Kiss laden wieder zum Livespektakel: "Wir sind nicht die Rolling Stones"

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Auch im Jahr 2015: Kiss, wie man sie schon immer kennt und liebt

Über 100 Millionen verkaufte Tonträger, eine Ansammlung von Gold- und Platin-Auszeichnungen, mit der sich nur noch die Archive von Legenden wie den Beatles und den Rolling Stones messen lassen können, und ein Merchandise-Imperium, das in etwa so viele Produkte bereithält wie eine komplette KaDeWe-Etage: Im Kiss-Universum wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Und das nun schon seit 40 Jahren. Dieser Tage fallen die Kabuki-Rocker mal wieder über Deutschland her. Natürlich wurden in Hamburg, Berlin und Leipzig nur die größten Hallen gebucht. Jede kleinere Arena würde der immensen Last einer Kiss-Produktion wohl kaum standhalten. Mit reichlich Feuer, Rauch, Pyros und Konfetti im Gepäck werden zudem noch das Münchner Olympiastadion ("Rockavaria") und die Schalker Veltins Arena ("Rock im Revier") in Beschlag genommen. Kiss hinterlassen im Spätherbst ihrer Karriere größere Spuren denn je. Aber wie kommt’s? Was ist so faszinierend an vier betagten Rockern, die mit viel Schminke im Gesicht und auf hohen Plateau-Boots stampfend den Rock’n’Roll predigen? n-tv.de sprach mit Kiss-Drummer Eric Singer über leidenschaftliche Fans, Live-Highlights und fehlenden Nachwuchs.

n-tv.de: Eric, auf eurer Band-Homepage ladet ihr immer wieder gerne Bilder von euren Fans hoch. Was dabei auffällt: Eure Fans scheinen immer jünger zu werden. Sogar Kindergarten-Kids posieren komplett geschminkt und mit hochgereckten Fäusten. Wie erklärst du dir das?

Eric Singer: Es mag klischeehaft klingen, aber Kiss-Fans sind mit anderen Fans nicht zu vergleichen. Ich habe schon bei vielen großen Acts hinter dem Schlagzeug gesessen. Black Sabbath, Alice Cooper, Bryan May, Lita Ford: Diese Künstler haben alle tolle Fans, keine Frage. Aber Kiss-Fans setzen der normalen Begeisterung noch einen drauf. Sie stecken voller Leidenschaft. Nichts geht über die Band. Und diese Begeisterung wird der nächsten Generation mit in die Wiege gelegt. Da sind die Großeltern, die mit der Band in den frühen Siebzigern aufgewachsen sind. Die haben das Kiss-Gen dann an ihre Töchter und Söhne vererbt. Und diese kommen heute zu unseren Konzerten und tragen dabei ihre Sprösslinge auf den Schultern.

Die Älteren dürften die Band schon oft live gesehen haben. Aber was ist mit den Jüngsten? Was würdest du beispielsweise einem sechsjährigen Kiss-Fan aus Berlin antworten, der dich nächste Woche fragt, ob er euch im nächsten oder übernächsten Jahr noch einmal bewundern kann? Ich meine, Gene feiert in drei Monaten seinen 66. Geburtstag …

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Eric Singer war von 1991 bis 1996 schon mal Schlagzeuger bei Kiss, ab 2001 sprang er ab und zu ein, seit 2004 ist er endgültig wieder dabei.

Weißt du, ich bin ein Mensch, der den Moment lebt. Was war, interessiert mich genauso wenig, wie das, was vielleicht kommt, oder eben auch nicht. Ich verstehe die Leute, die sich verstärkt Gedanken über die Zukunft der Band machen. Kiss sind nicht die Rolling Stones. Wir laufen nicht mit Sneakers und T-Shirts über die Bühne. Wir brauchen mehr als zwei Stunden, um uns für eine Show vorzubereiten. Ich meine, guck dir Gene an. Sein Kostüm wiegt ungefähr 20 Kilo! Das kann man natürlich nicht ewig stemmen. Der Moment, in dem es nicht mehr geht, rückt natürlich immer näher, keine Frage. Aber wann genau das sein wird? Keine Ahnung.

Was wird dann aus dir? Gene und Paul haben in der Vergangenheit des Öfteren erwähnt, dass es mit der Band auch ohne die beiden verbliebenen Ur-Mitglieder weitergehen wird.

Eric Singer: Für mich wäre das Kapitel dann beendet. Gene und Paul sind und waren immer die treibenden Kräfte in der Band. Sie haben die meisten Songs geschrieben und stellen die mit Abstand markantesten Charaktere der Band dar. Wenn sie gehen, dann gehe ich auch.

Gene ist kein Kind von Traurigkeit. Nicht jeder kommt mit seinen Ansichten klar. Wie denkst du über ihn?

Gene ist eine Persönlichkeit. Er weiß genau, was er will. Damit haben viele Leute ein Problem. Ich glaube, es gibt Millionen Menschen da draußen, die gerne so wären wie er. Aber nur die Wenigsten haben das Zeug dazu. Und der Mensch neigt nun mal dazu, vermeintlich Unerreichbares irgendwann zu verteufeln. Das nennt man dann Neid. Versteh mich nicht falsch. Ich gehe sicherlich nicht mit allem konform, was Gene denkt oder tut. Aber er zieht sein Ding durch. Das beeindruckt mich immer wieder aufs Neue. Außerdem bringt er mich jeden Tag zum Lachen. Er ist nämlich ein extrem witziger Kerl. (lacht) Außerdem spuckt er Blut, speit Feuer und fliegt in einer Rüstung vor meinem Schlagzeug auf und ab. So einen Kerl muss man doch lieben, oder?

Natürlich! Ist das auch dein persönliches Live-Highlight? Der Moment, wenn sich Gene in Richtung Hallendecke verabschiedet?

Ja, irgendwie schon. Das sind ja ein paar Minuten, in denen ich nicht spielen muss. Also sitze ich auf meinem Hocker und gucke mich um. Und was sehe ich dann? Eine riesengroße Bühne, eingehüllt in Rauch und Feuer. Überall flackern Lichter und zwanzig Meter vor mir drehen tausende Menschen am Rad. Das ist schon ziemlich krass.

Klingt nach einem tollen Job.


Ja, der Beste, wenn du mich fragst.

Viele Kritiker der Band reduzieren Kiss nur auf die Show. Ärgert dich das?

Nein, gar nicht. Kiss sind nun mal keine herkömmliche Band. Die Show gehört dazu. Das ganze Drumherum gehört dazu. Das Merchandise, die Meets & Greets, die Unplugged-Gigs vor den Konzerten: Das alles ist Kiss. Aber all das würde ohne die Musik nicht funktionieren. Und wir sprechen hier nicht von Allerwelts-Dudelei. Songs wie "Rock And Roll All Night", "Detroit Rock City" oder "Love Gun" sind Rock-Meilensteine. Wer das leugnet, der hat einfach keine Ahnung. Punkt. Und über solche Leute kann ich mich nicht ärgern. Das wäre reine Zeitverschwendung.

Ihr seid ja alte Hasen im Business. Wie steht's denn um die neue Rock-Generation? Gene macht sich dahingehend ja große Sorgen.

Ja, und das auch zu Recht. Natürlich gibt es viele junge Bands, die das Zeug dazu haben, Großes zu erreichen. Was mir allerdings fehlt, sind Lichtgestalten. Ich sehe keinen neuen Steven Tyler da draußen. Ich finde auch keinen neuen Freddie Mercury. Auch keinen wie Robert Plant oder Paul Stanley; Kerle, die die Massen in ihren Bann ziehen. Das bereitet mir Sorgen.

Was ist mit Dave Grohl?

Ein großartiger Musiker, keine Frage. Ich liebe die Foo Fighters. Aber Dave ist mehr ein Teamplayer, kein Alleinunterhalter. Jemanden wie Paul Stanley oder Steven Tyler könntest du auch alleine auf die Bühne stellen. Solche Typen sind momentan Mangelware.

Wie sieht's in anderen Branchen aus?

Da scheitert es dann an der Musik. (lacht)

Beispiele?

Nun, da fallen mir Beyonce und Bruno Mars ein. Die beiden haben es echt drauf.

Wow! Und das aus dem Mund eines waschechten Rockers. Hut ab!

Qualität lässt sich nun mal nicht leugnen. Wenn etwas gut ist, dann ist es gut; egal, ob man es persönlich mag oder nicht. Ich kann Leute nicht ernst nehmen, die mir erzählen wollen, dass eine Beyonce nicht singen kann. Das ist doch Bullshit. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass ihr momentan kaum eine andere Sängerin auf diesem Planeten das Wasser reichen kann.

Wer kann Kiss das Wasser reichen?

In puncto Gesamtpaket sicher nicht viele. Und das sage ich nicht nur, weil ich selbst in der Band spiele. Ich kann die Leute an einer Hand abzählen, die mir nach einer Kiss-Show erzählt haben, dass sie mehr erwartet hätten. Und weiß Gott, ich habe mich schon mit tausenden Leuten nach unseren Shows unterhalten.

Ich bin gespannt. Vielleicht sieht man sich ja kommenden Mittwoch nach der Show in Berlin. Mal sehen, was ich dann zu sagen habe.


Du wirst es nicht bereuen. Glaub mir.:RpS_flapper::RpS_flapper::RpS_flapper:

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