EA verhundertfacht Gewinn: Spinnen die oder spinnen wir?

vladi63

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Die Rechnung geht auf – zumindest für EA: Der Spiele-Publisher hat das erfolgreichste Geschäftsjahr seit seiner Gründung hingelegt. Der Grund hat drei Buchstaben. Ein D, ein L und ein C. Während die Spieler-Community weltweit am Rumheulen über EAs verfehlte DLC-Politik ist und den Niedergang ihres liebsten Hobbys beklagt, scheint es mehr als genug Leute zu geben, die sich jeden hingeschluderten DLC kaufen, den EA auf den Markt rotzt. Aber wer sind die, und warum machen die das? Ein Kommentar zur Klärung der Schuldfrage.

EA streicht Riesengewinn ein
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Electronic Arts, einer der meistgehassten Publisher des Planeten, macht das vergangene Geschäftsjahr zum erfolgreichsten der Firmengeschichte. EA konnte seinen Gewinn von 8 Millionen Dollar im Vorjahr auf 875 Millionen Dollar steigern: "Respekt", raunt man da beeindruckt und lüftet den als DLC erworbenen bunten Hut, "läuft bei euch". Die Folge? EA wird nicht so weitermachen. EA wird alles noch viel schlimmer machen.

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Preiserhöhungen durch die Hintertür
Ein Unternehmen muss wachsen, so ist das heutzutage, denn ohne Wachstum herrscht Stillstand, und Stillstand bedeutet Tod. Für das nächste Jahr dürften die Herren in der Chefetage, sobald sie mit Händereiben und Schulterklopfen fertig waren, deshalb neue Ziele definiert haben. Diese Ziele liegen – und das ist jetzt eine ganz grobe Schätzung – vermutlich rund 20 Prozent über denen des Vorjahres. Wenn die Producer und ihre Entwickler-Teams plötzlich 20 Prozent mehr Kohle ranschaffen sollen, gibt es nur eine Handvoll Optionen: Einsparungen durch Entlassungen sind derzeit unwahrscheinlich, schließlich brummt der Laden. Den Preis für neue Titel einfach um 10 Euro zu erhöhen, geht nicht, die Spieler würden ausflippen. Bleibt die bewährte Preiserhöhung durch die Hintertür. Man gibt den Käufern einfach noch weniger Spiel fürs Geld und lagert noch mehr essentiellen Content in DLCs aus.

100 Euro für ein Spiel
Electronic Arts, Activision, Warner Interactive, Bethesda und wie sie alle heißen, es gibt heutzutage keinen Publisher mehr, der auf DLCs verzichtet. Selbst CD Projekt hat für "The Witcher 3" – neben 16 kostenlosen – bereits zwei kostenpflichtige Erweiterungen angekündigt. Einer macht's vor, hat Erfolg damit, und alle anderen machen's nach. Wer heute den neuesten Call-of-Duty-Teil mit allen verfügbaren Inhalten spielen will, muss 100 Euro auf den Tisch legen. Wer "Batman: Arkham Knight" komplett genießen will, soll 120 Euro löhnen. Wer "Die Sims 4" mit allen Erweiterungen spielen will, sollte am besten gleich den Bausparvertrag auflösen.

Spinnen die?
Man fragt sich: "Spinnen die?" Und meint damit nicht nur die Publisher, die Spieler heutzutage wie Süchtige behandeln, die für den nächsten Fix ihre eigene Großmutter verkaufen würden. Nein, man meint damit die Spieler, die diesen Mist tatsächlich kaufen: "Spinnen die?" Aber wer sind "die" eigentlich? Sind Sie es? Bin ich es? Zumindest bei mir kann ich Entwarnung geben, alles ok, alles im grünen Bereich, spinne nicht: Na ja, vielleicht ein bisschen, aber wenigstens kaufe ich keine DLCs. Bei Ihnen bin ich mir nicht so sicher. Am Ende will es immer keiner gewesen sein. Aber jetzt mal Hand aufs Herz: Sind Sie schuld?

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Wir spinnen!
Schuld an dieser bedauerlichen Situation sind nicht die Publisher. Die versuchen alles, um Geld zu verdienen, dazu sind sie schließlich da. Schuld sind wir selbst. Solange wir den DLC-Schund kaufen, werden die Publisher ihn produzieren. So einfach ist das. Und ja, sie werden sich immer neue, immer dreistere Methoden einfallen lassen, den letzten Cent aus einem Spiel und unseren Geldbörsen zu quetschen. Ja, sie werden Grenzen ausloten. Und noch mal ja, sie werden fertigen Content aus einem fertigen Spiel herausschneiden, um ihn später zu völlig wahnwitzigen Mondpreisen separat zu verkaufen. Sie werden leugnen, sie werden lügen, und sie werden es tun. Weil wir sie nicht daran hindern. Dabei wäre es so einfach, denn man müsste zur Abwechslung mal gar nichts machen. Nicht vorbestellen. Nicht kaufen. Nicht bücken.
 
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