Was Sie noch nicht über die Chinesische Mauer wissen

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Ruhe in Frieden
Was Sie noch nicht über die Chinesische Mauer wissen

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Warum betrübte die "unvorstellbar lange Mauer" den ersten chinesischen Raumfahrer? Weshalb wurde das größte Bauwerk der Welt vorübergehend zum Abriss freigegeben? Wissenswertes über die Chinesische Mauer.

Big Ben, Kolosseum oder Eiffelturm - manche Sehenswürdigkeiten hat jeder schon einmal gesehen. Wenn nicht das Original, dann zumindest auf Postkarten, auf Bildern oder als Souvenir. Touristen posieren vor diesen Attraktionen, um zu zeigen: Ja, auch ich war da. Die Sehenswürdigkeiten sind Symbole für eine Stadt, manchmal sogar für ein Land, eine ganze Kultur. Umso mehr lohnt sich der Blick auf die kleinen Geschichten hinter einem Bauwerk, das jeder in- und auswendig zu kennen glaubt.

Die Chinesische Mauer

Sie ist nicht nur das größte Bauwerk der Erde, sie ist auch eines der ältesten: die Chinesische Mauer. Bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. entstanden die ersten Befestigungsanlagen. Über die Jahrhunderte blieb das Konstrukt eng mit der Geschichte Chinas verwoben, als militärisches Bollwerk, aber auch als Symbol für ein mächtiges Weltreich und zahlreiche Herrscherdynastien. Zahlreiche Mythen und Legenden ranken sich um die Mauer und jedes Jahr besichtigen Millionen Besucher das Monument.

Erste Überraschung: Die Chinesische Mauer ist gar nicht eine große Mauer. Stattdessen handelt es sich um Stückwerk. Die einzelnen Abschnitte sind oft gar nicht miteinander verbunden, stammen aus unterschiedlichen Epochen und variieren in der Bauweise. Verschiedene Studien zur Gesamtlänge kommen zu unterschiedlichsten Ergebnissen. Einer neueren Publikation von 2010 zufolge erstreckt sich die steinerne Hauptmauer aus der Ming-Dynastie (1368-1644 n. Chr.) auf 8 850 Kilometer. Insgesamt sollen über die Jahrhunderte hinweg gar mehr als 21 000 Mauerkilometer errichtet worden sein.

Nur außerhalb Chinas ist von der Chinesischen Mauer die Rede. Im Land selbst lautet der Name "10 000 Li lange Mauer". Die Maßeinheit Li entspricht etwa 575 Metern - 10 000 Li umgerechnet also 5750 Kilometer. Doch 10 000 ist im Chinesischen auch gleichbedeutend mit einer unzählbaren Menge, weshalb der Name auch "Unvorstellbar lange Mauer" bedeutet.

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1754 schrieb der britische Antiquar William Stukeley, die gewaltige Mauer sei das einzige Bauwerk, "das auch vom Mond aus erkannt werden kann". Seitdem ist der Mythos in der Welt. Dem guten Mister Stukeley wollen wir keinen Vorwurf machen - er wusste es Mitte des 18. Jahrhunderts wohl nicht besser. Doch mittlerweile konnten sich zahlreiche Menschen vom Gegenteil überzeugen: Nein, mit bloßem Auge ist die Chinesische Mauer aus dem All nicht auszumachen (die Pyramiden von Gizeh allerdings schon). Das musste selbst der erste chinesische Raumfahrer Yang Liwei betrübt feststellen. Umgerechnet gleicht das Ansinnen übrigens dem Versuch, ein menschliches Haar aus 3,2 Kilometern Entfernung betrachten zu wollen.

Der Blick von außen hat das Bild der Chinesischen Mauer als monumentales Bauwerk jenseits aller bekannten Dimensionen geprägt. Erst mit den Begeisterungsstürmen der frühen europäischen Reisenden ging den Chinesen auf, was für ein gigantisches Wunderwerk sie da an ihrer Grenze errichtet hatten. Tatsächlich spielt die Mauer vor dem 20. Jahrhundert in der chinesischen Kunst und Literatur kaum eine Rolle.

Zwar hatten die Chinesen die Schubkarre erfunden - doch auch die muss jemand schieben. In den Hauptbauphasen der Mauer sollen bis zu 20 Prozent der damaligen Gesamtbevölkerung des Reiches an dem Riesenprojekt beteiligt gewesen sein. Vor allem Bauern, Strafgefangene und Tagelöhner mussten unter ärgsten Bedingungen schuften. "Längster Friedhof der Welt" wurde die Mauer auch genannt. Doch ob die Leichen tatsächlich mit eingemauert wurden, ist nicht belegt. Der Mörtel bestand jedenfalls nicht, wie manchmal behauptet, aus menschlichem Knochenstaub, sondern aus gebranntem Kalk und Reismehl.

Mit Maos Langem Marsch und der Kulturrevolution bekam die große Mauer, auf die man gerade noch so stolz war, ein schlechtes Image. Das Mahnmal für Despotie und Gewaltherrschaft wurde zum Abriss freigegeben. Wie aus einem gigantischen Steinbruch durfte sich die Bevölkerung bedienen und Baumaterial abtragen. Erst nach Maos Tod und mit einem wachsenden touristischen Interesse wurde dem Treiben Einhalt geboten und die Mauer wieder als nationales Denkmal betrachtet.

Zauberer David Copperfield hat 1986 die Chinesische Mauer als spektakulären Schauplatz für einen seiner größten Tricks gewählt. Begleitet von einem schwenkbaren Kameraarm und vor zahlreichen Zuschauern ging der TV-Magier durch die Mauer hindurch. Nur Spielverderber würden sich eine der im Internet kursierenden Auflösungen ansehen.

Auch Skateboarder-Legende Danny Way wählte den Gigantismus des größten Bauwerks der Welt, um seinen eigenen Wahnsinn in Szene zu setzen. Mit Hilfe seiner selbst entwickelten "Mega Ramp" sprang Way im Juli 2005 ganze 24 Meter weit und sieben Meter hoch über die Mauer hinweg. Zwei Weltrekorde und ein Eintrag ins Guinness-Buch in einem.



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