Putins Manöver erbost die Australier

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Ruhe in Frieden
Putins Manöver erbost die Australier

Russland schickt schlagkräftige Kriegsschiffe vor die australische Küste – passend zum Besuch Putins beim G-20-Gipfel. Das Verhältnis der beiden Staaten ist seit dem MH-17-Abschuss schwer beschädigt.

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Es ist ein Konvoi aus vier Schiffen, der Australien derzeit aufschreckt. Unter ihnen der Lenkwaffenkreuzer "Varyag" und der Zerstörer "Marshal Shaposhnikov", zwei der Prunkstücke, die die recht kleine Pazifikflotte Russlands derzeit aufzuweisen hat. Doch sie nähern sich der nordöstlichen Küste des australischen Kontinents.

Es ist ein Manöver, das die Gemüter in Australien erhitzt. "Stoppt die Boote!", schreibt der "Courier Mail", im Fernsehen fragen Moderatoren, ob "wir uns jetzt Sorgen machen müssen".

Australien ist weit weg von den Konfliktherden dieser Welt, seit dem Zweiten Weltkrieg hat das Land keine ernsthafte Bedrohung mehr erlebt. Doch für einige scheint die plötzlich ganz nahe zu sein. Ein Grund: Regierungschef Tony Abbott rüstete in den vergangenen Wochen gegenüber Russland rhetorisch kräftig auf. Abbott macht Russland mitverantwortlich für den Abschuss der malayischen Passagiermaschine MH-17 über der Ostukraine. Dabei kamen im Juli 298 Menschen ums Leben, darunter 38 australische Staatsbürger.

Der konservative Politiker sprach von Informationen, nach denen das für den Abschuss verwendete Luftabwehrsystem aus Russland stammt und anschließend wieder nach Russland zurückgeschafft worden war. Eine solch eindeutige Schuldzuweisung an Russland hatte nach dem Unglück kein anderer Regierungschef abgegeben.

Australien wollte G-20-Gipfel ohne Putin

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Auch der Lenkwaffenkreuzer Varyag ist Teil des Konvois​

Abbott plädierte wegen des Ukrainekonfliktes zunächst dafür, Russlands Präsident Wladmir Putin vom G-20-Gipfel in Brisbane auszuladen. Der findet an diesem Wochenende statt. Doch andere Staaten waren gegen eine solche Ausladung. Später ließ sich Abbott dann zu einer ungeschickten Bemerkung hinreißen. Er wolle gegen Putin zum "Shirtfronting" antreten. Eine Bezeichnung aus dem "Aussie football", bei dem man mit voller Wucht in seinen Gegner läuft. Eine Formulierung, die er seitdem offensichtlich bedauert und tunlichst vermeidet.

Am Dienstag trafen Abbott und Putin bereits in Peking am Rande des Apec-Gipfels aufeinander. Abbott ließ die heimischen Medien anschließend wissen, er habe eine "sehr ernsthafte" Unterhaltung mit Putin geführt. Eine Sprecherin sagte, Abbott habe Putin eine Entschuldigung empfohlen. Russland stellte das Treffen wiederum als "kurz, wie vereinbart" dar. Man spreche sich weiterhin für eine "unparteiische, schnelle und effiziente Untersuchung" des Unglücks aus.

24 Stunden später meldet das australische Verteidigungsministerium die Sichtung des russischen Konvois zwischen Papua-Neuguinea und der eigenen Küste. Beobachter wie der Analyst James Brown vom "Lowy Institute" halten das für keinen Zufall. Die verlegten Kriegsschiffe seien als "Muskelspiel" Russlands zu betrachten.

Eigene Schiffe zur Aufklärung

Das australische Verteidigungsministerium schickt eigene Schiffe zur Aufklärung. Zugleich gibt es aber auch sehr deutliche Worte der Entspannung. "Die Bewegung dieser Schiffe steht völlig im Einklang mit den Vorschriften der internationalen Gesetze, wonach sich Militärschiffe in internationalen Gewässern frei bewegen können", teilt das australische Ministerium mit.

Auch Russland bemüht sich, die Emotionen nicht noch weiter hochkochen zu lassen. Es gehe bei dem Manöver darum, die eigene Marine fit zu halten, zitiert der "Sydney Morning Harald" einen Sprecher der russischen Botschaft in Canberra.

Die Schiffe würden in internationalen Gewässern verbleiben, deswegen habe man die australische Regierung nicht vorab informiert. "Wir brechen keine Regeln, wir halten uns an internationales Recht. Warum sollten wir als eine Bedrohung angesehen werden?", so der Botschaftsmitarbeiter.

Es habe zuletzt einige "Missverständnisse" zwischen beiden Ländern gegeben. Nun liege es in der Verantwortung beider Seiten, die richtigen Schritte in die richtige Richtung zu unternehmen. Niemand wolle einen Konflikt.



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