für Jugendliche ein derart alltäglicher Begleiter geworden, dass die Nutzung oft gar nicht mehr bewusst wahrgenommen wird.
Skottke: „Man gewöhnt sich mit der Zeit so sehr an das aufs Handy gucken, dass es einem gar nicht mehr klar ist.“

Handy lenkt ab
Auch wenn es unbewusst ist – das Handy lenkt ab.
„Der ständige Blick aufs Smartphone hat starke Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit“, weiß die Medienpsychologin aus ihren Vorlesungen an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW).

„Die Jugendlichen sind permanent abgelenkt.
Immer hat jemand die Hand am Smartphone.“
Nicht nur die Konzentration sinkt.
Auch der Stressfaktor nehme enorm zu, sagt Humer.
„Man muss perfekter sein als früher, schneller reagieren.
Es gibt einen permanenten Druck, die Angst, man könnte scheitern.“

Aber: Das Smartphone helfe den Jugendlichen auch beim Aufbau einer eigenen Identität, so Humer.
Dafür bedarf es aber ja nicht der extremen Dauer-Nutzung...

Überrascht es Eva Skottke denn, dass die Teenies wider Willen am Smartphone hängen?
„Nein“, sagt die Medienpsychologin.
„Das ist das gleiche Phänomen wie bei Facebook.
Jeder weiß: Meine Daten sind nicht sicher.
Aber man nutzt es trotzdem.“
Warum, wissen wir ja jetzt...

So läuft Mobbing per Smartphone
Wer andauernd in sozialen Netzwerken und Gruppen-Chats aktiv ist, macht sich angreifbar.

Laut JIM-Studie sind 17 Prozent der Teenies schon einmal selbst Opfer von falschen oder beleidigenden Aussagen oder bloßstellenden Fotos geworden.
Vier von zehn kennen Mobbing aus dem Freundeskreis.
Woran liegt das?
Ist die Hemmschwelle gesunken?

Internetsoziologe Humer: „Mobbing gab es schon immer.
Ich denke nicht, dass es zugenommen hat.
Je mehr Leute im Internet unterwegs sind, desto mehr Mobbing findet dort statt.“
Das Problem: Es geht leicht von der Hand, Bloßstellungen sind innerhalb von Sekunden mit der Welt geteilt.

Medienpsychologin Skottke: „Die Hemmschwelle ist deutlich niedriger geworden.
Früher gab’s auf dem Schulhof einen Seitenhieb, wenn man jemanden nicht mochte.
Jetzt geht das bequem von zu Hause aus.
Man muss nicht mehr den Mut haben, es jemandem ins Gesicht zu sagen.“
Und was kann man dagegen tun?
Humer: „Man sollte selber aktiv werden, eine Gegengeschichte erzählen, sich nicht zum Opfer machen.“

Wichtig auch: Den Vorfall melden – am besten an Eltern, Lehrer oder Rektor.


 
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