Kuschelkurs mit dem Kremlchef: So verspielt die ARD jede Glaubwürdigkeit

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Kuschelkurs mit dem Kremlchef: So verspielt die ARD jede Glaubwürdigkeit

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Der NDR sprach von einem Coup – doch es war ein Eigentor: Das Wohlfühl-Interview mit Putin bei Jauch verletzt journalistische Standards und zeigt die ARD in schrägem Licht.

NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz rieb sich auf Twitter die Hände: „Am Sonntag 21.45 Jauch einschalten. Werden journalistischen Coup präsentieren: ein aktuelles Interview von Hubert Seipel mit Putin.“ Wenn das Interview bei Jauch tatsächlich ein Coup war, dann für die Kreml-Propaganda.

Der Interviewer Seipel sieht sich seit seinem umstrittenen Portrait-Film „Ich Putin“ dem Vorwurf allzu großer Nähe und Sympathie zu dem Autokraten im Kreml ausgesetzt – auch ARD-intern. Wiederholt trat er öffentlich als eingefleischter und engagierter Putin-Verteidiger auf.

Und so wirkte der anfangs sichtlich nervöse und ehrfürchtige Seipel vis-à-vis mit Putin weniger wie ein kritischer Fragesteller denn als Mikrofonhalter. Das vermeintliche Interview entpuppte sich als Monolog des Kreml-Chefs, der Interviewer als Stichwortgeber.

Die ARD zeigt ein tiefes Unverständnis autoritärer Regime

Dass die ARD das Interview als „exklusiv“ und als „Coup“ feierte, zeugt von einem tiefen Unverständnis autoritärer Regime allgemein und des Systems Putin im Besonderen: Der Kreml-Herr, der im eigenen Land die Medien bis auf ein paar Feigenblätter gleichgeschaltet hat, verwehrt sich seit langem kritischen Journalisten.

Direkter „Zugang zum Körper“ – wie in Russland der direkte Kontakt zum Präsidenten genannt wird – ist Hofberichterstattern vorbehalten, oder eingeflogenen Star-Journalisten, die vom Thema Russland so viel Ahnung haben wie Wladimir Putin vom Schuhplatteln und deshalb auf jede gefährliche Bewegung oder Frage verzichten müssen.

Wieso führten nicht ARD-Korrespondenten das Gespräch?

Die ARD hat hoch kompetente und kritische Korrespondenten in Moskau. Die hätten Putin viele spannende Fragen stellen können. Etwa über Repressionen und politisch motivierte Festnahmen auf der angeschlossenen Krim. Über die vielen Todesfälle in der russischen Armee, die doch offiziell gar nicht in der Ukraine kämpft. Wie er zu der Kriegstreiberei im russischen Fernsehen steht.

Wie er einerseits keinen Einfluss in der Ostukraine haben will und dennoch nach eigenen Worten verhindert, dass die Kiewer Regierung dort alles vernichtet? Warum er lange behauptete, er habe keine Truppen auf der Krim gehabt – und die dann später mit Orden auszeichnete? Kritische Fragen dieser Art blieben Putin erspart.

Quelle:

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