Entsteht in Syrien ein neues Terror-Monster?

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Ruhe in Frieden
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Der Bruch erfolgte im Februar: Al-Qaida sagte sich in Syrien von der Terrormiliz ISIS los. Zu brutal, zu wenig gehorsam, donnerte al-Qaida-Chef Aiman al-Sawahiri per Internetbotschaft aus seinem Versteck irgendwo im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet.

Nach einigen Monaten des gegenseitigen Abschlachtens sollen sich die beiden Terrororganisationen jedoch wieder verbündet haben. Genauer: Der al-Qaida-Ableger in Syrien, die Nusra-Front, will angeblich wieder gemeinsame Sache machen mit dem Islamischen Staat (ISIS), erfuhr die Nachrichtenagentur AP von hochrangigen syrischen Oppositionellen.

Demzufolge vereinbarten ISIS und Nusra-Front, gemeinsam gegen gegnerische Rebellengruppen vorzugehen. Die Syrische Revolutionärsfront, die vom Westen unterstützt wird, solle vollständig aufgerieben werden – diese Gruppe hat etwa 10 000 bis 12 000 Kämpfer.

ISIS hat nach CIA-Schätzungen gut 30 000 Kämpfer, die Nusra-Front etwa 5000 bis 7000. Zusammen: eine Armee!

Die Ziele in Syrien: Machthaber Baschar al-Assad vertreiben und einen Gottesstaat errichten.

Immer wieder gab es Berichte über Kooperationen der als gemäßigt geltenden Freien Syrischen Armee und der al-Nusra-Front. Auch die FSA kämpft gegen den syrischen Despoten, wird zum Teil auch von den USA unterstützt.

Doch der al-Qaida-Ableger Nusra-Front könnte sich nun schlicht und ergreifend für den vermeintlich Stärkeren entschieden haben – ISIS. Schon in den vergangenen Monaten gab es vereinzelt Berichte, da könnte eine neue große Terror-Allianz entstehen, Kämpfer der Nusra-Front hätten bereits ISIS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi die Treue geschworen.

Hintergrund: Die Nusra-Front war seit Beginn des Bürgerkriegs 2011 eine führende militärische Kraft der Rebellen im Kampf gegen Assad. ISIS drang 2012 von Irak aus nach Syrien ein und erregte mit großer Brutalität Aufsehen und gewann an Einfluss. Al-Qaida wies zunächst alle Forderungen von ISIS nach einer Rolle in Syrien zurück und es entwickelte sich ein Krieg im Krieg – vor allem zwischen ISIS und Nusra-Front. Mit den Erfolgen des Islamischen Staates im Irak, bei denen der Terrormiliz schlagkräftige Waffen aus den Beständen der irakischen Streitkräfte in die Hände fielen, schien ISIS im Machtkampf mit der Nusra-Front die Oberhand zu gewinnen.

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Wie gefährlich ist die neue Allianz des Schreckens – Ändern sich die Machtverhältnisse?

Experten wollen noch nicht von einer Fusion sprechen, sondern eher von lockeren Strukturen, die sich auch jederzeit wieder verändern können.

Nahost-Experte Udo Steinbach von der Humboldt-Viadrina School of Governance in Berlin zu BILD: „Diese Allianz hat keine große Bedeutung. Bis 2013 waren die Organisationen ja vereinigt, dann hat sich ISIS abgespalten. Das ist ein ständiges Schmieden und Zerbrechen von Allianzen.“

Der Experte weiter: „Sobald die Operationen gegen den Islamischen Staat erfolgreicher werden, dürfte es auch dort zu Zerfallserscheinungen kommen. Dann werden die Karten wieder neu gemischt. Entscheidend wird sein, wie es gelingt, die regionalen Akteure zu stärken, die irakische Armee, die syrische Opposition und die Kurden. Die Kurden sind schon recht erfolgreich gegen ISIS. Auch ihr Kampf um Kobane könnte erfolgreich verlaufen, wie es derzeit aussieht.“

Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki, konnte eine Fusion ebenfalls nicht bestätigen. „Unterm Strich bleibt aber: Das sind beides Terrororganisationen, deshalb beobachten wir das genau“, sagte sie im Interview mit dem US-Sender CNN.

Der amerikanische Analyst Tom Joscelyn, der die Terrorgruppen für die Webseite Long War Journal beobachtet, sagt dagegen, zusammen stellten beide Organisationen eine große Bedrohung für Assad und die moderaten Rebellen dar.

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In diesem Punkt sind sich Experten wie Regierungen auf alle Fälle einig: Solange Baschar al-Assad in Syrien herrscht und auch die hilflose Zivilbevölkerung seinen grässlichen Waffen wie Fassbomben aussetzt, gibt es dort keine Ruhe. Ob nun die Extremisten miteinander kämpfen oder konkurrieren.

Udo Steinbach: „Am Ende kommt es darauf an, ob sich die Allianz gegen ISIS auch entschließen kann, das Assad-Regime in Damaskus zu stürzen. Solange Assad an der Macht ist, wird es in Syrien nicht zu Stabilität und Sicherheit kommen.“

Und US-Außenamtssprecherin Jen Psaki sagt: „Terroristen finden seit Jahren Unterschlupf in Syrien. Assad ist der größte Terroristen-Magnet überhaupt.“

Heißt: Assad hat den Militanten Tür und Tor geöffnet, damit sie ins Land kommen und er alle Opposition gegen sich – also auch die gemäßigte – als Terroristen bezeichnen kann. Perfide: Er stellt die Welt vor die Wahl, eine Islamistenherrschaft zu haben oder ihn in Amt und Würden zu lassen. Er lässt bewusst sein Land im Bürgerkrieg versinken, um die eigene Macht zu sichern.

Die USA warnen immer wieder, der Kampf gegen ISIS werde Jahre dauern, es werde Rückschläge geben. Von einem Kampf gegen Assad ist nicht die Rede, es kursiert weiterhin der Begriff „politische Lösung“. Das heißt nichts anderes als eine Fortsetzung des Gemetzels, vielleicht ab jetzt mit wieder vereinten Terrororganisationen.

Die USA warnen immer wieder, der Kampf gegen ISIS werde Jahre dauern, es werde Rückschläge geben. Von einem Kampf gegen Assad ist nicht die Rede, es kursiert weiterhin der Begriff „politische Lösung“. Das heißt nichts anderes als eine Fortsetzung des Gemetzels, vielleicht ab jetzt mit wieder vereinten Terrororganisationen.

Experte Steinbach: „Das ist keine stabile Ehe, sondern eine Ehe auf Zeit.“

US-Außenamtssprecherin Jen Psaki benutzt ein ähnliches Bild: „Wir hatten schonmal eine Scheidung...“. Nicht nur sie hofft, dass sich die Fanatiker in naher Zukunft auch wieder gegenseitig bekämpfen.

Ranghoher ISIS-Kämpfer geköpft und gekreuzigt

Die Terrormiliz ISIS hat übereinstimmenden Angaben zufolge ein hochrangiges Mitglied wegen Diebstahls und Unterschlagung hingerichtet. Der Mann sei in der ostsyrischen Provinz Deir Essor geköpft und gekreuzigt worden, berichtete die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag.

ISIS soll den Angaben zufolge ein Foto von dem an einem improvisierten Kreuz hängenden Toten veröffentlicht haben. Angeblich ordnete ISIS-Führer Abu Bakr al-Bagdadi höchstselbst die Hinrichtung an.

Unklar war zunächst, welche Funktion der Getötete innerhalb der Terrormiliz innehatte und wann genau er hingerichtet wurde. Über seinen Tod wurde auch von anderen Aktivisten sowie innerhalb der sozialen Netzwerke berichtet. Sein Name wurde mit Dschalaibeeb Abu Muntather angegeben, er soll aus Syrien stammen.

Quelle:

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