So krank macht einen das Leben mit Hartz IV

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Ruhe in Frieden
Eine Umfrage liefert ein erschreckendes Bild über den Gesundheitszustand von Arbeitslosen. Viele Hartz-IV-Empfänger sind übergewichtig, labil und rauchen. Doch an einer Stelle sind sie Vorbild.

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Droht Deutschland eine gesundheitliche Zwei-Klassen-Gesellschaft – oder ist sie womöglich schon Realität? Hartz-IV-Empfänger schätzen ihren körperlichen Zustand deutlich schlechter ein als Menschen mit Job.

40 Prozent der Empfänger von Arbeitslosengeld II gaben in einer Befragung an, gesundheitlich stark eingeschränkt zu sein. Bei den Erwerbstätigen waren es dagegen nur etwa 20 Prozent, wie das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mitteilte.

Für die Studie wurden knapp 12.000 Menschen im Alter von 20 bis 64 Jahren befragt. Eines der auffälligsten Ergebnisse ist, dass 42 Prozent der männlichen und 33 Prozent der weiblichen Hartz-IV-Empfänger von körperlichen Beschwerden berichteten; acht Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen von psychischen Erkrankungen.

Hartz-IV-Empfänger haben dreimal häufiger Beschwerden

Im Vergleich dazu fallen die Werte der arbeitenden Bevölkerung bemerkenswert niedrig aus. Lediglich 17 Prozent der Befragten klagten über körperliche Beschwerden. Das Thema psychische Beeinträchtigung ist nur bei drei Prozent der Menschen mit Jobs relevant. Hartz-IV-Bezieher kommen hier also auf drei- bis viermal so hohe Werte.

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Dass es sich bei diesen Angaben nicht nur um gefühltes Kranksein handelt, zeigt die Tatsache, dass Menschen, die staatliche Unterstützung beziehen, deutlich öfter ins Krankenhaus müssen. So verbrachten beispielsweise männliche Hartz-IV-Empfänger in den vergangenen zwölf Monaten im Schnitt knapp 15 Tage in einer Klinik, während die befragten Erwerbtätigen nur zehn Tage dort waren.

Mögliche Gründe für den deutlich schlechteren Gesundheitszustand liefert die Befragung gleich mit. Denn der Anteil der Raucher ist unter Arbeitslosen extrem hoch. 66 Prozent der befragten Männer greifen regelmäßig zur Zigarette, während nur 32 Prozent der erwerbstätigen Männer dem Tabakkonsum frönen.

Wer Arbeit hat, trinkt mehr Alkohol

Auch auf die Frage, wie oft man pro Woche Sport treibe, gab es erhellende Antworten. Rund 50 Prozent der Hartz-IV-Bezieher sagten "nie". Bei Erwerbstätigen outeten sich lediglich 25 Prozent als totale Sportmuffel.

Angesicht dieser Ergebnisse wundert es nicht, dass rund 25 Prozent der Transfer-Empfänger an Fettleibigkeit leiden. Die arbeitende Bevölkerung kommt auf deutliche niedrigere Werte (Männer: 19 Prozent, Frauen: 14 Prozent).

Der Alkoholkonsum ist allerdings bei der arbeitenden Bevölkerung deutlich stärker ausgeprägt. Nur zwölf Prozent der Männer beziehungsweise 24 Prozent der Frauen mit Job gaben an, dass sie pro Woche nur einmal oder nie Alkohol trinken. Zum Vergleich: Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger liegt im Schnitt fast doppelt so hoch.

Optimalen Gesundheitsschutz können sich nur wenige leisten

Die Forscher des IAB tun sich jedoch schwer, den Gesundheitszustand ausschließlich dem Job-Status zuzuschreiben. "Es ist allerdings unstrittig, dass die Zugehörigkeit zu einer höheren sozialen Schicht oder ein attraktiveres Einkommen mit besserer Gesundheit zusammenhängen", erklärt Johannes Eggs, einer der Autoren der Studie.

Fest stehe auch, dass mit einer Rückkehr in die Arbeitswelt fast immer auch gesundheitliche Verbesserungen einhergehen. "Wir haben in Deutschland zwar keine amerikanischen Verhältnisse. Doch zum Beispiel bei der Auswahl der Brille oder beim Zahnersatz spielt natürlich die finanzielle Situation eine Rolle. Optimale Versorgung kann sich auch hierzulande nicht jeder leisten."



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