Koalition der Todfeinde: Ohne diese beiden Staaten ist IS nicht aufzuhalten

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Ruhe in Frieden
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Das Königreich Saudi-Arabien und das iranische Mullah-Regime verbindet eine lange und tiefe Feindschaft. Doch ausgerechnet die beiden Erzrivalen spielen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den IS. Werden sie die US-geführte Koalition der Willigen zum Scheitern bringen?

Es ist eine uralte Feindschaft. Das Königreich Saudi-Arabien versteht sich als Schutzmacht des sunnitischen Islams. Die Islamische Republik Iran ist der größte schiitische Staat. Doch die religiöse Spaltung ist nur die Wurzel der Abneigung.

Seit Jahren kämpfen der Milliardärs-Staat Saudi-Arabien, der die größten Erdölreserven der Welt besitzt, und das iranische Mullah-Regime um die regionale Vorherrschaft. Seit dem Sturz von Saddam Hussein im Irak hat sich diese Rivalität noch verschärft. Im syrischen Bürgerkrieg steht der Iran auf Seiten Assads, die Saudis auf der seiner Gegner.

Ausgerechnet diese beiden Erzrivalen spielen nun eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die brutale Miliz Islamischer Staat, die derzeit den Irak und Syrien mit Terror überzieht und ein Großkalifat in der Arabischen Welt errichten will. Denn wenn sie der von den USA geschmiedeten „Koalition der Willigen“, zu der im arabischen Raum auch Jordanien, Bahrain, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate gehören, die Unterstützung verweigern, wäre diese zum Scheitern verurteilt.

Schmiedet der Iran eine Gegenkoalition mit Russland?

„Wenn der Iran nicht Teil der Koalition ist, könnte er diese boykottieren und stattdessen eine Gegenkoalition mit Russland, China und der Hisbollah gründen“, sagt Nahost-Kenner Abdel Mottaleb El Husseini im Gespräch mit FOCUS Online. Das würde nicht nur die Region, sondern die ganze internationale Gemeinschaft spalten – und den Kampf gegen IS ineffektiv machen.

Saudi-Arabien ist für die USA der Schlüssel, um ihr erneutes militärisches Engagement in der Region zu legitimieren. „Es ist entscheidend, dass es nicht heißt: ‚Die USA bomben wieder‘“, sondern dass der Einsatz als koordiniertes Vorgehen mit Partner in der Region wahrgenommen wird“, sagt Politikwissenschaftler Husseini.

Der Westen braucht die Saudis

Früher wären mehrere Länder in Frage gekommen, um diese Gemeinsamkeit zu demonstrieren. Doch seit den Umwälzungen des Arabischen Frühlings befinden sich Staaten wie Ägypten, Libyen oder der Jemen in der Krise – und so ist der Westen auf die Saudis angewiesen.

Obwohl Saudi-Arabien in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen wurde, mit seiner Unterstützung für die syrischen Rebellen IS gestärkt und finanziert zu haben, distanzierte sich das Königreich inzwischen klar von der Terrormiliz. Das Land unterstützt die US-Luftangriffe in Syrien und will Oppositionskämpfer im eigenen Land ausbilden lassen.

Sogar der Sohn des saudischen Kronprinzen und derzeitigen Verteidigungsministers soll sich als Pilot an den Angriffen beteiligen. Auf Twitter wurden Fotos von Prinz Khalid bin Salman im Kampfjet verbreitet, die nach einem Luftschlag in Syrien aufgenommen worden sein sollen.

Doch ist es nun, da Saudi-Arabien im Boot ist, überhaupt noch möglich, den Iran in die Koalition gegen IS einzubinden? Bisher hat das Königreich stets versucht, eine Annäherung zwischen dem Westen und dem Mullah-Regime zu verhindern und im Atomstreit um einen harten Kurs gegen Teheran geworben.

Tauwetter zwischen Riad und Teheran

Angesichts der gemeinsamen Bedrohung durch die Terrormiliz zeichnet sich nun jedoch eine Kursänderung ab. Im August reiste der iranische Vizeaußenminister zum saudischen Außenminister nach Riad. Im September trafen sich die Außenminister beider Länder in New York. Der iranische Minister sprach von dem „Beginn eines neuen Kapitels in den bilateralen Beziehungen“.

„Es ist offensichtlich, dass es eine vorsichtige Annäherung gibt“, sagt Husseini, „allerdings ist es noch zu früh, um festzustellen, wie nachhaltig sie ist.“ Die Tatsache, dass die Luftangriffe in Syrien keine heftige Gegenreaktion aus Teheran hervorgerufen haben, wertet der Politikwissenschaftler als Zeichen dafür, dass es zumindest ein Minimum an Verständigung zwischen der US-geführten Koalition und dem Iran gibt.

US-Außenminister John Kerry betonte zuletzt vor dem UN-Sicherheitsrat, das bei der „globalen Kampagne“ gegen den IS „jedes Land eine Rolle zu spielen hat, auch der Iran“.

Eine Annäherung birgt Risiken im Inneren

Sowohl den Iran als auch Saudi-Arabien verbindet eine lange Grenze mit dem Irak. Es liegt also im ureigenen Interesse beider Länder, dem Islamischen Staat Einhalt zu Gebieten. „Alle rationalen Überlegungen sprechen dafür, dass die Erzrivalen in dieser Frage zusammenfinden müssen“, sagt Husseini.

Trotzdem betont der Experte auch die Risiken, die eine Annäherung für die beiden Länder selbst birgt: „Jahrelang haben sich die Regierungen gegenseitig verteufelt. Wenn man nun plötzlich den Feind zum Freund erklärt, kann das zu Konflikten im eigenen Land führen.“ Besonders dem saudischen Königshaus könnte das Husseini zufolge zum Verhängnis werden; „Da das Regime in Saudi-Arabien nicht so fest im Sattel sitzt wie das in Teheran.“

Quelle:

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