The Pirate Bay ist offline ... noch

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Ruhe in Frieden
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Schwedische Behörden haben nach einer Razzia in Stockholm die Torrent-Börse Pirate Bay abgeschaltet. Ob es dabei bleibt, ist allerdings mehr als fraglich.

Das weltweit bekannteste Torrent-Portal The Pirate Bay ist zurzeit nicht zu erreichen. Jedenfalls nicht unter ihrer angestammten Adresse und zahlreichen Mirror-Seiten. Am Dienstagmorgen gingen die schwedischen Behörden gegen Serverbetreiber in Stockholm vor. Neben The Pirate Bay sind davon offenbar auch andere Anbieter wie EZTV, Torrage und Zoink betroffen.

"Es gab eine Razzia bei einem Server-Hoster in Stockholm. Die Aktion steht im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Urheberrechtsverstößen", bestätigte Paul Pintér, der Koordinator für Ermittlungen in Urheberrechtsvergehen der Bundespolizei Schwedens. Der Sonderstaatsanwalt Fredrik Ingblad habe die Aktion geleitet.

Im Gespräch mit Radio Sweden sagt Ingblad, dass mehrere IT-Forensiker die Polizei bei der Aktion unterstützten. Bei der Razzia seien mehrere Computer und Server beschlagnahmt worden. Das Branchenblog Torrentfreak berichtet zudem, dass es eine Festnahme gab. Die schwedische Polizei hat das noch nicht bestätigt.

Die Razzia selbst fand im Serverzentrum Nacka Strand statt, das vor zwei Jahren in einer Felsenhöhle im Stockholmer Vorort errichtet wurde und nicht nur aufgrund seiner ungewöhnlichen Lage als sicher galt. In den vergangenen Tagen stand The Pirate Bay wieder im Blickpunkt, als vier von Hackern gestohlene, unveröffentlichte Filme von Sony dort auftauchten.

Keine Razzia konnte The Pirate Bay stoppen – bis jetzt

Die letzte große Razzia gegen The Pirate Bay fand vor acht Jahren statt. In dem anschließenden Prozess wurde das damalige Betreiber-Trio Peter Sunde, Gottfrid Svartholm Warg und Frederik Neij zu Geld- und Haftstrafen verurteilt. Peter Sunde verbüßte sie erst in diesem Jahr, nachdem er im Juni in Schweden festgenommen wurde. Svartholm Warg wurde im Oktober wegen Hackerangriffen auf ein dänisches Unternehmen zu einer zusätzlichen zweijährigen Haftstrafe verurteilt, nachdem ihn die Behörden in Kambodscha fassten.

Dem Erfolg der Plattform taten der medienwirksame Prozess im Jahr 2006 und die folgenden Urteile gegen ihre Betreiber keinen Abbruch. Die Seite war nicht nur nach wenigen Tagen wieder online, sie hielt sich trotz Bemühen der Behörden und Urheberrechtslobbyisten bis heute in den Top 100 der meistbesuchten Websites im Netz. Die Betreiber argumentieren bis heute, dass The Pirate Bay keine Inhalte anbiete, sondern lediglich als Suchmaschine für Torrent-Dateien. Die tatsächlichen Inhalte liegen im BitTorrent-Netzwerk auf den Rechnern der Nutzer.

In den vergangenen Jahren setzten die jetzigen, anonymen Betreiber von The Pirate Bay zudem vermehrt auf sogenannte Magnet-Links. Sie enthalten zwar die gleichen Informationen wie Torrents, sind aber keine Dateien zum Herunterladen, sondern Hyperlinks – ein wichtiger Unterschied bei der Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen, weil der Nachweis, dass Dateien verbreitet oder angeboten wurden, schwieriger wird.

The Pirate Bay reagiert seit jeher schnell auf juristische und technische Angriffe. Weder Razzien oder Netzsperren in Ländern wie Großbritannien und den Niederlanden konnten dem dezentralen Netzwerk etwas anhaben. Und da der Service neben den entsprechenden Domains nur sehr wenig Server-Hardware benötigt, bringen einzelne Abschaltungen wenig.

Noch ist The Pirate Bay allerdings nicht wieder online. Zwar meldeten viele Nutzer und diverse Nachrichtenseiten, dass das Portal unter der Top-Level-Domain von Costa Rica wieder verfügbar sei. Doch wie Torrentfreak berichtet, handelt es sich dabei nur um eine von zahlreichen Mirror-Seiten, die aber auf den Server der Mutterseite zurückgreifen und deshalb zurzeit keine Funktionalität außerhalb der Startseite bieten.

Peter Sunde mag die Ausrichtung von The Pirate Bay nicht

In den kommenden Stunden und Tagen wird sich zeigen, ob die Razzia mehr als ein Versuch der Behörden ist, die Betreiber von The Pirate Bay zu verunsichern – möglicherweise auf Druck der Rechteinhaber. Dass es noch einmal zu einem großen Prozess wie im Jahr 2006 kommen wird, ist jedenfalls unwahrscheinlich. Und wie die Vergangenheit gezeigt hat, dauerte es nie lange bevor die Seite wieder erreichbar war.

Der Ex-Betreiber Peter Sunde hätte jedenfalls nichts dagegen, dass The Pirate Bay offline bleibt. In einem Blogbeitrag schreibt Sunde, der erst vor wenigen Wochen aus dem Gefängnis entlassen wurde, dass er kein Fan des Projekts mehr sei. Ursprünglich sei der Plan gewesen, die Seite zum zehnten Geburtstag abzuschalten. Doch stattdessen hätte es eine gesponserte Party mit halbnackten Frauen gegeben. "Die vergangenen Jahre hatte The Pirate Bay keine Seele mehr", schreibt Sunde. Stattdessen würden die Werbebanner immer zahlreicher und schlimmer.

Quelle:

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