Das Kalifat der Wahnsinnigen beginnt zu wanken

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Ruhe in Frieden
Nichts schien den IS in Syrien und im Irak stoppen zu können. Doch plötzlich verliert die Terrormiliz Kämpfe um Schlüsselpositionen – es zeigen sich Parallelen zum Zusammenbruch von Nazi-Deutschland.

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"Wir werden die Welt erobern", sagt Abu Mohammed stolz und krault sich dabei an seinem mit Henna rot gefärbten Bart. "Syrien und Irak sind nur der Anfang. Wir werden bald in al-Andalus sein." So hieß Spanien im Mittelalter, als es noch Teil des muslimischen Kalifats war. Der 42-Jährige ist einer der ausländischen Kämpfer der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS). Der Belgier ist zum Islam konvertiert. "Ich bin beim 'Islamischen Staat', um Dschihad zu führen", erklärt Abu Mohammed. "Es ist meine religiöse Pflicht, für ein muslimisches Weltreich zu kämpfen." Und mit Allahs Hilfe werde das Reich aller Muslime kommen, fügt er breit grinsend hinzu.

Nach dem Fünfjahresplan der Miliz sollen die gesamte Nordhälfte Afrikas, große Teile Europas und Asiens bis 2019 erobert sein. Dann kommt der Rest der Welt. Es ist ein aberwitziger Plan, aber trotzdem eine feste Säule in der IS-Ideologie. "Erobern, bleiben und expandieren" lautet der Slogan der Steinzeitislamisten. Es sei an der Zeit, die Ehre der Muslime wiederherzustellen, sagt IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi. "Mit Allahs Erlaubnis werden Muslime wieder zu den Herren der Welt und den Königen der Erde." Aber im Moment sieht es nicht mehr so aus, als wolle Allah Herrn Bagdadi zum Weltherrscher machen.

Seit dem 8. August wird IS im Irak, seit dem 23. September in Syrien bombardiert. Mindestens 1000 Mann hat die Miliz schon verloren, sieben Führungskader wurden getötet, darunter offenbar auch enge Vertraute al-Bagdadis. Zudem wurden mehrere Hundert Fahrzeuge zerstört, unzählige Artilleriestellungen, Waffenlager und andere militärische Einrichtungen der Gruppe. "Natürlich ist der IS geschwächt", sagt der irakische Salafisten-Experte Hischam al-Haschimi aus Bagdad.

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"Abgesehen von den Zerstörungen, haben sie ihre Bewegungsfreiheit verloren. Sie können nur noch mit kleinen Fahrzeugen unterwegs sein. Zudem müssen sie ihre Kommunikation extrem einschränken, um nicht geortet zu werden." Für al-Haschimi sei es nur eine Frage der Zeit, bis der Kollaps kommt. "Sie verlieren täglich eine Million Dollar, seit die USA Ölfelder bombardiert haben, die sie mal kontrollierten."

Nach einem Bericht der Vereinten Nationen soll die Terrorgruppe früher zwischen 682.000 Euro und 1.328.000 Euro pro Tag verdient haben. Der Ölexport war eine der Haupteinnahmen von IS. In Zukunft sollen Tanklastzüge, die aus den Gebieten der Dschihadisten in die Nachbarländer fahren, konfisziert werden. Aber der schwerste Schlag für das islamistische Öl-Business ist die verlorene Schlacht um Beidschi.

Zähe Kurden halten Kobani immer noch

Die 60.000-Einwohner-Stadt ist die größte irakische Ortschaft, die bisher aus der Hand von IS zurückerobert werden konnte. Doch vor allem befindet sich dort auch die wichtigste Öl-Raffinerie des Irak. Hätten al-Bagdadis Leute sie erobert, wären sie endgültig zu echten Playern auf dem Rohstoffmarkt geworden. Nun müssen sie weiter verunreinigte Rohware über dunkle Kanäle verhökern.

Nicht weniger unter Druck stehen die Islamisten in der nordirakischen autonomen Region Kurdistan. Dort haben sie bereits mehrere Orte verloren. Seit letzter Woche läuft eine neue Großoffensive der kurdischen Peschmerga-Truppen um Sadia und Kirkuk.

Und Kobani? Tausende Kämpfer schickte IS in den Kampf um die syrisch-kurdische Stadt an der Grenze zur Türkei. Atemlos erwartete die Welt ihren Fall. Aber das ist Wochen her.

"Jetzt sind sie auf dem Rückzug", versichert Ismet Scheich Hassan, der selbst ernannte Verteidigungsminister der autonomen Region Kobani. "Sie hatten fast die Hälfte der Stadt, heute dürften es noch zehn bis zwanzig Prozent sein." Bald werde man IS ganz aus dem Stadtgebiet vertrieben haben. "Ihre Moral ist am Boden, weil sie ständig ins offene Messer laufen." Die Extremisten seien eine ständige Zielscheibe der amerikanischen Kampfflugzeuge.

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"Für den Islamischen Staat ist Kobani eine bittere Niederlage", freut sich der Verteidigungsminister. "Das hat symbolische Wirkung für alle, die gegen die Terroristen kämpfen." Ihren Nimbus hätten die IS-Leute verloren. "Die meisten von ihnen sind sowieso keine guten Kämpfer", behauptet Hassan. "Nur wenige ihrer Anführer verstehen das Handwerk. Der Rest ist ein Hühnerhaufen." Die syrischen Kurden-Milizen YPG müssen es wissen. Sie wehren seit über einem Jahr Angriffe des IS ab, der die Kurdengebiete im Norden des Landes erobern will.

Das Bild von den unbesiegbaren IS-Kämpfern entstand in ihrem erfolgreichen Blitzkrieg im Irak. Dort drangen die Extremisten im Juni bis in die Außenbezirke Bagdads vor. Die Islamistenmiliz schien militärisch nicht zu stoppen sein. Sie wurde zum Schreckensgespenst der Region, beinahe zu einer Naturgewalt stilisiert, deren brutale Kräfte nicht zu bändigen seien.

Irakische Soldaten liefen wie Hasen davon

Aber was geschah tatsächlich? Die Invasion der Extremisten war alles andere als eine militärische Meisterleistung. Ihr Erfolg geht auf das Versagen ihrer Gegner zurück. In Mossul und anderen Städten liefen die Soldaten der irakischen Armee wie Hasen davon. Selbst die kurdischen Peschmerga-Truppen nahmen die Beine in die Hand. Sie nannten es "taktischen Rückzug", aber sie ließen die christliche Stadt Karakosch und den Ort Sindschar, hauptsächlich von Jesiden bewohnt, einfach im Stich. Massaker, eine Flüchtlingswelle und die Versklavung Tausender jesidischer Frauen waren die Folge.

Doch nun hat sich die Lage gewandelt. Im Irak sind schiitische Milizen an der Front, die vom Iran ausgebildet wurden. Die Peschmerga haben Waffen aus Deutschland und anderen westlichen Ländern erhalten, die sie auch auf der Planungsebene unterstützen. Und dann sind da noch die Bombenangriffe der Koalition, die fatale Auswirkungen für Bagdadis Heerscharen haben.

"IS wollte sich als diejenige Macht präsentieren, die dem Westen die Stirn bieten kann", sagt Aiman al-Tamimi von der US-Denkfabrik Forum Middle East. "Das war der Kern seiner Selbstdarstellung." Bagdadi habe Sieg auf der ganzen Linie versprochen, aber davon könne nun keine Rede mehr sein. "Diese religiöse Ideologie führt letztendlich in den Größenwahn", glaubt Tamimi.

Parallelen zwischen IS und Nazi-Deutschland

An ein baldiges Ende von IS glaubt der Dschihadisten-Spezialist allerdings nicht. "Um eine historische Analogie zu bemühen: Der Fall des IS könnte sich langsam wie der Zusammenbruch Nazi-Deutschlands vollziehen", erklärt Tamimi. Es gebe ja Parallelen in der aggressiven Expansionspolitik von IS und Nazis. "Um einen Zeitrahmen zu nennen", fährt Tamimi fort, "befinden wir uns heute etwa dort, wo die Alliierten Ende 1941 standen." Also am Anfang des Endes.

Noch vier Jahre bis zum Zusammenbruch der IS-Extremisten? So lange müsste man nicht warten. Bekämen die syrischen und irakischen Kurden die schweren Waffen, die sie schon lange fordern, könnten sie die geschwächte Terrormiliz weiter ins Trudeln bringen. Die westliche Koalition müsste zudem alle Kapazitäten ihrer Luftwaffen ausschöpfen. So könnte der IS-Spuk schneller vorbei sei. Nur der Irak und Syrien wären dann noch lange nicht eine dschihadistenfreie Zone.

Die verstreuten IS-Mitglieder würden von ähnlichen Milizen wie Dschabhat al-Nusra und Ahrar al-Sham, den beiden Al-Qaida-Vertretern in Syrien, mit Kusshand aufgenommen werden. Den anderen Hardcore-Jungs, die von der IS-Ideologie nicht lassen könnten, bliebe eine der Gruppen, die in Algerien, Ägypten, Libyen oder im Jemen kürzlich den Treueeid auf den Kalifen al-Bagdadi schworen. Aber mit der großen Show im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit wäre es vorbei. Die neuen IS-Gefolgschaften sind kleine Splittergruppen und bisher weit davon entfernt, eine wichtige Rolle zu spielen. Von einem internationalen Netzwerk, das Nordafrika und die Golfstaaten ins Chaos stürzen könnte, kann schon heute keine Rede sein. Das wollen nur die Strategen der IS-Propaganda glauben machen. In der Verbreitung von Schreckensnachrichten sind sie Meister.

Quelle:

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Sehr bestürzend zu sehen bzw. zu lesen ,was da von sich gegeben wird, da mag man schon eher von einer Kopie der Nazitaktiken- und Planungen ausgehen, als denn an ein Nachahmen.
Die gleichen dummen Sprüche, Ansichten und Planungen...manmanman...
Ich glaube nur leider nicht, dass dieser Krieg so schnell beendet wird wie der zweite Weltkrieg, weil gewisse
Lobbyisten inzwischen den finanziellen Wert langer Kampfhandlungen entdeckt haben und nur schwerlich zulassen werden,
dass eine solch sichere Einnahmequelle schnell zum Versiegen gebracht wird.
Letztlich hängt z.b. ein Großteil der amerikanischen Wirtschaft an der Waffen- bzw. Rüstungsindustrie...
Bleibt zu hoffen, das jemand mit genügend Macht dennoch das Richtige tut...


Louis
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey Leute!

Ich hoffe das es zu wanken beginnt...nach Gerd Todenhöfer sind sie angeblich sehr erfolgreich und stehen quasi schon vor den Toren Europas...ist jetzt zwar ein paar Monate das er das auf Facebook geschrieben aber ich hab echt Angst das ISIS am Ende noch Europa überrennt und die Deutschland und angrenzende Länder erobern und ein Kalifat einrichten. :RpS_sad:
 
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