Warum IS-Terrorfürst Abu Bakr al-Baghdadi längst ein toter Mann ist

fireleaf

Ruhe in Frieden
Warum IS-Terrorfürst Abu Bakr al-Baghdadi längst ein toter Mann ist

ewa6eaoe.png

Terrorfürsten müssen sich zeigen: Um ihre Macht zu festigen und um die Propaganda-Maschinerie ihrer Organisation mit Material zu befeuern. Doch sobald sie sich zeigen, geraten sie in das Fadenkreuz der internationalen Geheimdienste - und unterschreiben damit ihr Todesurteil.

Er demonstrierte ein Macho-Gehabe! Ein schweres Maschinengewehr lag in seinen Armen und feuerte minutenlang in die Gegend. Musab al Sarkawi zeigte vielen erstmals sein Gesicht. Das war 2006. Der brutalste Terrorchef im Irak hatte seine Deckung verlassen. Ein tödliches Risiko für jeden Terrorchef. Jetzt kannten ihn alle. Denn der Chef der irakischen Al Kaida im Zweistromland stand schon lange auf den Fahndungslisten der internationalen, besonders der nahöstlichen Geheimdienste.

In Tel Aviv sagte einer der früheren Anti-Terror-Berater der israelischen Regierung, Yigal Carmon, beim Betrachten des Video-Clips mit dem schießenden Sarkawi: „Das ist sein Ende, jetzt beginnt die Jagd auf diesen Bastard!“

fimqksbt.png

Auf der Suche nach dem "Schlächter von Bagdad"

Aber nicht nur die Experten vom israelischen Mossad beobachteten sehr genau und analytisch die Propaganda der Schießerei Sarkawi irgendwo in einer Geröllwüste des Irak – besonders Jordaniens Geheimdienst analysierte akribisch durch Expertenanalysen die Gegend und die geologischen Gegebenheiten der Terrorshow des damaligen „Schlächters von Bagdad“. Denn der Geheimdienstapparat des Königsreiches hat noch alte Rechnungen mit Sarkawi offen. Bei einem schweren Terroranschlag Sarkawi auf eine Hochzeitsgesellschaft in Amman waren Dutzende Menschen getötet worden.

So entstand ein Puzzle des Aufenthaltsortes, der Gegend, wo der Clip gedreht worden war. Aus dem Irgendwo im Nirgendwo konkretisierte sich am Ende der genaue Aufenthaltsort des Terrorchefs, ein Haus, eine Kommandozentrale. Der jordanische Geheimdienst kooperierte mit der CIA – den Rest besorgten zwei F-16-Kampfjets der US-Air-Force.

Dem Ende dieses Terroristen folgte dann der heutige Chef der einstigen Al Kaida im Irak – Abu Bakr al-Baghdadi, der inzwischen den IS (Islamischen Staat) ausgerufen und sich selbst als Kalif bezeichnet hat.

lcad9g7i.png

Die Jagd auf den Terrorfürsten

Und auch al Baghdadi wird jetzt von der US geführten Anti-Terror-Allianz gejagt. Zehn Millionen Dollar Kopfgeld haben die USA auf ihn ausgesetzt. Wie die Bilder sich gleichen: 25 Millionen US-Dollar lobte die US-Präsidentschaft damals auf die Tötung oder Gefangennahme Osama bin Ladens aus. Nach zehn langen Jahren kam am 2. Mai 2011 endlich der Erfolg. In seinem Versteck im pakistanischen Abbottabad wurde der Mastermind des 11. September 2001 von Spezialisten des „Seal Team Six“ der US-Navy Seals liquidiert.

Verfolgung und Aufspüren von Terrorchefs gleicht nicht selten einem Puzzlespiel, wobei Geheimdienste, Militär und häufig auch der Zufall ineinandergreifen. Erst kürzlich liefen Meldungen über einen massiven Luftschlag der US-Luftwaffe gegen einen Konvoi mit führenden IS-Funktionären. Dabei sollte der „Kalif“ al Baghdadi getötet oder schwer verletzt worden sein. Bestätigt wurde die Meldung von keiner Seite.

Die Maulwürfe fehlen

Auch die USA hielten sich zurück, denn Verfolgung und Erfolgsmeldungen im Kampf gegen den Terror hängen auch von präzisen nachprüfbaren Geheimdienstinformationen ab – und auf diesem Feld besteht für die Anti-IS-Koalition wohl Nachholbedarf, denn nach dem Sturz Saddam Husseins „entkernten“ die Sieger den Geheimdienst- und Militärapparat Saddams fast völlig. Nun fehlen plötzlich Mitarbeiter des alten Systems, die man „umdrehen“ und für eigene Zwecke nutzen kann. So mancher ehemaliger Top-Kommandeur Saddam Husseins ist heute beim Islamischen Staat.

Und der reagierte auf die Meldung vom angeblichen Tod und einer Verletzung des Kalifen mit einer perfekt inszenierten Propaganda- und Gegenoffensive. Britische und auch israelische Medien und europäische Agenturen berichteten unter Berufung auf syrische Quellen, Baghdadi habe mit der Terrorgruppe Al Nusra, die mit Al Kaida verbündet ist, einen Waffenstillstand und eine künftige Kooperation beider Gruppen gegen die „Kreuzfahrer“ vereinbart.

Sich zu zeigen ist das Todesurteil

Zudem meldete sich der Chef der Terrormiliz in einer wahrscheinlich von ihm selbst aufgezeichneten Audiobotschaft, in der er die Expansion des Islamischen Staates auf Länder wie Ägypten und auf die Maghreb-Zone ankündigte. Die Jagd auf Bakr al-Baghdadi wird also allem Anschein nach weitergehen. Allerdings hat er die Deckung verlassen. Erstmals, als er den „Staat“ ausrief und seine flammende Rede in der Moschee der vom IS eroberten zweitgrößten Stadt im Irak, Mossul, hielt. Terroristen, die aus der Deckung kommen, bieten ihren Gegnern Angriffsflächen, man kennt sie, kennt ihre Gesichter und Bewegungsabläufe.

mhkgay36.png

Mögen die Hinweise auf den aktuellen Aufenthaltsort Baghdadis derzeit noch spärlich sein - denn auch Terrorprofis lernen und wissen, wie hochmoderne Technologie und Kommunikationsverfahren zu unterlaufen sind - so liegt Baghdadi im Zielspektrum der Special Forces der USA. Diese sind bereits im Irak und auch das Geheimdienstnetz von CIA und NSA hat alle Antennen bei der Jagd nach dem Kalifen ausgefahren. Und vielleicht spielen auch die genauen Kenner der Geografie, Agenten des jordanischen Geheimdienstes mit - wie damals bei Sarkawi.

Wer könnte Nachfolger werden?

Nach den ersten Meldungen über den vermeintlichen Tod Baghdadis kursierten gleich Diskussionen über potenzielle Nachfolger an der Spitze des Islamischen Staates. Ein Tod Baghdadis wäre allemal ein symbolkräftiger Schlag gegen die Hydra des expandierenden Dschihads im Nahen und Mittleren Osten. Die Terrormiliz wäre nicht nur im Mark getroffen. Zudem erlösche damit auch die Symbol- und Strahlkraft des selbsternannten Kalifen.

Fraglich bliebe auch, ob Nachfolger Baghdadis eine ebensolches Charisma hätten. Wenn Fachleute in der Region zu diesem Komplex gefragt werden, fallen in der Regel zwei Namen, Abu Muslim al-Turkmani, Befehlshaber der IS-Mission im Irak, und Abu Ali al-Anbari, Operationschef des IS in Syrien. Beide Männer sind Veteranen des früheren irakischen Militärs und dienten unter Saddam Hussein. Ob seiner militärischen und politischen Qualitäten räumen Fachleute Turkmani die größeren Chancen für die potenzielle Nachfolge des Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi ein.

„Irgendwann erwischen wir sie alle!“

Doch so weit ist es noch nicht. Derweil hoffen die Anti-Terrorspezialisten im Pentagon und in den Geheimdienstzentralen anderer Staaten, dass es nicht wieder zehn Jahre dauern wird, bis der Chef des Terrorregimes Islamischer Staat aus dem Spiel genommen wird. Vielleicht gibt hier ein Zitat des früheren Chefs des Bundeskriminalamts, Horst Herold, den internationalen Terrorfahndern etwas Hoffnung. Im Kampf gegen die Köpfe des linksextremistischen Terrors um Baader und Meinhof in der alten Bundesrepublik formulierte Herold es einmal so: „Irgendwann erwischen wir sie alle!“

Quelle:

7bee7hwe.jpg
 
Zurück
Oben Unten